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Erster toter Wolf in der Heide

Eine Wölfin mit drei Pfoten ist Mittwochmorgen im Berufsverkehr in der Dresdner Heide überfahren worden.

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© Sachsenforst

Von Jens Fritzsche

Rödertal. Es klang zunächst nach einem dieser üblichen Einsätze. Mal wieder ein Wildunfall an der vielbefahrenen Straße durch die Dresdner Heide. Zwischen dem Ortsausgang der Landeshauptstadt am Fischhaus und Radeberg war es am Mittwochmorgen, kurz nach sieben Uhr, im dichten Berufsverkehr zu einem Zusammenstoß gekommen. Die Leute vom Sachsenforst rückten an; und staunten nicht schlecht. Kein Wildschwein, kein Reh, das da tot am Straßenrand lag –  sondern eine Wölfin.

„Eine Wölfin, die wir dabei schon länger kennen“, sagt der für die Heide zuständige Forstbezirkschef Heiko Müller. Denn diese Wölfin war ein besonderes Tier, sie hatte nur noch drei Pfoten. „Offenbar hatte sie sich als Jungtier schwer verletzt und ihre linke Vorderpfote eingebüßt“, vermutet er. Und weil diese Wölfin dadurch gut zu unterscheiden war, können die Forstmitarbeiter nun auch mit Bestimmtheit sagen, dass das Tier in letzter Zeit öfter in der Dresdner Heide gesichtet worden war.

Zur Welt gekommen ist die Wölfin dabei wahrscheinlich in der nahen Laußnitzer Heide bei Ottendorf-Okrilla. Auch dort ist ja bekanntlich ein Rudel ansässig, das von der nicht weit entfernten Königsbrücker Heide herübergewandert ist. „Sie war offenbar der einzige Welpe eines Wurfs und vor gut drei Jahren zur Welt gekommen“, weiß Heide-Forstchef Müller. Und sie blieb letztlich auch weitgehend allein. Ihr Handicap machte sie offensichtlich zum ausgestoßenen Einzelgänger. Und so war sie in den vergangenen Wochen regelmäßig in der Dresdner Heide aufgetaucht, immer im Bereich entlang der vielbefahrenen Radeberger Straße. Nicht ohne Grund ist Heiko Müller jedenfalls überzeugt: „Die fehlende Pfote bereitete ihr offenbar Probleme beim Jagen – und so hatte sie sich wohl darauf spezialisiert, bei Unfällen an der Straße getötete Tiere zu vertilgen.“ Das wurde ihr nun aber selbst zum Verhängnis.

Wölfe in Ottendorf gesichtet

Dass ab und an Wölfe auch in der belebten Dresdner Heide auftauchen, war dabei längst kein wirkliches Geheimnis mehr. Auch die Ullersdorfer Revierförsterin Uta Krause hatte zwischen Radeberg und Ullersdorf schon öfter Begegnungen mit Wölfen. Allerdings sei das Umfeld in der stark von Spaziergängern, Radfahrern, Forstarbeitern und Pilzsuchern genutzten Dresdner Heide eigentlich zu unruhig, dass sich ein Wolf hier für länger niederlassen würde, findet sie.

Dennoch sind die Wölfe hier längst Dauergäste. Zumindest als „Durchreisende“. Seit Jahren werden wie beschrieben in Ottendorf-Okrilla Wölfe gesichtet, die aus den nahen Rudeln in der Laußnitzer und Königsbrücker Heide stammen und auf ausgedehnte Wanderungen gehen. „Der Wolf ist längst da“, hatte schon vor zwei Jahren zum Beispiel der Ottendorfer Jagdpächter Manfred Friedrich erklärt, als kurz vor Weihnachten auf der Autobahn zwischen Ottendorf und Hermsdorf früh morgens ein Transporter mit einem Wolf zusammengestoßen war. Das hatte für reichlich Aufsehen gesorgt. Kurz zuvor hatte ein Jogger auch im Radeberger Hüttertal einen Wolf gesehen. Und auch in der Massenei bei Großröhrsdorf tauchen regelmäßig durchziehende Wölfe auf. Bei einer Großjagd zum Jahresbeginn hatten gleich mehrere Jäger Wölfe gesichtet.