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Erste Mautsäule auf der B 98

Ab 1. Juli kommt die Maut für alle Bundesstraßen. Bei Großenhain wird zurzeit das erste Fundament errichtet.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Großenhain. Das irgendetwas an der Bundesstraße 98 bei Großenhain gebaut wird, hatte sich angedeutet. In der Vorwoche wurden schon mal Baustellenampeln am Fahrbahnrand hingestellt. Seit Montag sind sie aktiviert. Etwa in Höhe des Großenhainer Geflügelhofs sind Bauarbeiter mit Schacht- und Betonierarbeiten beschäftigt. Deshalb ist die Bundesstraße an dieser Stelle halbseitig in Richtung A 13 gesperrt.

So soll die Mautsäule einmal aussehen.
So soll die Mautsäule einmal aussehen. © Toll Collect/Pressestelle

Wie Großenhains Stadtsprecherin Diana Schulze auf SZ-Anfrage mitteilt, wird hier zurzeit das Fundament für eine Lkw-Maut-Kontrollsäule errichtet. Denn ab 1. Juli kommt die Lkw-Maut für alle Bundesstraßen. Bisher gilt sie nur auf Autobahnen und vierspurigen Bundesstraßen.

Deutschlandweit sind 600 Maut-Kontrollsäulen entlang von Bundesstraßen geplant, bestätigt Martin Rickmann, der Pressechef von Toll Collect. Dieses Unternehmen mit Sitz in Berlin betreibt im Auftrag des Bundes seit 1. Januar 2005 das weltweit erste satellitengestützte Mautsystem für Lastkraftwagen. Zusammen mit dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) kontrolliert Toll Collect die Mautpflicht und transferiert die Einnahmen, nach eigenen Angaben, unverzüglich in den Bundeshaushalt.

Knapp dreimal so viele Mautstraßen wie bisher

Der Lkw-Verkehr nimmt stetig zu. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 haben Lkw ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht 25,2 Milliarden Kilometer auf den mautpflichtigen Straßen zurückgelegt. Das ist im Vergleich zum Vorjahr (24,4 Milliarden Kilometer) ein Anstieg um etwa 3,5%.

Sechs von zehn Lastwagen, die die Mautstrecken in Deutschland befahren, sind in Deutschland zugelassen. Danach folgen Lkw aus Polen, Tschechien, Rumänien und den Niederlanden.

Bisher wurde die Lkw-Maut auf rund 12800 Kilometer Bundesautobahnen (seit 2005) und auf knapp 1200 Kilometer vierspurige Bundesstraßen (seit 2012) erhoben. Ab 1. Juli 2018 soll die Lkw-Maut auf allen Bundesstraßen gelten. Letztere sind insgesamt rund 39000 Kilometer lang.

Quelle: Bundesamt für Güterverkehr

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Die Maut-Kontrollsäule von Großenhain dürfte eine der ersten im Landkreis Meißen sein. Wenn nicht sogar die erste. „Die Auswahl des Standortes ist nicht so einfach“, sagt Rickmann. „Sie unterliegt einer ganzen Reihe von Kriterien.“ Etwa 30 müssten berücksichtigt werden. Unter anderem wird geprüft, ob Mindestsichtweiten eingehalten werden und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Zudem muss sich der Standort im öffentlichen Raum (also nicht in Privatbesitz) befinden, und auch eine stabile Mobilfunkverbindung muss gewährleistet sein. Das Hauptaugenmerk liege dabei auf Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen, so Rickmann. Die Auswahl trifft das BAG. Das Bundesamt in Köln gibt vor, in welchen Bundesstraßen-Abschnitten eine Kontrollsäule errichtet werden soll.

Der Pressechef von Toll Collect betont, dass es sich bei den Säulen lediglich um ausgewählte Kontrollpunkte handelt. Auf Autobahnen übernehmen bundesweit 300 Maut-Kontrollbrücken diese Aufgabe. Die bisher einzige mautpflichtige Bundesstraße ist seit Juli 2015 die vierspurig ausgebaute B 169 vom Abzweig Glaubitz bis Seer-hausen. Dort kontrolliert das BAG stichprobenartig mit Infrarot-Sensoren, ob vorbeifahrende Lkw ordnungsgemäß die Maut entrichten. Das macht in Großenhain bald die neue Maut-Kontrollsäule.

Wie viel Maut ein Spediteur zu bezahlen hat, ist u. a. von der Achsenanzahl und der Schadstoffklasse des Lkw abhängig. Laut Rickmann betrug der durchschnittliche Mautsatz im letzten Jahr etwa 16 Cent pro Kilometer. Der Bund hatte mehr als fünf Milliarden Euro eingenommen. Die Ausweitung der Maut auf die Bundesstraße soll dem Bund jährlich zusätzlich bis zu zwei Milliarden Euro einbringen.