Von Linda Barthel und Sandro Rahrisch
Dresden. Die neue Flüchtlingsunterkunft am Hauptbahnhof steht. Dienstagabend schlossen die Ehrenamtler vom Technischen Hilfswerk (THW) und die Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) die Arbeiten am Großzelt mit 200 Betten ab. Die Fakten und wie es weitergeht:
Neues Flüchtlingslager in der Südvorstadt
- Rund 200 Flüchtlinge sind in das Zelt eingezogen
- Rechte Gruppe will am Mittwochabend vor der Unterkunft aufmarschieren
- „Dresden Nazifrei“ kündigt Gegenaktion an
- DRK muss Spendenstopp verhängen
- Es ist unklar, ob weitere Zelte aufgebaut werden
Lange stand das Zelt am Abend nicht leer. Um 20.55 Uhr kam der erste Bus mit etwa 50 Asylsuchenden dort an. Als Erste betrat eine Familie mit zwei Kindern das Gelände, auf dem sie nun auf unbestimmte Zeit lebt. Noch in der Nacht kamen drei weitere Busse erwartet. Die rund 200 Betten sind nun komplett belegt. Unter den Bewohnern sind viele Kinder.
Eigentlich sollte das 20 mal 50 Meter große Zelt bereits Dienstagmorgen fertig sein. Das war jedoch zeitlich nicht zu schaffen, so der Pressesprecher vom THW. Denn kurzfristig wurde entschieden, doch noch einen Holzboden in das Zelt zu bauen, damit dieses wetterbeständiger ist. Die Spanplatten für 1 000 Quadratmeter Fläche waren aber nicht so leicht aufzutreiben. Beim Bau wurde der Dresdner Ortsverband von den Kollegen aus Zittau, Görlitz, Kamenz, Pirna und Freiberg unterstützt.
Unter den Spanplatten befinden sich 750 Tonnen Schotter und Mineralgemisch, die schon am Montag angeliefert und auf der Wiese verteilt wurden. Nachdem der Untergrund fertig und die einige Stunden zuvor angelieferten Betten ins Zeltinnere geräumt waren, konnte das Zelt an das DRK übergeben werden. Die Mitglieder betreuen die im Zelt untergebrachten Flüchtlinge. Am Dienstag waren sie zunächst damit beschäftigt, genügend Sanitär- und Duschcontainer auf das Gelände zu schaffen. Da die Nachfrage derzeit sehr groß ist, gestaltete sich die Suche schwierig, so DRK-Sprecher Torsten Wieland.
Dresdner Spendenbreitschaft hoch
Die Suche nach Spenden ist dank der großen Hilfsbereitschaft der Dresdner dagegen einfach. Nachdem am Sonntag in der Offizierschule des Heeres rund 270 Flüchtlinge untergebracht wurden, brach eine Spendenwelle aus. Deshalb musste das DRK nun einen mindestens einwöchigen Stopp verhängen. Die Mitglieder kommen einfach nicht mehr mit der Verteilung hinterher.
Einige der bisher abgegebenen Spenden gehen sicher auch in das neue Großzelt in der Südvorstadt. Noch ist unklar, wie lange die Asylsuchenden auf dem Gelände an der Strehlener Straße leben werden. „Das Zelt ist für eine Unterbringung in den nächsten Tagen eingerichtet. Es sind noch keine Pläne für diesen Standort bekannt, die bis in den Winter hineinreichen“, so Holm Felber von der Landesdirektion Sachsen. In jedem Fall ist das Zelt beheizbar. Das angelieferte System war bereits am Morgen fertig aufgebaut.
Laut der Dresdner Polizeidirektion liefen die Arbeiten – ebenso wie die am Montag – größtenteils ruhig ab. Allerdings waren die Helfer immer wieder Pöbeleien von Passanten ausgesetzt. Die Polizei war seit Mittag mit mehreren Einsatzwagen vor Ort, um die Arbeiten und die Ankunft der Flüchtlinge abzusichern. Kurz nach dem Mittag war ein 52-jähriger Fotograf der Deutschen Presse-Agentur von einem Bürger angegriffen worden. Nach einer verbalen Auseinandersetzung schubste der 46-jährige Dresdner den Fotografen, der dadurch leichte Blessuren erlitt. Außerdem wurden sein Auto und die Kamera beschädigt. Die Polizeidirektion schickte daraufhin einen Streifenwagen an die Strehlener Straße. Die Beamten ermitteln wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung.
Kommen weitere Zelte?
Noch ist unklar, ob das Großzelt an der Strehlener Straße das Einzige auf dem Areal bleibt. Laut Innenminister Markus Ulbig (CDU) könnten zwei weitere folgen, eines noch in dieser Woche. „Im Moment gibt es keine Entscheidung, dass dort weitere Zelte aufgebaut werden“, sagte Landesdirektionssprecher Felber am Dienstag. Es muss abgewartet werden, wie hoch der Bedarf ist. In Dresden werden in den nächsten Tagen weitere Flüchtlinge erwartet. (mit lex)