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Erstaunliches aus einem Klumpen Erde

Mit ihrer Keramik-Serie steigt Silke Rötzschke in die Pirnaer Unikat-Liga auf. Jetzt ist aber erst mal Familie angesagt.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. Stolz stellt Silke Rötzschke den Krug, die große Wasserschale, vier Becher und die Seifenschale auf den großen Tisch in ihrer Keramik-Werkstatt. Die siebenteilige Serie hat sie Erlpeters Quell-Set genannt. Dahinter steht eine schöne Geschichte. „Als ich im Sommer mit meinem Mann einen Spaziergang durch die Pirnaer Innenstadt machte, fiel mir der Erlpeter-Brunnen an der Rückseite der Marienkirche auf“, erinnert sich die Künstlerin. Sie überlegte lange, dann hatte sie die Idee, den Brunnen mit ihrer Kunst in Verbindung zu bringen. „In dem Krug soll das Trinkwasser aus dem Brunnen geholt werden. Es kann dann entweder in die Becher zum Verzehr gegossen werden oder man füllt mit dem Wasser die Schale zum Waschen. Womit dann auch die Seifenschale Sinn macht“, erklärt die 51-Jährige.

© SZ

Die kritische Jury, die das Label Pirnaer Unikat vergibt, überzeugte sie mit dieser Entstehungsgeschichte und der Produktserie auf Anhieb. Über die Auszeichnung freut sich Silke Rötzschke. „Es ist eine schöne Anerkennung meiner Arbeit“, sagt sie, überlegt einen Moment und stellt schließlich mit einem Lächeln fest: „Natürlich kann jeder Kunde selber entscheiden, wofür er die Gefäße nutzt. Blumen machen sich in dem Krug auch gut.“ Sicher ist jedenfalls: Der Name Unikat ist treffend, denn Silke Rötzschke arbeitet mit der Töpferscheibe nicht auf Massenproduktion, sondern fertigt die Keramik ausschließlich mit ihren Händen. Für die Glasur der Erlpeter-Serie hat sie ein helles Mintgrün gewählt. „Ich fand, der Farbton passt gut zu Wasser, zu einer Quelle und zur Natur. Er steht für Frische“, erklärt Rötzschke. Das Set kostet 122 Euro, man kann die einzelnen Teile aber auch separat erwerben.

Obwohl Silke Rötzschke mit dem Verkauf erst so richtig im Advent durchstarten möchte, gibt es jetzt bereits Lob. „Meine Familie und Freunde finden die Serie sehr gelungen“, erklärt sie. Dabei kommt Silke Rötzschke beruflich aus einer ganz anderen Ecke. Geboren wurde sie in Dohna und aufgewachsen ist sie in Wünschendorf. Nach der Schule absolvierte sie eine Lehre zur Uhren/Schmuck-Verkäuferin. In diesem Beruf arbeitete sie viele Jahre zuerst in Pirna und dann im Seidnitz-Center in Dresden. Veränderungen kommen mit dem Jahr 2001. Aus Interesse meldet sie sich kurzentschlossen zu einem Töpferkurs bei der Volkshochschule an. Volltreffer. „Ich wollte mich gerne kreativ ausprobieren, und das Handwerk gefiel mir auf Anhieb“, erinnert sie sich. Sie überlegt einen Moment und sagt dann: „Es ist schon erstaunlich, was man aus einem feuchten Klumpen Erde alles machen kann.“

Sie denkt weiter in diese Richtung und macht sich schließlich 2006 mit ihrem liebgewordenen Hobby selbstständig. Den kleinen Brennofen stellt sie zunächst im Keller ihres Wohnhauses in Struppen auf. Später erwirbt ihr Mann für seinen Dachklempner-Betrieb eine große Scheune in Dorf Wehlen. Für das Obergeschoss hat er keine Verwendung. Seine Frau Silke hingegen sofort. 2007 eröffnet sie hier ihre Deko-Keramikwerkstatt, wo sie u. a. Vasen, Keramik-Engel und Kerzenständer verkauft. Dabei weiß sie natürlich auch, dass Dorf Wehlen nicht gerade die Metropole der Sächsischen Schweiz ist. Dennoch klagt sie nicht über zu wenig Kunden. „Am Wochenende gehe ich oft auf Märkte, um dort meine Keramik zu verkaufen. So komme ich auch mit Interessenten in Kontakt, die dann den Weg in meine Werkstatt finden“, berichtet sie. Außerdem bietet sie Keramik-Kurse an.

Pläne, ihren Betrieb zu erweitern, hat Rötzschke derzeit nicht. Und dafür gibt es einen guten Grund. Jetzt muss sie sich erst mal Zeit für ihr erstes Enkelkind nehmen. Erst vor Kurzem ist sie Großmutter geworden. Gerade arbeitet sie an einer Geburtskugel für den kleinen Tim, auf der sein Geburtsdatum, sein Gewicht und sein Name stehen. Dass weitere handgefertigte Überraschungen aus der Keramik-Werkstatt der Oma für den Enkel folgen, ist nicht auszuschließen.