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Erst Sturm, dann Hochwasser

Umgestürzte Bäume haben Straßen und Schienen blockiert. Die Elbe kratzt an der ersten Alarmstufe.

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© Roland Halkasch

Von Sandro Rahrisch und Peter Hilbert

Sturmtief „Thomas“ hat in der Nacht zum Freitag die Dresdner Feuerwehr in Atem gehalten. Mit Böen bis zu 86 km/h traf es die Landeshauptstadt zwar nicht so heftig, wie zunächst befürchtet. Trotzdem stürzten Bäume um, einer fiel geradewegs auf ein fahrendes Auto.

Zwischen Kleinzschachwitz und Pillnitz kann nur noch die Autofähre pendeln.
Zwischen Kleinzschachwitz und Pillnitz kann nur noch die Autofähre pendeln. © Roland Halkasch
Schwäne statt Autos: Der Parkplatz am Blasewitzer Schillergarten ist bereits gesperrt worden. Die Elbe führt Hochwasser. Knapp vier Meter soll der Pegel am Wochenende erreichen.
Schwäne statt Autos: Der Parkplatz am Blasewitzer Schillergarten ist bereits gesperrt worden. Die Elbe führt Hochwasser. Knapp vier Meter soll der Pegel am Wochenende erreichen. © Sven Ellger

Kurz nach 19 Uhr kippte die 20 Meter hohe Linde auf die Reicker Straße in Strehlen und traf einen Wagen. „Der Fahrer konnte zum Glück unverletzt aussteigen“, sagte Feuerwehrsprecher Rainer Jonas. Die Einsatzkräfte zersägten den Koloss vor Ort. Auch in Prohlis hielt ein Baum dem Sturm nicht stand. Er stürzte auf eine Telefonleitung an der Langobardenstraße, in mehreren Häusern konnte daraufhin nicht mehr telefoniert werden. Die Kameraden mussten den Baum mit Drehleiter und Kettensäge abtragen. Gerufen wurde die Feuerwehr auch an die Boxdorfer Straße in Trachau. Dort wehte „Thomas“ 50 Pakete Dämmmaterial von einer Baustelle. Überall in der Stadt stürzten außerdem Bauzäune um.

Mit Sturmschäden hatte am Freitag die Städtebahn Sachsen zu kämpfen. Auf den Strecken von Dresden nach Königsbrück und Kamenz erreichten die Züge bis zum Mittag nicht ihr Ziel. Umgestürzte Bäume blockierten die Schienen. Zwischen Ottendorf und Königsbrück sowie Pulsnitz und Radeberg musste ein Busnotverkehr eingerichtet werden. Auch von Dresden nach Zwickau und Hof kam es zu Verspätungen. Bereits am Donnerstagabend mussten in Klotzsche zwei Flüge von und nach Düsseldorf und Köln gestrichen werden.

Bus-Mahnmal hält Sturm stand

Sorgen bereitete zunächst das Bus-Mahnmal auf dem Dresdner Neumarkt. So war unklar, ob die hochkant aufgestellten Fahrzeuge niedergelegt werden mussten. Statiker schätzten schließlich ein, dass es reichen würde, den Sockel mit viereinhalb Tonnen schweren Betonklötzen zu sichern. „In der Nacht war noch einmal ein Mitarbeiter vor Ort, um zu sehen, ob alles hält“, sagte Christiane Mennicke-Schwarz vom Kunsthaus Dresden am Freitag. „Es ist alles gut gegangen.“

Windig wird es laut Meteorologen erst am Sonntag wieder. Vorher wird Hochwasser ein Thema. Der Dresdner Elbpegel ist am Freitag auf 3,85 Meter gestiegen, normal sind etwa 1,80 Meter. Ab vier Metern wird die Alarmstufe eins ausgerufen. In der Nacht zum Freitag ebbte das Hochwasser zunächst leicht ab, stieg am Morgen aber wieder. Mit deutlich höheren Wasserständen rechnet das Landeshochwasserzentrum in den nächsten Tagen nicht. In Schöna stieg das Wasser bereits am Freitag nicht mehr an. Und größere Regenmengen werden auch nicht erwartet. Knapp vier Meter sind am Wochenende in Dresden vorhergesagt. Es seien zwar einige Rad- und Uferwege nicht befahrbar, etwa am Blauen Wunder. Sonst gebe es aber keine Einschränkungen, so Behördensprecherin Karin Bernhardt. „Wir haben im Moment keine Gefahr, bei der sich jemand Sorgen machen muss.“

Hochwasser führen derzeit auch die Lockwitz und die Weißeritz. Dort erwartet das Dresdner Umweltamt nicht, dass die Alarmstufe eins überschritten wird. Trotzdem gibt es Probleme: Der Ausbau der Weißeritz musste unterbrochen werden, teilt Projektleiter Reinhard Scholz von der Landestalsperrenverwaltung (LTV) mit. Das Flussbett soll 1,50 Meter tiefer werden, sodass eine 500-jährliche Flut wie 2002 problemlos abfließen kann. Doch bereits seit Montag kann an der Baustelle am Emerich-Ambros-Ufer im Bereich der Brücke Fröbelstraße nicht mehr gearbeitet werden. Am Weißeritzknick an der Löbtauer Straße mussten die Arbeiten am Donnerstag unterbrochen werden. Bei einem Wasserstand von zwei Metern fließen etwa 30 Kubikmeter pro Sekunde den Fluss hinab. Bis zu einem Durchfluss von zehn Kubikmetern kann aber nur gearbeitet werden. Weitergebaut wird, wenn der Pegel wieder deutlich sinkt. „Ungewöhnliche Zustände sind das aber noch nicht“, sagt Scholz. „Wir sind nur von vergangenen trockenen Jahren verwöhnt.“

Obwohl die Stadtverwaltung derzeit keine Hochwassergefahr sieht, bittet sie die Anlieger von Weißeritz und Lockwitz, die Entwicklung des Pegels weiter zu verfolgen und gegebenenfalls Vorsorgemaßnahmen zu treffen.