Merken

Erst Paten, dann Freunde

Die Kirchgemeinde Oppach feiert mit ihren Partnern aus Niedersachsen 50 Jahre. Davon profitiert die ganze Region.

Teilen
Folgen
© Rafael Sampedro

Von Gabriela Lachnit

Oppach. Giesela Schulze, Pfarrer Matthias Mory, Marianne Gaida und die anderen Mitglieder der Gruppe sind schon seit Tagen aufgeregt. An diesem Freitag reist eine Delegation von etwa 50 Leuten aus Oppach nach Schwanewede. Das liegt nordwestlich von Bremen im Landkreis Osterholz/Niedersachsen. Die Oppacher und die Schwaneweder Kirchgemeinden feiern vom 11. bis 14. Mai ihre Partnerschaft, die in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum hat.

Es sei nicht selbstverständlich, dass solche Beziehungen so lange halten und vor allem so intensiv seien, betont Pfarrer Mory. Er ist gebürtiger Oppacher und seit zwölf Jahren Pfarrer in Oppach und Sohland. Aufgewachsen ist er jedoch anderswo. Er hebt hervor, dass das Jubiläum zwar in diesem Jahr gefeiert werde, aber die Beziehungen zwischen den Kirchgemeinden wahrscheinlich viel älter sind. Es gebe kein Schriftstück, auf dem festgehalten sei, seit wann sich Oppacher und Schwaneweder Christen regelmäßig begegnen. Vor der Wende 1989 war die Beziehung mehr eine Patenschaft der westlichen Kirchgemeinde über die östliche. Sie sei sehr einseitig gewesen, erläutert der Pfarrer. Zustande gekommen sei die Patenschaft nach dem Gießkannenprinzip, wobei in den 1950-ern festgelegt worden war, dass Kirchgemeinden aus Niedersachsen Paten für sächsische Kirchen werden sollten. Sehr dankbar habe man die materielle Unterstützung für die Kirche in Oppach angenommen, zum Beispiel für die Reparatur des Kirchendaches, sagt der Pfarrer. Besuche waren anfangs systembedingt nur in einer Richtung möglich. Das hat der Patenschaft keinen Abbruch getan. Aktive Kirchenmitglieder auf beiden Seiten haben die Beziehung gepflegt. Mit der Wende 1989 hat sie sich schnell in eine Partnerschaft verwandelt, denn nun konnten auch die Oppacher ihre Partner im Westen besuchen und ihre Neugier auf die ehemaligen Paten stillen. Auf beiden Seiten gab es sehr großes Interesse am gegenseitigen Kennenlernen – sowohl der Kirchgemeinden als auch der Orte.

Seit 1995 verstärken Oppacher Sänger den Chor Schwanewede. Bis zu einem Viertel des Chores kommt aus Oppach. „Die Chöre klingen zusammen, trotz der Entfernung“, betont Giesela Schulze, die selbst mitsingt und das durchaus im übertragenen Sinne verstanden wissen will. Der Schwaneweder Chorleiter Winfried Schwarz organisiert regelmäßig Chorreisen, an denen wie selbstverständlich auch Oppacher Sänger teilnehmen und in Europa oder deutschlandweit unterwegs sind. Marianne Gaida denkt noch immer begeistert an das erste gemeinsame Konzert in Rom zurück. Giesela Schulze erinnert daran, dass diese Konzertreisen immer mit zwei Bussen erfolgen, denn auch ein Orchester ist dabei. Die Proben für die Konzerte laufen jeweils Monate vorher getrennt im Osten und im Westen. „Dennoch harmoniert das Ensemble hervorragend, auch bei sehr schweren Stücken“, betont Frau Schulze. Davon konnten sich Oberlausitzer Bürger in der Vergangenheit mehrfach überzeugen, denn immer wenn es die Konzerttour erlaubt, findet das Abschlusssingen in Oppach oder in der Region statt.

Aus dem gemeinsamen Singen wie aus den regelmäßigen Begegnungen sind mittlerweile viele Freundschaften hervorgegangen, viele bereits in zweiter oder dritter Generation. Pfarrer Mory berichtet, dass nun die Kinder und Enkel der Begründer der Patenschaft die Partnerschaft fortführen. Davon profitiere die ganze Oberlausitz, erklärt der Pfarrer, denn die Schwaneweder schwärmen vom Oberland, von der Oberlausitz und ihren Menschen. Viele besuchen nicht nur ihre Bekannten in der Kirchgemeinde Oppach, sondern machen hier auch Urlaub. Umgekehrt ist es ebenso, dass Oppacher nach Schwanewede reisen und dort in den Ferien sind. Man nimmt aneinander teil, stellt Pfarrer Mory fest.