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Erst Ostsee, jetzt Jahnbad

Pauline Noack ist Rettungs- schwimmerin. Sie und ihre Mitstreiter werden nicht nur in Miltitz dringend gebraucht.

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© Claudia Hübschmann

Von Tim Blumenstein

Klipphausen. Es ist warm, nicht zu heiß. Die Sonne schaut regelmäßig hinter den Wolken hervor. Bestes Badewetter. Im Jahnbad in Miltitz quirlen Dutzende Kinder durch das Wasser, schießen die Rutsche hinunter oder spielen auf der Wiese. Doch nicht jedes Kind kann schwimmen. Im Dresdner Erlebnisbad Elbamare und im Freibad Cossebaude ertranken in den letzten Wochen gleich zwei Kinder. Auch um solche dramatischen Vorfälle zu verhindern, veranstaltet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) jeden Sommer ein Schwimmlager in Miltitz.

Eine der DLRG-Helferinnen im Jahnbad ist Pauline Noack. Es ist Mittag und die Sonne brennt auf der Haut. Eigentlich genau der richtige Moment, um sich abzukühlen. Doch jetzt gerade ist Mittagspause und die Kinder schwirren um die Essensausgabe herum. Auf dem Speiseplan heute: Spaghetti mit Tomatensoße. Nach gut zwei Stunden Schwimmtraining am Morgen, kann der Magen schon mal knurren. Für Pauline Noack aus Meißen gehört das Prozedere schon zur täglichen Routine. Schließlich ist sie bereits zum dritten Mal Teil des DLRG-Teams hier in Miltitz. Zusammen mit sieben anderen Helfern betreut sie die 26 Kinder von morgens bis abends im jährlichen Schwimmcamp.

Morgens um 7 Uhr beginnt der Tag. Nach dem Frühstück folgen zwei Mal 45 Minuten Training im Wasser. In den Pausen werden die Kinder mit Spielen auf der Wiese bei Laune gehalten. Und nach dem Mittagessen stehen viele weitere Aktivitäten auf dem Programm. Beim Kanufahren, Wandern entlang der Triebisch oder Bowling hat Langeweile keine Chance.

Pauline trägt ein rotes T-Shirt der DLRG und ihre Haare sind noch nass vom letzten Schwimmgang. Auf dem Ärmel der T-Shirts steht der Name Kühlungsborn. Pauline erzählt, dass sie vor gut zwei Wochen, einen Tag vor Beginn des Schwimmcamps im Jahnbad von dort zurückgekommen ist. Als Rettungsschwimmerin hat sie die ersten zwei Wochen ihrer Ferien für die Sicherheit der Badegästen gesorgt – und das alles freiwillig und ohne bezahlt zu werden.

Einfach nur faulenzen kommt für die 17-jährige Schülerin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Nossen nicht infrage. „Schwimmen und die Arbeit mit Kindern sind meine absolute Leidenschaft“, so Pauline. Bereits seit der dritten Klasse ist sie Mitglied der DLRG Meißen. Zuerst war sie selbst noch Schwimmschülerin. Doch schon schnell war klar, dass ihr Engagement dort nicht aufhört. Sie absolvierte diverse Kurse, sammelte fleißig Abzeichen und darf jetzt mit dem Rettungsschwimmerabzeichen in Silber selbst seit einem Jahr am Beckenrand oder Strand stehen. Neben dem Ferienlager hilft sie auch bei anderen Aktivitäten. So sichert sie unter anderem das jährliche Elbeschwimmen gemeinsam mit ihren Kollegen oder hilft als Schwimmtrainerin in der Schwimmhalle. Im Herbst soll dann die nächste Weiterbildung zur Strömungsretterin folgen.

Auch Pauline bedauert, dass immer weniger Kinder richtig schwimmen können: „Viele trauen sich einfach nicht mehr, richtig ins Wasser zu gehen oder verlernen das Schwimmen sogar, weil sie keine Möglichkeit haben, es zu üben.“ Doch nach zwei Wochen im Camp wird irgendwann jeder zur Wasserratte. „Bis auf ein Kind haben bei uns alle entweder das Seepferdchen oder das Silberabzeichen geschafft“, sagt Pauline.

Dass Schwimmen die große Leidenschaft von Pauline ist, hört man in fast jedem Satz. Auf die Frage, was sie denn nach ihrem Abitur in einem Jahr machen möchte, antwortet sie: „Nach dem Abi möchte ich dahin, wo es schön und warm ist, am liebsten nach Australien.“ Nur Reisen allein reicht aber nicht: Das goldene Rettungsschwimmerabzeichen fehlt noch in ihrer Sammlung. Und wo könnte man das besser machen, als an den Küsten Australiens. Und danach? „Nach Australien würde ich am liebsten Medizin studieren“. Bis es soweit ist, wird Pauline wohl noch jede freie Minute am Beckenrand verbringen oder selbst ihre Bahnen ziehen.