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Ersatz für gefällte Bäume?

Nach den Fällarbeiten auf der Ahornstraße wissen die Mieter nicht, wie es weitergeht. Fehlende Informationen sorgen für Ärger.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Anderthalb Wochen nach dem Kahlschlag am Neubaublock der Wohnungsgenossenschaft Coswig (WGC) auf der Ahornstraße ist Mieterin Verena Hilbert immer noch verunsichert. Das Holz ist weg, still ruht der See, sagt die Frau, die seit 30 Jahren in dem Haus im Spitzgrund wohnt. Ständig würden Leute stehen bleiben und auf die leere Fläche am Wäscheplatz schauen. Nur Baumstümpfe ragen noch heraus, wo einmal Tannen, Birken, Linden und Sträucher standen. Vieles von den Mietern selbst gepflanzt.

Wir hatten damals zu DDR-Zeiten für alles Genehmigungen der Genossenschaft – der AWG –, die hat auch die Bäume bezahlt, sagt Verena Hilbert zum Vorwurf seitens der WGC, die Bäume seien zu wild angelegt worden. Für sie kein Argument, dass das Grün nun komplett verschwinden musste. Ebenso wenig wie die Begründung, durch die Bepflanzung würden Algen am Außenputz wachsen und die Fassade schädigen. Woanders stünden die Tannen noch viel dichter dran an den Häusern, da gäbe es auch keine solchen Erscheinungen, hat sie festgestellt.

Dass mit den Bäumen nicht nur ein begehrter Aufenthaltsraum für Vögel und Eichhörnchen abhanden gekommen ist, sondern auch Lärmdämpfer für die Geräusche der nahen Bahnlinie und Schattenspender, ist aus ihrer Sicht schon schlimm genug. Enttäuscht ist sie jedoch vor allem, dass niemand von der Genossenschaft mit den Mietern über das Vorhaben gesprochen hat.

Der Baumpflegedienst sei einfach angerückt und habe alles abgesägt, sagt sie. Auf die Nachfrage bei der WGC, was denn anstelle der verschwundenen Bäume geplant sei, wurde ihr nur gesagt, da werde man schon was machen, man habe einen Plan und werde vielleicht auch eine Information geben.

Auf die ist sie gespannt, sagt Verena Hilbert. Denn die Befürchtung besteht, es könnten weitere Bäume rund um die Blocks fallen. Immerhin steht auch in den Flächen zwischen den drei benachbarten Gebäuden noch einiges an Grün. Was die Angst verstärkt: Die Fällfirma war am Tag nach dem Kahlschlag noch mal mit allen Werkzeugen gekommen, dann allerdings unverrichteter Dinge wieder abgezogen. War das nun schon alles, fragen sich die Mieter. Bisher ohne Antwort.

Dass sich ausgerechnet eine Genossenschaft in puncto Information so zurückhält, verwundert die Betroffenen sehr. Schließlich habe man gerade deshalb einen solchen Vermieter gewählt, weil man auf Mitsprache setzt und darauf, dass die Interessen der Mitglieder im Mittelpunkt stehen. Auch die SZ hatte bei ihrer Nachfrage kein Glück bei der WGC. Dort gab es nur die Auskunft, der Vorstand äußere sich gegenüber der Zeitung nicht.

Dabei hat die Genossenschaft beim Bäumefällen zumindest in rechtlicher Hinsicht – hinsichtlich Naturschutzgesetz und städtischer Gehölzschutzsatzung – keinen Fehler gemacht. Weder bei Stadt noch Landkreis ist etwas bekannt.

Wenn es um Fragen zu Bäumen im Stadtgebiet Coswig geht, ist Ludwig Dombrowsky vom Eigenbetrieb Kommunale Dienste zuständig. Probleme gebe es kaum, sagt der Leiter Grünanlagen. Sehr selten kämen Informationen ins Rathaus, dass jemand vermutet, ein Baum werde unberechtigt gefällt. Das müsse er sich dann anschauen. Bei ihm landen – beispielsweise im Zusammenhang mit Bauanträgen – außerdem die Baumfällanträge. Aber davon ebenfalls nur ganz wenige.

Dass vor ihrem Haus alles im gesetzlichen Rahmen passiert sein soll, wird die Mieter wenig trösten. Verena Hilbert jedenfalls möchte schon wissen, wie es denn nun weitergehen soll rund um das Haus auf der Ahornstraße, nicht zuletzt auf der kahlen Fläche. Und ob Ersatz fürs Grün geplant ist.