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Erobern die Waschbären die Region?

Im Umland wurden die ersten Tiere gesichtet. Ihre Verbreitung ist kaum zu stoppen. Ein Grund ist falsch verstandene Tierliebe.

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Von Marleen Hollenbach

Im Rabenauer Ortsteil Lübau gibt es derzeit nur ein Gesprächsthema: den Waschbären. Viele Anwohner sind sich sicher, das Tier schon einmal gesehen zu haben. Oder sind es gar mehrere? Genau weiß das keiner, doch die Nachricht allein versetzt vor allem die Hühnerbesitzer in Angst und Schrecken. Ein bisschen mulmig ist auch Hans Tillig. Auch wenn er den Waschbären noch nicht mit eigenen Augen erblickt hat, dürfen seine Papageien nachts jetzt nicht mehr ins Außengehege. „Sicher ist sicher“, sagt er. Tagsüber schützt ab sofort ein doppelter Elektrozaun die wertvollen Tiere.

Waschbären in Rabenau – das ist kein Mythos, sondern tatsächlich Realität. Bestätigen kann das der Rabenauer Bürgermeister Thomas Paul (CDU). „Ich habe gehört, dass die Tiere jetzt in Unterrabenau an der Dippoldiswalder Straße und in Oelsa gesichtet wurden“, sagt er. Bisher haben die Tiere hier kaum Schaden angerichtet. Dennoch ist man in Rabenau wachsamer geworden. Gleich einen ganzen Katalog mit Verhaltensregeln und Hinweisen hat die Stadtverwaltung den Bürgern erstellt. Um die Waschbären nicht anzulocken, sollten beispielsweise keine fressbaren Abfälle frei zugänglich lagern. Das Gleiche gilt für Katzen- und Hundefutter. Außerdem suchen sich die nachtaktiven Tiere einen Unterschlupf. Wer keinen vierbeinigen Untermieter möchte, der sollte deshalb alle Löcher in Garagen, Gartenlauben, Schuppen und Dächern geschlossen halten. Prinzipiell, so heißt es seitens der Stadtverwaltung, seien alle Grundstücksbesitzer selbst in der Pflicht, wenn es darum geht, die Tiere vom eigenen Grundstück fernzuhalten. „Derzeit planen wir als Kommune keine weiteren Schritte gegen die Verbreitung der Waschbären“, erklärt Thomas Paul.

Jagd ist ein Glücksspiel

Bei wem sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dennoch ein Waschbär eingenistet hat, der darf diesen selbst fangen. „Allerdings können Waschbären, wenn sie in die Enge getrieben werden, sehr aggressiv sein. Deshalb ist dabei Vorsicht geboten“, warnt der Rabenauer Bürgermeister. Er rät, sich an einen Jäger zu wenden. Auch weil es verboten ist, den Waschbären an einer anderen Stelle einfach wieder freizulassen. Einer, der genau weiß, wie man mit Waschbären umgehen muss, ist Peter Schlottke.

Der Vorstandsvorsitzende vom Jagdverband Weißeritzkreis beobachtet die Waschbärenpopulation schon seit einer Weile. Erst im vergangenen Juli wurden vermehrt Tiere im Müglitztal gesichtet. Vor allem in Lauenstein haben die Waschbären großen Schaden angerichtet, Garagen durchwühlt und sogar Anwohner bedroht. Doch weil sich die Tiere sehr schnell vermehren, sieht man sie in immer mehr Orten der Region. „Waschbären kommen ja eigentlich aus Nordamerika. Hierzulande haben sie kaum natürliche Feinde und als Allesfresser auch ein überreiches Nahrungsangebot“, erklärt Peter Schlottke.

Er ist sich sicher, dass die Population der Tiere in nächster Zeit weiter steigen wird. Schließlich können sie bis zu sieben Junge bekommen. Stoppt man diesen Prozess nicht, dann werden die Waschbären immer neue Regionen erschließen. „Wir gehen davon aus, dass sich die Tiere flächendeckend ausbreiten“, sagt der Jäger. Damit es nicht erst so weit kommt, sind die Jäger den Waschbären ständig auf der Spur. Allerdings ist die Jagd nach den Tieren sehr schwierig. „Die Waschbären sind vorwiegend nachtaktiv, deshalb ist es meist nur Zufall, wenn ein Tier wirklich in die Falle geht“, sagt Schlottke. Der Jäger ist sich sicher, dass auch der Gesetzgeber die Bejagung erschwert. „Das Aufstellen von Fallen wird immer mehr eingeschränkt. Dabei ist das die einzige Möglichkeit“, sagt er.