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Erneut sexuelle Belästigung bei der Parkeisenbahn

Zwar wird der Vorfall als „nicht schwerwiegend“ eingeschätzt, dennoch ist der Mitarbeiter suspendiert worden.

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© Robert Michael

Von Ralf Hübner

Dresden. Ein neuer Fall sexueller Belästigung bei der Parkeisenbahn im Großen Garten ist jetzt aktenkundig. Wie der Sprecher von Schlösserland Sachsen, Uli Kretzschmar, bestätigte, hat ein „älterer Jugendlicher“ eine andere junge Parkeisenbahnerin über die sozialen Netzwerke im Internet aufgefordert, ihm Nacktfotos von ihr zu schicken. „Der Fall wird von uns noch nicht als schwerwiegend eingeschätzt, ist aber dennoch völlig inakzeptabel“, sagte Kretzschmar. „So etwas dulden wir bei der Parkeisenbahn nicht.“ Der junge Mann sei vom Dienst suspendiert worden. „Das ist endgültig.“

Er hatte den Angaben zufolge bei der Bahn die Stellung eines Assistenten und konnte unter anderem unter Aufsicht eines erwachsenen Bahnhofsleiters andere Parkeisenbahner betreuen und anleiten, beim Fahrdienst mitmachen und Kassenabrechnungen vornehmen,

Die Eltern des Mädchens hatten den Fall Kretzschmar zufolge Ende Juni oder Anfang Juli gemeldet. Die Steuerungsgruppe, die gerade ein Kinderschutzkonzept für die Parkeisenbahn erarbeitet, habe den Vorfall untersucht und die Suspendierung des Mitarbeiters empfohlen. „Dem haben wir entsprochen“, sagte Kretzschmar. Vor etwa eineinhalb Wochen seien die Eltern der anderen Parkeisenbahner von dem Vorfall informiert worden. „Was uns sprachlos macht, ist diese Dreistigkeit, schon weil der Mann um die Situation der Parkeisenbahn wissen musste.“

Die Parkeisenbahn war 2016 in die Kritik geraten, als der sexuelle Missbrauch eines damals 16-Jährigen publik geworden war. Der 38 Jahre alte Tatverdächtige hatte sich zuvor das Leben genommen.

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen trennte sich Schlösserland von vier Mitarbeitern. Eine Expertenkommission war in einem Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass es sich damals um einen gravierenden Einzelfall gehandelt habe. Allerdings wurden „vereinzelt Grenzverletzungen“ festgestellt, etwa bei nächtlichen Ausfahrten oder Ausflügen. Für das Gutachten waren mehr als 170 Parkeisenbahner unter 18 Jahren per Fragebogen befragt worden, 82 Bögen wurden beantwortet und ausgewertet.

Kretzschmar zufolge gibt es jetzt ein provisorisches Kinderschutzkonzept. Unter anderem müssen Mitarbeiter der Parkeisenbahn ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, zudem gilt das Sechs-Augen-Prinzip: Kein Kind ist künftig mehr mit einem Mitarbeiter allein. Die Arbeit an einem für die Parkeisenbahn maßgeschneiderten Konzept, unter Federführung der Fachgruppe „Shukura“ der Arbeiterwohlfahrt gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen wird laut Kretzschmar noch längere Zeit beanspruchen. „Das dauert etwa zwei Jahre.“ Ein neues Beschwerdemanagement soll Eltern und Parkeisenbahnern dabei helfen, Vorgänge vertraulich zu melden. Der Fall jetzt zeige, wie gut das Beschwerdemanagement der Parkeisenbahn mittlerweile funktioniere, sagte Kretzschmar. Das sei die positive Seite des Falles.

Im September soll unter anderem bei einem Elternabend der sexuelle Missbrauch von Kindern thematisiert werden. Dieser werde oft nicht erkannt. In einer Schulung soll es um den Umgang mit den sozialen Netzwerken im Internet gehen.

„Die Parkeisenbahn bemüht sich“, sagte der Vater des ehemals 16-Jährigen, der als erstes Missbrauchsopfer bekannt wurde. Er glaube jedoch nicht, dass dies alles schon ausreiche. Vieles ginge im Dienstalltag der Bahn unter. Es fehle ein schlüssiges, sozialpädagogisches Konzept, von Sozialpädagogen betreut, wie es bei anderen Jugendprojekten auch üblich sei.

Kretzschmar zufolge soll jetzt ein Sozialpädagoge eingestellt werden. Dieser solle ein unabhängiger Ansprechpartner für die Kinder und Jugendlichen sein.