Von Madeleine Siegl-Mickisch

Bautzen. Mit einer Fete auf dem Hauptmarkt hat Bautzen am vergangenen Wochenende den 25. Jahrestag der Deutschen Einheit gefeiert. Am kommenden Freitag soll dieses historische Ereignis noch einmal gewürdigt werden – etwas leiser und mit Erinnerungen an den Weg dahin.

Renate Höppner liest in der Reihe Literaturcafé aus dem Buch ihres Mannes Reinhard Höppner „Wunder muss man ausprobieren“. Höppner engagierte sich zu DDR-Zeiten in verschiedenen Gremien der evangelischen Kirche. 1990 wurde er Vizepräsident der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR, von 1994 bis 2002 war er Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. 2009 erschien sein Buch „Wunder muss man ausprobieren“, in dem er aus persönlicher Erinnerung und angereichert mit Anekdoten den Weg zur deutschen Einheit beschreibt. Im selben Jahr war er bereits zu einer Lesung in Bautzens Stadtbibliothek.

Zunächst gezögert, Frau Höppner einzuladen

Mit Blick auf den 25. Jahrestag der Wiedervereinigung hatte Barbara Pohl, die in Bautzens Ökumenischen Domladen die Reihe Literaturcafé organisiert, „schon lange die Idee, ihn einzuladen“. Doch im Juni vorigen Jahres starb Höppner nach schwerer Krankheit. Barbara Pohl zögerte zunächst, seine Frau zu fragen, ob sie zu einer Lesung nach Bautzen kommen würde. Doch dann bot sich ihr eine unverhoffte Brücke – in Gestalt der Bautzenerin Christiane Schlenzig, die selbst schreibt und aus ihren Geschichten schon im Literaturcafé gelesen hat. Sie ist Reinhard Höppners Schwester. Renate Höppner, die als Pfarrerin in Magdeburg wirkt, sagte auf die Anfrage aus Bautzen sofort zu.

Um sich nicht mit anderen Veranstaltungen zum Einheitsjubiläum zu überschneiden, einigte man sich auf den 9. Oktober. „Ich finde, das passt sehr gut“, sagt Barbara Pohl. Denn am 9. Oktober 1989 fand in Leipzig die erste friedliche Großdemonstration statt.

Da in Bautzen außer der erwähnten Party keine anderen Veranstaltungen zum Einheitstag stattfanden, „wollen wir Platz für Inhalte bieten“, sagt Pohl. So wurden an die 100 Einladungen, unter anderem an Stadträte und Kirchenvorsteher, verschickt. Und deshalb findet das Literaturcafé nicht wie üblich im Domladen statt, sondern im St. Petri-Saal des Kirchgemeindehauses. Dort wird Kirchenmusikdirektor Michael Vetter die Lesung am Flügel begleiten – mit Musik, die an die besondere Zeit von 1989/90 erinnert.

Lesung am Freitag 18.30 Uhr im Kirchgemeindehaus, Am Stadtwall 12 in Bautzen, Eintritt frei, Spende erbeten