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Erhöhte Schadstoffbelastung in der Elbe

Die PCB-Werte im Sediment der oberen Elbe sind nach wie vor bedenklich. Auch in Fischen wird das Gift jetzt nachgewiesen.

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© Marko Förster

Aufgrund stark erhöhter PCB-Werte in der Elbe hat das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in den vergangenen Wochen Sonderuntersuchungen angestellt. Ergebnis: Das Sediment des Flusses vor allem im Bereich Schmilka und Bad Schandau ist nach wie vor sehr hoch mit dem Umweltgift belastet. Aufgefallen war die PCB-Anreicherung im Juni, als die langjährigen Mittelwerte an der Dauermessstelle in Schmilka plötzlich um das 60-Fache überschritten waren. Derzeit lägen die Werte in etwa noch um das 20-Fache erhöht, teilt das Landesamt mit.

PCB – Polychlorierte Biphenyle – ist der Sammelbegriff für eine Stoffgruppe giftiger und krebsauslösender organischer Chlorverbindungen. PCB wurden unter anderem als Weichmacher in Kunststoffen eingesetzt und sind seit 2001 weltweit verboten.

Vor allem die Schwebstoffe im Fluss sind belastet

In den Ablagerungen im Fluss, vor allem im Bereich Schmilka/Hrensko, ist die erhöhte PCB-Konzentration nach wie vor deutlich nachweisbar. Aktuelle tschechische Analysenergebnisse bestätigen die Befunde aus dem zweiten Quartal 2015 der deutschen Seite. Die potenzielle PCB-Quelle befindet sich den Angaben der tschechischen Behörden zufolge im Ballungsraum von Usti nad Labem. Zu den Ursachen werde noch ermittelt, heißt es von tschechischer Seite. Laut Landesumweltamt sind die Schwebstoffe im Fluss besonders hoch belastet, der PCB-Gehalt im Sediment nehme aber derzeit wieder ab.

Das Wasser: Keine akute Gesundheitsgefahr

Da die PCB schwer wasserlöslich sind, bestehe für Trinkwasser, das aus Elbewasser gewonnen wird, keine Gefahr, so das Landesumweltamt. Die PCB-Gehalte im Elbewasser seien zwar deutlich messbar, lägen aber unter dem Trinkwassergrenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Die erhöhten Gehalte führten nicht zu akuten Gesundheitsgefährdungen.

Der Fisch: In Maßen genießen oder ganz verzichten

Die erhöhte PCB-Belastung ist auch in den Fischen nachweisbar. Die Konzentration der Indikator-Stoffe sei gegenüber dem langjährigen Mittel auf etwa den doppelten Wert angestiegen, so die Umweltbehörde. Bei Barben und Rapfen wird der geltende Vorgabewert für den Fischverzehr von 0,125 Milligramm pro Kilogramm überschritten. Dies gelte auch für die Dioxingehalte in den Barben. Eine generelle Empfehlung, auf das Essen von selbst geangeltem Elbefisch zu verzichten, spricht das Landesamt aber nicht aus. Es liege keine akute Gesundheitsgefährdung vor, wenn man gelegentlich einen Elbefisch ist. Davon unabhängig gelte weiterhin die Empfehlung, pro Monat nicht mehr als zwei Kilogramm Elbefisch zu sich zu nehmen. Auch bei den Fischarten Nase, Blei und Döbel hat man erhöhte Werte festgestellt, diese liegen jedoch unterhalb der zulässigen Höchstwerte. Erfahrungsgemäß sei dies bei den anderen Angelfischen ebenso, heißt es.

Die Behörden: Suche nach dem Verursacher in Tschechien

Das Landesumweltamt kündigt an, weiter kontinuierlich Wasser- und Schwebstoffproben zu nehmen, um den Verlauf der PCB-Belastung zu dokumentieren und einen möglichen Wiederanstieg der Werte zeitnah festzustellen. „Wir nehmen die Sache sehr ernst“, sagt Landesamts-Sprecherin Karin Bernhardt.

Im Herbst werde zudem planmäßig der Elbefisch-Bestand auf Schadstoffe untersucht – unter anderem auf PCB, Dioxine und Furane. Die tschechischen Behörden versuchen unterdessen, die Ursache für den PCB-Eintrag zu finden. (SZ/ce)