Merken

Moderner Grüngutplatz

Landwirt Marco Birnstengel bietet in Putzkau einen Service, der spitze ist. Trotzdem wird sich 2018 einiges ändern.

Teilen
Folgen
© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Putzkau. Zur Grüngut-Annahmestelle fahren, wann immer es einem passt – möglich ist das im Bischofswerdaer Land nur in Putzkau. Während alle anderen Plätze an maximal zwei Tagen in der Woche für einige Stunden öffnen, kann man auf dem Gelände des Putzkauer Agrarbetriebes an der Schmöllner Straße montags bis sonnabends Gartenabfälle gegen ein Entgelt umweltgerecht entsorgen. Zugänglich ist der Platz während der Betriebszeiten montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr und sonnabends von 9 bis 12 Uhr. In diesem Jahr ist das noch bis zum 2. Dezember möglich. Dann geht die erste Annahmesaison zu Ende. Anlass für eine erste Bilanz.

Rund 300 Kunden nutzen das Angebot. Sie ließen sich registrieren und bekamen gegen fünf Euro Pfand eine Chipkarte, auf die ein Betrag X aufgeladen wird. Nach jedem Besuch auf dem Grüngutplatz wird davon an einer Schranke, die die Ausfahrt absperrt, die Gebühr abgebucht – zum Beispiel 2,50 Euro für einen Kubikmeter Gartenabfälle. Nicht nur Einwohner aus der Gemeinde Schmölln-Putzkau nutzen diesen Service. Bis aus Steinigtwolmsdorf, Neustadt und Bischofswerda kommen Gartenfreunde, aber auch Unternehmen, wie Hausmeisterdienste, Landschaftspflegebetriebe oder die Landestalsperrenverwaltung, nach Putzkau. Marco Birnstengel, Chef der Landbewirtschaftung Wesenitztal GmbH, ist mit diesem Zuspruch zufrieden. Ebenso mit den abgegebenen Mengen. Sie entsprechen der Kapazität dieser Kleinanlage. „Wir planen keine Großkompostieranlage“, sagt der Landwirt.

Eine unbekannte Größe

Die Abgabepreise der ersten Saison – gestaffelt nach Fahrzeug- bzw. Anhängergröße – nennt er „Einstiegspreise“. Wahrscheinlich wird es dabei nicht bleiben. Die Preise fürs nächste Jahr müssen noch kalkuliert werden. Darin fließt eine Größe ein, die Marco Birnstengel selbst noch nicht kennt. Denn angeliefert werden nicht nur Gras, Laub und Pflanzenreste, die der Betrieb auf den Feldern untergepflügt, sondern auch Äste, Baum- und Heckenschnitt. Abfälle, die nur in Jahren verrotten. Der Landwirt muss sie von einem Dienstleister häckseln lassen. Dieser Aufwand fließt in die Kalkulation mit ein. Die Preise müssen kostendeckend sein. Möglich ist nur ein Mischpreis, sagt Marco Birnstengel. Heißt: Jeder, der Gartenabfälle bringt, zahlt mengenmäßig das Gleiche.

Bei den kundenfreundlichen Öffnungszeiten soll es 2018 keine Veränderungen geben. Allerdings auch nicht bei den Zeiten, zu denen Kunden im Büro des Betriebes ihr Kartenguthaben aufladen können. Das soll auch weiterhin nur dienstags von 13 bis 16.30 Uhr möglich sein, auch wenn das nicht alle Kunden befriedigt. Grund: Die Grüngutannahme ist für den kleinen Betrieb ein Nebengeschäft. Entsprechend ist auch der Personalaufwand bemessen. Eine neue Karte zu bestellen, könnte künftig möglicherweise auch übers Internet gehen, stellt Marco Birnstengel in Aussicht. Um die Karte aufzuladen, muss man jedoch weiterhin ins Büro. Doch der Betriebschef hat einen Tipp: Statt mehrmals kleiner Beträge, wie es in diesem Jahr größtenteils der Fall war, sollte man gleich eine größere Summe aufladen. Guthaben können am Saisonende mit ins nächste Jahr genommen werden; das gilt auch schon für dieses Jahr. Überdies bekommt, wer seine Karte abgibt, nicht nur die fünf Euro Pfand zurück. Auch noch gespeicherte Guthaben auf der Karte werden ihm erstattet.

Kameras zeichnen alles auf

Chipkarte, Schranke und Videotechnik machen die Öffnung an sechs Wochentagen möglich. Doch ganz ohne personellen Aufwand geht es nicht. Ein Mitarbeiter schaut vor dem Feierabend täglich nach dem Angelieferten, setzt es auf den Haufen hoch – und fischt manches heraus, was nicht kompostierbar ist. Zu solchen Raritäten gehörten Zaunslatten, Plastiksäcke und ein Werbeschild. Durch die Videoaufzeichnungen konnten einige Verursacher ermittelt werden. Sie wurden gebeten, ihre „Schätze“ wieder abzuholen. Die Regel ist das nicht. „Die meisten unserer Kunden sind ehrlich“, betont Marco Birnstengel.

Witterungsabhängig beginnt die zweite Saison auf Sachsens modernstem Grüngutplatz am 1. März 2018. Ursprünglich war es ein Service, der nur für die Landverpächter des Betriebes gedacht war. Dann kam Marco Birnstengel auf die Idee, den Platz für die Allgemeinheit zu öffnen. Zum einen, um eine Dienstleistung im Dorf anzubieten. Zum anderen, um zu verhindern, dass Gartenabfälle und Baumschnitt auf Feldern und an Waldrändern entsorgt werden. Auch das ist gelebter Umweltschutz. Das Landratsamt genehmigte die Einrichtung des öffentlichen Grüngutplatzes. Freiwillig unterzieht sich der Betrieb den regelmäßigen Kontrollen der Bundesgütegemeinschaft Kompost.