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Erfolgreich in der alten Papierfabrik

Vom Keller in die Welt: Nicht nur eine große Firma hat so angefangen. Tischler Sebastian Gawel steht noch am Anfang.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Dohna. Der Heizungskeller im Haus seiner Eltern war der erste Firmensitz. Rundstäbe für den Modellbau, Reitsport-Hindernisse, Auktionshämmer stellte Sebastian Gawel her und verkaufte sie übers Internet. „Das lief gut, überraschend gut“, sagt er. Der Keller wurde zu klein, er zog in den Bungalow der Eltern. Als auch der nicht mehr reichte, fiel ihm bei einer Radtour das Schild „Gewerbeflächen zu vermieten“ an der einstigen Dohnaer Papierfabrik auf. Die macht nun von außen nicht gerade den Eindruck eines aufstrebenden Gewerbestandortes, dennoch haben sich dort schon viele angesiedelt. Neben Tischler Gawel unter anderem ein Maler, ein Dachdecker, ein Fliesenleger. Der Vorteil liegt auf der Hand: preiswert, viel Platz und Ruhe. Gawel hat seine Firma bereits erweitert. Zuerst baute der 34-Jährige die alte Zimmerei aus, brachte die alten Maschinen wieder in Gang. Dann folgte die alte Schmiede. Als Nächstes kommt die einstige Werkstatt vor der Zimmerei dran. Dort sollen eine Lackierkammer für Möbel und der Versand rein. Gawel hat bereits einen Meister eingestellt, ein Geselle und ein Azubi sollen folgen. Es läuft.

Gerade hat Gawel ein Paket verpackt. Inhalt: Vitrinen für Messen, Adressat ist eine Münchener Kosmetikfirma. Der Meister streicht draußen Zaunlatten. Auch das muss sein. Drinnen entsteht ein Raumteiler mit Schubfächern und Glasteil. Ein Billardtisch mit Umbaumöglichkeit zum Esstisch für zwölf Personen und mit den Hockern für die Leute im Unterschrank war bisher die größte Herausforderung.

Etwa 40 Prozent seines Geschäftes macht Sebastian Gawel übers Internet. „Keinen Menschen interessiert, wo wir unseren Sitz haben, wir präsentieren uns durch unsere Arbeit.“ Trotzdem ist es dem jungen Mann wichtig, sein Umfeld hier zu gestalten. Helmut Streiff, der Eigentümer der Papierfabrik, freut sich über das Engagement und jede Anfrage. „Wir sind auch gern bereit, entsprechende Umbauten für jeden Interessenten vorzunehmen.“ Auch Gawel hat er unterstützt. Noch sind Flächen frei, sagt er. Zurzeit gibt es jedoch keine konkreten Anfragen. „Aber das Areal ist eben nicht so brach, wie es aussieht“, sagt Gawel. Ideen wie Loft-Wohnungen oder Eventhalle gibt es, bisher aber nur theoretisch, zu viel müsste dafür investiert werden. Wenn aber jemand mit einer zündenden Idee und konkreten Umsetzungsplänen kommt, ist auch Streiff dafür bereit.

Die Stadt will mit dem neuen Flächennutzungsplan den Rahmen für die weitere Entwicklung schaffen. Dohnas Bürgermeister Ralf Müller (CDU) hat sich schon angekündigt bei Gawel. Er will sich mal ansehen, was wer wie so macht. Gawel hat schon immer gern mit Holz gearbeitet und trotzdem einen Metallberuf gelernt. Weil er vielseitig ist und weil es nun sein zweites Standbein ist. Inzwischen wohnt er sogar schon gegenüber der Papierfabrik. Die Nähe zur Arbeit stört ihn nicht, er hat sich das ja selbst ausgesucht. Und: „Ich bin meine Firma.“ Das war schon im Keller so und jetzt erst recht.