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Erdgasleitung soll Bogen machen

Es gibt drei Varianten, wie die Rohre verlegt werden können. Konflikte treten überall auf.

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© Arno Burgi/dpa

Von Peggy Zill

Coswig. Nach Opal kommt Eugal: Bis 2020 will das Unternehmen Gascade eine neue Erdgasfernleitung durch Sachsen verlegen. Auch durch Coswiger Äcker. Es sei denn, eine andere Variante setzt sich durch.

Drei Möglichkeiten werden untersucht

Das offizielle Raumordnungsverfahren für die europäische Gas-Anbindungsleitung (Eugal), mit dem der genaue Trassenverlauf festgelegt wird, ist noch nicht eröffnet. Aktuell werden drei Möglichkeiten untersucht. Die Vorzugsvariante ist der parallele Verlauf zur Ostseepipeline Opal. Die kommt aus Richtung Niederau, quert die Köhlerstraße westlich von Neusörnewitz, danach die Elbgaustraße, verläuft weiter bis zur Dresdner Straße durch die Lücke zwischen Brockwitz und Sörnewitz entlang der Elbe bis zur Flussquerung in Kötitz. Das wäre für Gascade die kürzeste Strecke.

Laut Unternehmen werden dennoch Trassenvarianten untersucht, die Meißen im Norden und Westen umgehen. „Die Querungen der Elbe würde dann entweder östlich von Zadel oder südlich von Nieschütz (beides Gemeinde Diera-Zehren) erfolgen“, so Gascade-Sprecherin Tatjana Bernert auf SZ-Nachfrage. Aber auch diese Trassenführungen hätten ihre eigenen räumlichen Konflikte. Sobald die Unterlagen ausliegen, beginnt das Raumordnungsverfahren. Dabei können Behörden, die betroffenen Kommunen und Bürger ihre Stellungnahmen abgeben. Am Ende entscheidet die Landesdirektion Sachsen, welche Variante gebaut wird. „Sie prüft, wo es die wenigsten Konflikte gibt“, erklärt Tatjana Bernert.

Eine Leitung kann eingespart werden

Bisher war stets eine Doppelleitung im Gespräch. Nun ist für einen Großteil Sachsens nur noch ein Leitungsstrang vorgesehen, wie Gascade mitteilt. „Dies wurde möglich, da wir bestehende Infrastruktur an der deutsch-tschechischen Grenze für den Gastransport nutzen können“, so die Gascade-Sprecherin. Das bedeutet, dass beim Verlegen der riesigen Rohre weniger Platz gebraucht wird. Am Zeitplan ändert das nichts. Mitte 2017 beginnt das Planfeststellungsverfahren, mit dem Baurecht geschaffen wird. Das dauert etwa ein Jahr. Ende 2019 könnte Gas durch den ersten Strang fließen.

Stadt will keine Alibi-Varianten

Die Stadtverwaltung wartet gespannt auf den Beginn des Raumordnungsverfahrens. Denn wie Oberbürgermeister Frank Neupold (parteilos) betonte, wolle man die Leitung nicht durch Wohngebiete haben und bevorzuge die Alternativrouten. Bauamtschef Wolfgang Weimann war bereits im Mai in die Landesdirektion eingeladen, wo es erste Informationen gab und er die Bedenken der Stadt Coswig vortragen konnte.

„Aus unserer Sicht gibt es eine Menge Probleme mit der Leitung.“ In den Unterlagen gehe es bisher vor allem um die Eingriffe in die Natur. Meist liegt die Gasleitung auch unter Wald und Wiesen. „Zwischen Meißen und Dresden ist die Besiedlung und Bebauung so dicht, wie sonst nirgends im Trassenverlauf“, erklärt Weimann. Dieser Aspekt müsse höher gewichtet werden. „Geklärt werden muss außerdem, was im Fall einer Havarie passiert“, so der Bauamtschef. Diese Argumente hätten Gascade erreicht, ob sie auch in die Planungen eingeflossen sind, weiß Weimann jedoch nicht. Man wolle, dass alle möglichen Trassenverläufe nebeneinander fair untersucht werden und es nicht nur Alibivarianten gibt. Auch der Stadtrat wird sich, sobald alle Unterlagen öffentlich ausliegen, mit dem Thema beschäftigen.

Planungen werden vorgestellt

Am 1. November haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich über den aktuellen Planungsstand zu informieren. Da kommt Gascade von 15 bis 20 Uhr in die Börse nach Coswig. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Und man muss auch nicht pünktlich sein, wie Tatjana Bernert informiert. Es gibt keinen fünfstündigen Vortrag, sondern mehrere Themeninseln. „Man kann zu jeder Uhrzeit einsteigen.“

„Uns ist es wichtig, zu hören, was die Menschen vor Ort bewegt. Denn ein Leitungsprojekt wie Eugal ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, sagt Projektleiter Ludger Hümbs. „Für uns haben Mensch, Natur und Sicherheit bei Planung, Bau und Betrieb oberste Priorität.“