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Erdbeerpflücken leicht gemacht

Die Obstbauern geben ihre Felder für Erdbeerfans frei. Trotz Trockenheit tragen die Pflanzen viele Früchte.

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© Norbert Neumann

Von Marcel Laskus

Im gebeugten Gang tippelt ein Dutzend Leute übers weite Feld, die Augen auf den Boden geheftet. Dort unten, im satten Grün, haben sie die roten Früchte fest im Blick. Kiloweise sollen diese am Ende der Tour im Korb liegen. Goldgräberstimmung im Erdbeerfeld. Erst ein paar Stunden zuvor hat Lothar Schlage die Selbstpflücke-Saison in Hosterwitz eröffnet. Dort und auf vielen anderen Feldern im Dresdner Umland darf in den kommenden Wochen mit den eigenen Händen geerntet werden.

„Die Pflanzen tragen dieses Jahr viele Früchte“, sagt Diplom-Landwirt Schlage, der den Obsthof an der Pillnitzer Landstraße leitet. Das sei auch dem üppigen Sonnenschein der letzten Wochen zu verdanken. Nachhelfen musste Schlage allerdings bei der Bewässerung der Beeren: „Die Früchte sind wegen der Trockenheit kaum gereift, im Mai fielen nicht einmal zehn Liter Regen pro Quadratmeter. Das sind fast 60 Liter weniger als gewöhnlich.“

Tag für Tag musste Schlage deshalb die Felder beregnen lassen, damit die Früchte wachsen und nicht verderben, bevor sie überhaupt essbar sind. „Das geht unwahrscheinlich ins Geld“, sagt der 65-Jährige. Deshalb rief ihn kürzlich sogar eine Drewag-Mitarbeiterin an, die sich über den ungewöhnlich hohen Energieverbrauch des Obsthofes wunderte. Und der macht sich in dieser Saison auch im Geldbeutel des Kunden bemerkbar. 3,30 Euro kostet das Kilogramm selbst gepflückter Erdbeeren, um zehn Prozent musste der Preis im Vergleich zum Vorjahr angehoben werden. Das liegt auch am Mindestlohn. Denn alles macht der Kunde bei der Selbstpflücke nicht allein: Zwei Verkäufer wiegen und veräußern die Früchte, zwei Einweiser zeigen den Pflückern, wie und wo die Ernte am besten gelingt.

Auf den Hosterwitzer Feldern wachsen sieben Sorten Erdbeeren, manche reifen früher, manche spät. Ihre Herkunftsländer lesen sich wie eine delikate Reise durch Europa, sie stammen aus Großbritannien, Spanien und Frankreich. Erstmalig kann in dieser Saison auch eine ursprünglich deutsche Erdbeersorte bei der Selbstpflücke geerntet werden – bisher wurde sie nur im Hofladen verkauft.

Die Malwina-Beere sei besonders wohlschmeckend und hat eine dunkelrote Färbung, was sie für Gaumen und Augen gleichermaßen interessant macht. Die Erdbeerfrucht ist beliebt bei den Deutschen, der Konsum aber stagniert seit einiger Zeit, berichtet Schlage. Zwar landen im Magen des Durchschnittsbürgers mehr als drei Kilogramm pro Jahr, für den Obstbauern könnte es aber gern noch etwas mehr sein. Wenn nach drei, vier Wochen die Erdbeerfelder am Elbhang leer gepflückt sind, geht es nahtlos weiter. Dann nämlich können Johannisbeeren und Himbeeren geerntet werden.