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Er will wieder hoch hinaus

Seit drei Jahren ist Matthias Bartsch Pfarrer in Staucha. Der 63-Jährige hat Großes vor.

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© Sebastian Schultz

Von Jürgen Müller

Staucha. Der Weg zum Glück hat exakt 155 Stufen. So viele muss man bewältigen, um auf den Turm der Stauchaer Kirche zu gelangen. Der mühevolle Aufstieg wird mit einem fantastischen Blick auf die Umgebung aus rund 40 Metern Höhe belohnt. Regelmäßig zu Markttagen oder zur Gewerbemesse war es möglich, den Turm zu besteigen und die Landschaft zu genießen. Seit ein paar Jahren ist das aber für Besucher nicht mehr möglich. „Schon vor Jahren, also vor meiner Zeit, musste der Aufgang wegen der kaputten Treppe und der Brüstung von der Bauaufsicht gesperrt werden. Das soll sich aber bald wieder ändern“, sagt der Pfarrer.

Der Fußboden muss mit Podesten belegt, die Brüstung erhöht werden.
Der Fußboden muss mit Podesten belegt, die Brüstung erhöht werden. © Sebastian Schultz
Schwieriger Aufstieg. Vor allem der letzte Teil der Treppe ist gefährlich.
Schwieriger Aufstieg. Vor allem der letzte Teil der Treppe ist gefährlich. © Sebastian Schultz

Das Problem ist vor allem der Blechbelag auf dem Turm. Wird dieser betreten, kann Wasser eindringen, das wiederum zu Schwamm im Kirchengebäude führen kann. Deshalb sind Holzpodeste nötig. Diese sind wiederum so hoch, dass aus Sicherheitsgründen die Brüstung zu niedrig ist. Sie müsste mit Eisenstangen erhöht werden. Insgesamt kosten die Arbeiten rund 17 000 Euro. 5 000 Euro haben die Stauchaer schon durch Spenden zusammen bekommen. „Wir versuchen, die restlichen 12 000 Euro von der Landeskirche als Fördermittel zu erhalten. Ob das klappt, wissen wir aber noch nicht“, sagt der Pfarrer, der aus dem Erzgebirge stammt, in Leipzig Theologie studierte, Pfarrstellen in Wildenhain, Walda, Bauda, Frankenberg und Plauen,hatte. Dort war er auch Superintendent. „Ansonsten müssen wir sehen, wie weit wir mit unserem Geld kommen. Vielleicht machen wir nur die Podeste, die Treppe muss warten. Unser Ziel ist es, das der Turm noch in diesem Jahr wieder bestiegen werden kann“, sagt Matthias Bartsch. Er stammt aus einem Pfarrhaus, auch sein Vater war Pfarrer. Gern hätte er Jura studiert. „Doch meine Möglichkeiten, in der DDR zu studieren, waren doch äußerst begrenzt“, sagt er. Auch das Abitur durfte er nicht machen. Er holte es schließlich auf einem anderen Weg nach, machte eine Berufsausbildung bei der Deutschen Reichsbahn mit Abitur. Eine „Notlösung“ war das Theologiestudium aber auf keinen Fall, sagt der Vater zweiter erwachsener Söhne.

Normalerweise ist die Stauchaer Kirche viel zu groß für die Kirchgemeinde. „Der Kirchenbau wurde damals von den Bauern finanziert. Denen ging es gut, sie gaben viel Geld. Der große Kirchenbau ist auch Ausdruck der wirtschaftlichen Verhältnisse damals“, sagt der Pfarrer. Die Gemeinde zählt 480 Kirchglieder, die Kirchgemeinde Bloßwitz-Mautitz, für die er ebenfalls zuständig ist, weitere 250. Vor dem Umbau der Stauchaer Kirche hatten dort 900 Leute Platz, jetzt sind es immer noch 650. Grund für die geringere Kapazität ist, dass die Seitenteile abgetrennt wurden. Die Bänke kamen raus, Fußbodenheizung rein. Genutzt werden die Räume jetzt als Winterkirche und als Café.

Generell ist der Bauzustand der Stauchaer Kirche gut, doch ein großes Problem gibt es: die Orgel. Die muss dringend saniert werden. Probleme mit ihr gab es schon immer. 1863 von der Firma Kohl aus Leipzig gebaut, funktionierte sie nicht richtig. Sechs Jahre später hat sie Orgelbaumeister Keller aus Ostrau ertüchtigt. Deshalb heißt sie heute Kohl-Keller-Orgel.

Es gab zwei Optionen. Entweder für rund 45 000 Euro eine Teilsanierung vorzunehmen, also nur ein Spielwerk instand zu setzen, oder eine Gesamtsanierung. „Experten von der Landeskirche haben uns zu Letzterem geraten“, sagt Matthias Bartsch. Doch das kostet, 103 000 Euro, um genau zu sein. Vom Denkmalschutz gibt es nicht das erhoffte Geld, die Landeskirche zahlt 50 000 Euro. Seit mehr als zehn Jahren spenden die Stauchaer für ihre Orgel. Doch es fehlen noch immer 17 000 Euro. „Das Beste wäre, wenn ein Großspender die gesamte Summe gäbe“, sagt der Pfarrer und lacht. Aber wenn 170 Leute jeweils 100 Euro geben, dann komme man auch hin. „Ich habe die begründete Hoffnung, dass wir das fehlende Geld auch noch zusammenkriegen“, so der Stauchaer Pfarrer.

Dessen ungeachtet wird am 13. März die Firma Jehmlich aus Dresden mit der Sanierung beginnen. Alle 1 800 Orgelpfeifen müssen ausgebaut, aufgearbeitet oder ersetzt werden. Am 15. Oktober zum Kirchweihfest soll die sanierte Orgel eingeweiht werden. Und nach dem Konzert kann vielleicht auch der Kirchturm bestiegen werden.

Spenden können auf das Konto bei der Bank für Kirche und Diakonie - LKG Dresden eingezahlt werden.

IBAN: DE37 3506 0190 1667 2090 52 . Bitte unbedingt als Verwendungszweck Cod: RT 2345 angeben.