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„Er war das Gesicht der Verkehrspolizei“

Der Riesaer Volker Groschupf hat Obama eskortiert und Kindern Verkehrsregeln beigebracht. Ein Nachruf.

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© Archiv/Alexander Schröter

Von Britta Veltzke

Riesa. Wenn Volker Groschupf morgens in Riesa in sein Auto stieg, war er schon im Dienst. Während andere die Uniform erst auf der Arbeit anzogen, schmückte ihn die blaue Polizeimontur schon auf dem Weg in die Verkehrspolizeiinspektion in Dresden. „Nicht selten brachte er schon von seinem Arbeitsweg Anzeigen mit“, erzählt sein Chef Peer Barthel, der in den letzten sechs Jahren eng mit ihm zusammengearbeitet hat. „Er war Polizist durch und durch. Andere Kollegen hätten aus Bequemlichkeit vielleicht ein Auge zugedrückt, aber Volker konnte einfach nie wegsehen.“

Peer Barthel, Leiter Verkehrspolizeiinspektion.
Peer Barthel, Leiter Verkehrspolizeiinspektion. © Archiv/dpa

Mehr als zehn Jahre war Volker Groschupf Leiter der Verkehrsüberwachung in der Polizeidirektion Dresden. Seit der Fusion mit der Nachbardirektion war er damit quasi Herr über die Straßen von Riesa über Dresden bis in die Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge. Verkehrssünden zu ahnden war dabei ebenso seine Aufgabe, wie Staatsgästen im wahrsten Sinne des Wortes den Weg freizumachen. Ob bei Obama, Königin Beatrix oder Putin – Groschupf führte die Fahrzeugkolonnen meist persönlich an. „Und wenn er es für nötig hielt, ließ er auch mal eine Königin warten. Was er auch getan hat: Seinen Beruf hat er immer mit Anstand und Stolz ausgeübt“, erinnert sich Barthel. Seinen Beruf habe er voll und ganz gelebt, war omnipräsent, im Kollegium, aber auch in seiner Außenwirkung. „Deswegen kannten ihn auch Gott und die Welt. Er war das Gesicht der Verkehrspolizei“, so sein Chef.

Ein Grund dafür mag sein, dass er keine Chance ausließ, der Öffentlichkeit davon zu erzählen, dass die Verkehrspolizei Wichtiges tut. Groschupf suchte die Nähe zu den Medien, vor allem zur SZ. Für Berichte von Verkehrskontrollen an Brennpunkten und spontane Statements war er immer zu haben. Dabei kürzte er den vorgeschriebenen Dienstweg auch gern mal ab. Für unkonventionelle Aktionen war Groschupf bekannt. „Ja, manchmal ist er übers Ziel hinausgeschossen. Aber er hatte dabei immer das Gute im Sinn und hat sich niemals über Recht und Gesetz hinweggesetzt“, erzählt Peer Barthel.

Was hinterlässt Groschupf an seinem Arbeitsplatz? Da muss sein Chef nicht lange überlegen. „Eine Lücke. Auch für die Kollegen war er immer da.“ Das hat quasi historische Gründe. Groschupf begann seinen Dienst bei der Volkspolizei. „Der Übergang nach der Wende war für niemanden einfach. Andere waren da erst mal völlig mit sich selbst beschäftigt, aber Volker hat nicht abgewartet.“

Er habe die Dinge in die Hand genommen, engagierte sich im Personalrat und der Gewerkschaft. „Und alles, damit die Kollegen auch in dem neuen System gut leben und arbeiten konnten.“

Doch schon seit Anfang 2015 ist Groschupf nicht mehr in Uniform nach Dresden gefahren. Statt gegen Verkehrssünder kämpfte er gegen einen Gehirntumor. Doch nur unnütz auf dem Sofa herumsitzen, das konnte er auch nicht, erzählt seine Frau Andrea. Er nutze die Zeit für Verkehrsschulungen mit Kindern. „Durch unsere beiden Enkel, seine Lieblinge, ist er auf die Idee gekommen.“ Es sei ihm einerseits wichtig gewesen, den Kindern Sicherheit im Straßenverkehr zu geben. „Anderseits wollte er ihnen Respekt gegenüber Polizisten beibringen. Denn was er nicht gut ertragen konnte, war Anstandslosigkeit gegenüber seinem Beruf.“

Den Kampf gegen seine Krankheit hat Volker Groschupf verloren. Er starb Ende September im Alter von 58 Jahren. Die Trauerfeier findet am Freitag, 14. Oktober, um 14 Uhr auf dem Friedhof am Poppitzer Platz statt.