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Entspannt gegen den Schmerz

Mit einer besonderen Therapie hilft das Klinikum Freital Schmerzpatienten. Darin lernen sie, sich selbst zu helfen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Carina Brestrich

Dippoldiswalde/Freital. Im Stehen, im Gehen, im Sitzen oder Liegen – „immer war da dieser stechende, drückende Schmerz über den gesamten Rücken“, erzählt Rita Richter. Ursache war eine Erkrankung in der Wirbelsäule. Lange konnte die Seniorin aus Freital die Schmerzen nur mit starken Medikamenten ertragen. Das ist inzwischen anders. „Ich nehme deutlich geringer dosierte Schmerzmittel“, sagt sie. „Ich habe wieder ein Stück Lebensqualität zurückgewonnen.“

Geholfen hat Rita Richter die sogenannte multimodale Schmerztherapie. Diese wird seit 2013 an den Weißeritztal-Kliniken in Freital angeboten. Während eines dreiwöchigen stationären Aufenthalts lernen Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, wie sie sich selbst helfen können. Ob Kopfschmerzen, Nerven- und Phantomschmerzen, Rücken- oder Gelenksschmerzen – behandelt werden Patienten mit Schmerzen jeglicher Art: „Sobald sie über einen längeren Zeitraum anhalten, spricht man von chronischen Schmerzen. In manchen Fällen reichen da schon wenige Wochen aus“, erklärt Dr. Berit Oelke, Schmerztherapeutin und Anästhesistin am Klinikum.

Die Therapie ist aus verschiedenen Bausteinen, also multimodal, aufgebaut. Betreut werden die Patienten von einem Team aus Ärzten, Psycho- und Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Sozialarbeitern und Ernährungsberatern. Abgestimmt auf seine Beschwerden, erhält jeder Patient einen individuellen Plan. Gruppen- und Einzeltherapien sind dabei kombiniert. In einer Gruppe mit bis zu acht Patienten wird beispielsweise Gymnastik oder Nordic Walking gemacht. Außerdem stehen mehrmals pro Woche Einzelgespräche mit Ärzten und Psychotherapeuten an. „Eine Besonderheit bei uns ist, dass es zusätzlich auch ergo- und physiotherapeutische Einzelbehandlungen gibt“, erklärt Berit Oelke. Eine weitere Besonderheit: Um herauszufinden, was dem Patienten bei der Entspannung und damit der Schmerzbekämpfung hilft, werden in der Therapie schulmedizinische Behandlungsmethoden, wie zum Beispiel die klassische Physiotherapie, mit alternativen Heilmethoden kombiniert, etwa Akupunktur, Homöopathie oder Kneipp-Anwendungen.

Insgesamt ist die Nachfrage nach der Schmerztherapie in den vergangenen Jahren gestiegen. Ein Großteil der Patienten ist dabei zwischen 40 und 50 Jahre alt. „In diesem Alter treten häufig die ersten Verschleißerscheinungen auf“, sagt Berit Oelke. Doch auch jüngeren Patienten, meist mit Kopfschmerzen oder nach einer Krebserkrankung, hilft die Schmerztherapie. „Fast drei Viertel unserer Patienten sprechen nach der Therapie von einer deutlichen Schmerzlinderung, das heißt, einen Rückgang des Schmerzes von 50 bis 60 Prozent“, sagt Berit Oelke.

Damit das so bleibt, ist es wichtig, die Techniken in den Alltag zu integrieren. Auch Rita Richter macht regelmäßig ihre Übungen: „Ich bewege mich viel, gehe viel an der frischen Luft laufen“, sagt sie. „Und wenn ich merke, dass es mal wieder zu viel wird, setze ich mich ans Klavier, um zu entspannen“, sagt sie. Um eine Operation kam die 68-Jährige am Ende zwar nicht herum. Durch die Schmerztherapie acht Wochen zuvor konnte sie sich am Ende aber gut von dem Eingriff erholen, sagt sie.

„Ich wusste, wie ich aufstehen, mich hinlegen kann. Ich kannte die Bewegungsabläufe und konnte dadurch schneller Fortschritte machen.“ Kommen jetzt Schmerzattacken, ist Rita Richter vorbereitet. „Ich weiß jetzt, wie ich mich verhalten soll und habe keine Angst mehr vor diesen Attacken“, sagt sie.

Zum Aktionstag gegen den Schmerz am Dienstag, 6. Juni, stellt Oberarzt Dr. Frank Hessler die multimodale Schmerztherapie vor. Beginn ist 17 Uhr im Foyer des Freitaler Klinikums, Bürgerstraße 7. Der Eintritt ist frei.