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Entspannen im Spielzeugparadies

Seit 175 Jahren gibt es das Geschäft Paul Lehmann in Kamenz. Hier treffen sich sonnabends auch Kartenspiel-Fans.

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© Jonny Linke

Von Jonny Linke

Kamenz. Spielwaren bis zur Decke lassen die Kinderherzen im Geschäft von Claus Lehmann in Kamenz höher schlagen. Und das mit langer Tradition.

Beim Treff zum Yu-Gi-Oh-Turnier im Kamenzer Spielwarengeschäft von Claus Lehmann kommt es auf die richtige Strategie an, um einen Gegner zu bezwingen.
Beim Treff zum Yu-Gi-Oh-Turnier im Kamenzer Spielwarengeschäft von Claus Lehmann kommt es auf die richtige Strategie an, um einen Gegner zu bezwingen. © Jonny Linke

Vor 175 Jahren, am 12. Oktober 1841, begann alles mit einem Kurzwarengeschäft. Heute werden hier sogar wie am Sonnabend Kartenspiel-Turniere ausgetragen. Dann treffen sich hier die Fans des japanischen Kartenspiels „Yu-Gi-Oh“. Als der Ururgroßvater von Claus Lehmann, Nadlermeister Eduard Koark, das Geschäft gründete, war daran nicht zu denken. Nachdem es 1842 zum großen Stadtbrand kam, kapitulierte der Unternehmer nicht, sondern richtete ein neues Geschäft ein. Mit im neuen Sortiment waren damals Haushalts- und Eisenwaren. Einige Jahre vergingen, bis die Räumlichkeiten für das Sortiment und die zahlreiche Kundschaft nicht mehr reichten. Das Haus am Markt, welches noch heute die Räumlichkeiten der Firma beherbergt, wurde 1855 durch Eduard Koark gekauft. Es bietet neben der perfekten Lage auch die Möglichkeiten, auf zwei Etagen ein großes Sortiment zu präsentieren. Das tun Lehmanns am Kamenzer Markt nunmehr seit 160 Jahren. Und das soll es auch noch lange nicht gewesen sein. Seit dem 1. September 1989 betreibt Claus Lehmann das Geschäft mittlerweile in fünfter Generation. Und seit 20 Jahren mit seiner Lebensgefährtin Marika Herzog. Ein Viertel Jahrhundert an Erfahrungen machen sich bemerkbar: „Mir ist der persönliche Kundenkontakt eine Herzensangelegenheit. Ich möchte meine Kunden beraten und mit meiner Erfahrung zur Seite stehen.“ Genau diesen Aspekt gebe es im Großhandel oder im Internet, wo man anonym bestellt, nicht. Das schätzen viele Kunden an dem Laden auf dem Markt. „Ob ferngesteuerte Autos, handgefertigte Weihnachtsartikel oder eine Vielzahl an Produkten für Mädchen können wir vieles anbieten“, sagt Marika Herzog. Auch Hausrat und Bastlerbedarf. Selbst eine Ersatzteilwerkstatt für Erzeugnisse aus dem Erzgebirge gehört zum Angebot. Aber das Hauptgeschäft ist und bleiben die Spielwaren. Um wichtige Trends nicht zu verpassen „besuche ich regelmäßig Messen und probiere einen Großteil der Sachen auch aus, sodass ich immer weiß, wovon ich rede“, erzählt der Unternehmer. Ein solcher Trend war und ist das japanische Kartenspiel „Yu-Gi-Oh“. Das eroberte den Markt und auch den Lehmannschen Laden. Inzwischen ist der Chef sogar offizieller Organisator von Yu-Gi-Oh Turnieren.

Einmal den Kopf freibekommen

Bei dem Spiel geht es grob formuliert darum, die Lebenspunkte des Gegners mit Hilfe seiner eigenen Spielkarten zu minimieren. Ein Spiel endet, wenn ein Gegner keine Lebenspunkte mehr hat. Ganz so einfach ist es freilich nicht. „Es gibt mittlerweile über 6 000 Karten und sehr viele Effekte und Möglichkeiten zu spielen“, erzählt Claus Lehmann. Zum Turnier am vergangenen Sonnabend kamen 20 Teilnehmer. Mit dabei der 28-jährige Robert Rauter aus Pulsnitz. „Ich bin von Beruf Bauleiter und habe viel Stress am Tag. Einmal in der Woche kann man hier den Kopf frei bekommen, entspannen und mit einem strategischen Spiel den Gegner besiegen und Spaß in der Gemeinschaft haben“, sagt er.

Seit 2003 kommt der Pulsnitzer zu den Turnieren, war einer der ersten. „Im Laden gab und gibt es auch immer die neusten Karten sowie beste Unterhaltung, dass macht das Geschäft einmalig“, ergänzt Robert Rauter. Gerade diese neuen Wege und der direkte Draht zum Kunden kommt an. „Der Trend geht vom Onlinehandel wieder zurück zum Fachgeschäft, dass merkt man mittlerweile“, ist sich Marika Herzog ganz sicher.