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Englische Hilfe für Freitaler Friedensglocke

Im Birkigter Spritzenhaus gibt es seit Kurzem ein Geläut. Mit dem Klang der Glocke stimmte aber etwas nicht.

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© Foto: Birkigt e. V.

Von Tobias Winzer

Freital. Manchmal sind es die scheinbar kleinen Details, die darüber entscheiden, ob eine Sache perfekt ist. Diese Erkenntnis haben nun auch die Birkigter, die sich um den Wiederaufbau des dortigen Spritzenhauses kümmern. Das Haus, das in den 1920er-Jahren für die örtliche Feuerwehr nicht mehr benötigt und im Laufe der Zeit zur Trafostation umgebaut wurde, musste abgerissen werde. Es konnte aber anhand alter Bauakten von 1886 wieder nahe am Original aufgebaut werden. 2014 stand das Gebäude wieder. Dieses Jahr wurde ein Teil der Außenanlagen hergerichtet. Der Bau selbst ist so gut wie fertig. Der Elektriker hat noch zu tun und beim Glockentürmchen ist einiges noch provisorisch.

Das Haus ist mit einer Friedensglocke ausgestattet. Immer am 24. August erinnert das Geläut, das mit dem Logo Schwerter zu Pflugscharen verziert ist, an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. An jenem Tag 1944 bombardierten Alliierte Birkigt. Mindestens 243 Menschen kamen ums Leben. Opfer waren vor allem Einwohner, aber auch Arbeiter in den Firmen Bühler Mühlenbau und Hänsel Verpackung. Wohnhäuser und andere Gebäude wurden zerstört. Die Glocke soll bewusst machen, dass wir in sehr friedlichen Zeiten leben und mahnen, diesen Zustand zu bewahren.

Sisyphusarbeit im Glockenstuhl

„Das Geläut stellt uns aber vor einige Herausforderungen“, sagt Katrin Schulze vom Birkigt e. V. „Selbst die Spezialisten mussten bei Glockenstuhl und Klöppel nachbessern und so ganz harmonisch ist es immer noch nicht.“ Selbst die mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern eher kleine Glocke ist ein komplexes Gebilde. Aufhängung, Gewicht und Gegengewicht müssen stimmen, der Klöppel zur Glocke passen und am Ende muss es auch noch gut klingen. „Schließlich ist eine Glocke auch ein Musikinstrument“, so Schulze, die auch für die CDU im Stadtrat sitzt. „Und wie bei einer Geige der Bogen ist bei einer Glocke das Seil die Verbindung zwischen Person und Instrument.“ Es sei ein unscheinbares Detail, aber doch hänge viel davon ab.

Das Problem: Im Moment hängt im Spritzenhaus nur ein dünnes Seil und die Glocke lässt sich mit all den weiteren Provisorien nur sehr schwer läuten. Es lassen sich kaum gleichmäßige Schläge entlocken.

Auf der Suche nach professionellem Rat und Hilfe stießen die Birkigter auf eine Seilerei in England, die insbesondere Läuteseile herstellt. Völlig unerwartet und spontan sagte man dort Hilfe zu, und weil man ohnehin gerade in der Gegend war, brachte eine Mitarbeiterin der Mendip Ropemakers, so der Name der Firma, gleich ein Seil mit. „Nun also wird die Glocke ein Glockenseil aus England unterstützen. So ist das Seil nicht nur eine unglaublich nette Geste der Seilerei, sondern hat auch noch eine sehr schöne Symbolkraft.“

Nun ist noch offen, wann genau das Seil installiert werden kann. „Wir werden es demnächst versuchen, aber ich rechne damit, dass wir doch mit dem Gewicht uns noch etwas einfallen lassen müssen“, so Schulze. Außerdem gebe es an der Glocke noch weitere Provisorien. „So könnte ein wirklich perfektes Läuten mit diesem Seil noch etwas auf sich warten lassen.“