Merken

Engel gegen Fremdenhass

Ein Kunstprojekt will mit den Symbolen der großen Religionen zum friedlichen Dialog anregen und in Dresden die Verhärtung durch Pegida aufbrechen.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Tobias Wolf

Gregor Merten und Carmen Dietrich haben keine Mühe, den großen Stahlkreis zu halten – den „Engel der Kulturen“, wie ihr gleichnamiges Kunstprojekt heißt. Eine etwas kleinere Engel-Skulptur soll nun auch in Dresden ihre Heimat finden. An 80 Orten gibt es sie schon, darunter Istanbul, Sarajevo, Tel Aviv, im Westjordanland und vor dem Europa-Parlament in Brüssel.

Die Anschläge vom 11. September in den USA sind für sie eine Zäsur gewesen, die sie stärker auf gesellschaftliche Verwerfungen und Spannungen blicken ließen, sagt Merten. Das Kunstwerk vereinigt Symbole der abrahamitischen Religionen und mahnt, sich im Dialog auseinanderzusetzen. „Wir haben die drei Zeichen immer wieder kombiniert“, sagt der 57-Jährige aus dem rheinischen Burscheid. „Den Engel haben wir weder gedacht noch gesehen.“ Der bildet sich durch die Anordnung von Kreuz, Davidstern und Halbmond im Kreis automatisch. Mertens Lebensgefährtin entdeckte das Bild im Bild – der Name des Projekts war geboren. Alle Religionen trügen den Frieden in sich, wenngleich dies bis heute nicht unbedingt ihrem weltlichen Agieren entspricht – obwohl es um den Erhalt der Welt gehen müsse, will die Menschheit bestehen, so die Künstler. Deshalb funktionieren die Symbole nur zusammen. Bricht eines heraus, fällt auch der Rest zusammen. In Dresden sieht Merten vor allem Pegida als ein Phänomen fehlenden Dialogs. „Wir können nicht weltoffen sein im Sinne von Wirtschaftsbeziehungen, in aller Herren Länder reisen, und dann so eine Verweigerungshaltung einnehmen.“ Pegida sei eine Gruppe, die aus dem Kreis herausgelöst agiere und so die anderen mitbeschädige.

Am Donnerstag findet der Aktionstag mit Vertretern aller drei Religionen zum „Engel der Kulturen“ statt. Auftakt ist um 11 Uhr im Muslimischen Kulturzentrum in der Marschnerstraße 2. Von dort wird der Stahl-Engel durch die Innenstadt gerollt, zum St. Benno-Gymnasium, der Synagoge, der Frauenkirche und der Hofkirche. Die Verlegung einer Engels-Intarsie am Theaterplatz im Eingangsbereich des Zwingers bleibt indes symbolisch – trotz der Unterstützung von Schlösserchef Christian Striefler. „Es wäre ein Ort, der zum Nachdenken anregt“, sagt er. Doch das Denkmalschutzamt bestand auf einem Platz im Asphalt der Hauptallee nahe des Eingangs in den Großen Garten gegenüber vom Dynamostadion.

www.engel-der-kulturen.de