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Engel auf dem Johannisfriedhof gerettet

Sieben Grabmale in Tolkewitz wurden mit staatlicher Förderung erneuert. Sie wurden leider auch als Müllplatz genutzt.

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© Christian Juppe

Von Ariane Heinen

Der Marmor des Engels auf dem Grab der Ahrenfeldts war völlig verwittert. „Die Leute haben gefragt, ob er aus Beton sei“, sagt Beatrice Teichmann. Die 41-Jährige leitet seit 2004 den Johannisfriedhof in Tolkewitz und kümmerte sich um die Anlage. Jetzt leuchtet der Marmor des Engels wieder weiß. Durch das bundesweite Denkmalschutz-Sonderprogramm konnten auf dem Johannisfriedhof seit 2016 sieben Grabmale restauriert werden. Nun sind die Arbeiten abgeschlossen.

Wie der Engel waren sie in schlechtem Zustand und zum Teil nicht wiederzuerkennen gewesen. Alte Steine drohten zu brechen oder umzukippen. Metallene Ornamente waren verrostet und porös. Aus den Grabgewölben musste sogar Müll entfernt werden. Die Verwalterin ist empört über den Umgang mit den Grabstätten. „Wir haben in der Gruft alte Fotoapparate und Handtaschen gefunden. Manche Leute haben keinen Respekt vor der Totenruhe.“ An der Grabstelle der Fabrikantenfamilie Ahrenfeldt waren verzierte Fliesen erst nicht sichtbar gewesen. Sie wurden bei der Entfernung von Erdschichten entdeckt. Vor allem die Figur des Engels sticht nun heraus. Bei genauem Hinsehen erkennt man eingravierte Sterne und den Namen des bedeutenden Erschaffers: Robert Diez. Seine bekanntesten Arbeiten sind wohl die Brunnen am Albertplatz.

Ein weiteres Engelsrelief eines unbekannten Künstlers ziert die Grabstelle der Familie Pokorny, Besitzer eines Dresdner Modehauses. Derart reiche Familien haben sich den Bau ihrer Familiengräber noch sehr viel kosten lassen. Teichmann spricht von einer Grabmalkultur aus einem anderen Jahrhundert. „Solche Grabdenkmäler schafft heute keiner mehr“, sagt sie.

Umso wichtiger ist für sie, die Denkmäler instand zu halten. Einige der restaurierten Grabstellen wurden innerhalb des Projektes „Pegasus-Schulen adoptieren Denkmäler“ von Schülern aus Dresden neu bepflanzt. Gleichzeitig erfuhren die Kinder mehr über die verstorbenen Persönlichkeiten. Dazu gehört unter anderem ein ehemaliger Bürgermeister und Ehrenbürger Dresdens, Heinrich Moritz Neubert. Neben seinem Grab wurden auch die von Musikern, einer Hoteliersfamilie und das einer neureichen Friseuse wieder hergerichtet. Die Verwaltung ist froh über die Rettung der Stücke und kommt einem lang erwünschten Ziel vielleicht ein wenig näher – dem Status als nationalem Kulturgut.