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Endspurt in der Löbauer Vorstadtkirche

Jetzt wird das Innere der Heilig-Geist-Kirche erneuert. Bald können hier wieder Schulkinder hinein – und viele andere.

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© Matthias Weber

Von Gabriel Wandt

Löbau. Die hellgrauen Granitplatten liegen erst einmal auf Probe. Aber dass sie sich jetzt auf dem Fußboden der Heilig-Geist-Kirche befinden, hat eine besondere Bedeutung. Die Steine symbolisieren, dass die kleine Kirche in der Zittauer Vorstadt von Löbau als Schulkirche der evangelischen Grundschule genutzt wird. Die befindet sich auf dem Gelände der früheren Südschule. Dort wird das alte, ungenutzte Gebäude bald abgerissen. Drumherum befand sich aber eine Granit-Einfassung. Die ist in den vergangenen Wochen geborgen, in ehrenamtlicher Arbeit gereinigt und von einer Firma in Platten geschnitten worden. Jene Platten bilden bald ein Kreuz auf den Gängen, die zwischen den Bänken in der kleinen Kirche wieder entstehen.

Bauplaner Hagen Aye, Martina Jakschik vom Kirchenvorstand und Kantor Christian Kühne (von links) sitzen auf einer neuen Bank in der Heilig-Geist-Kirche. Pfarrer Daniel Mögel (stehend) ist froh, dass Lausitzer Granit verlegt wird.
Bauplaner Hagen Aye, Martina Jakschik vom Kirchenvorstand und Kantor Christian Kühne (von links) sitzen auf einer neuen Bank in der Heilig-Geist-Kirche. Pfarrer Daniel Mögel (stehend) ist froh, dass Lausitzer Granit verlegt wird. © Matthias Weber

Bis dahin ist noch einiges zu tun, aber trotzdem steht die Sanierung des Gebäudes grundlegend vor dem Ende. Seit die Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg nur notdürftig wieder aufgebaut wurde, war zuletzt lange unklar, wie lange Mauern und Dach noch halten würden. 2013 begann eine Notsicherung, bei der vor allem Dach und Dachstuhl und Innendecke erneuert worden sind. Zudem hat das Gebäude einen Anbau mit Sanitärtrakt und Funktionsräumen erhalten. Inzwischen läuft der insgesamt vierte Bauabschnitt, der die Kirche nach der grundlegenden Erhaltung nun für die Zukunft nutzbar macht.

Dazu bekommt die Kirche ein grundlegend neues Innenraumkonzept. Die alten Bänke sind entfernt worden. Der Fußboden wird teils mit den Granitplatten ausgelegt, teils mit Terrakotta-Fliesen. Auf ihnen werden neu angefertigte Bänke stehen. Die lassen Besucher künftig wesentlich bequemer sitzen, sie werden beheizbare Polster erhalten – und sie können bei Bedarf zusammengeklappt und an den Rand geschoben werden. Dann ist Platz für besondere Veranstaltungen im Kirchenschiff.

Zwei Monate sind für die letzten Arbeiten jetzt noch vorgesehen, informiert Löbaus evangelischer Pfarrer Daniel Mögel. Dann finden wieder die ersten offiziellen Veranstaltungen statt: Die Grundschule plant für den Sonnabend vor Schulbeginn ihre Einschulungsfeier in der Kirche, am Sonntagabend danach soll es wieder die erste reguläre Abendmusik im Kerzenschein geben. Und für den 4. September ist ein großer Familiengottesdienst mit anschließendem Familienfest vorgesehen. Dann soll die Kirche ganz offiziell wieder in Betrieb genommen werden.

Pfarrer Mögel freut sich, dass die Besucher dann über die Granitplatten durch die Kirche laufen. Denn sie bestehen aus echtem Oberlausitzer Granit, und ihm war wichtig, dass möglichst viele hiesige Baustoffe bei der Sanierung der Kirche verwendet werden. Vermutlich stammt der Granit aus einem Arnsdorfer Steinbruch. Davon ist jedenfalls ein Mitarbeiter einer Sohlander Steinmetzfirma überzeugt, in der die Platten geschnitten worden sind. Zu tun haben die beteiligten Arbeiter aber nicht nur noch auf dem Fußboden, sondern auch unter der Decke. Dort befindet sich eine Galerie, die die zwei oberen Emporen miteinander verbindet sowie das Betreten des Dachbodens ermöglicht. Diese hölzerne Galerie ist ebenfalls in die Jahre gekommen und war nur noch mit Vorsicht zu betreten. Jetzt soll auch sie repariert und für die Zukunft erhalten werden. Auch der Anstrich wird aufgefrischt, informiert der Pfarrer. Dazu wird der Putz rundum an den Innenwänden der Kirche erneuert. Das im Frühjahr entdeckte Südportal verschwindet wieder unter dem Putz, wird aber mit besonderer Gestaltung in Erinnerung gehalten. Historische Steine am Nordeingang, die wohl aus der Entstehungszeit der Kirche stammen, blieben indes sichtbar.

Unterdessen laufen sowohl in der Kirchgemeinde als auch in der Schule Gespräche, auf welche unterschiedlichen Weisen das Gebäude künftig genutzt wird. Die jetzt pausierenden wöchentlichen Andachten der Schule werden ab August wieder aufgenommen, die Konzerte und gelegentlichen Gottesdienste ebenfalls.

Die Kirche ist um 1458 errichtet worden. Sie lag in ihrer Geschichte mehrfach brach, wurde umgebaut, 1945 stark beschädigt und wieder hergestellt. Durch die Arbeiten seit 2013, die rund eine halbe Million Euro gekostet haben, ist sie für die kommenden Jahrzehnte fit gemacht. Finanziert worden sind Sicherung und Sanierung aus Mitteln des Denkmalschutzes, verschiedenen Fördertöpfen, Mitteln der Landeskirche, der Löbauer Kirchgemeinde sowie Spenden. Und auch, wenn die Arbeiten inzwischen auf der Zielgeraden sind: Unterstützung für das Projekt ist nach wie vor willkommen.

Spendeninfo: www.nikolaikirche-loebau.de