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Endspurt auf der Riesenbaustelle

Quälende Treppentouren sind für Senioren im Sonnenhof in Klotzsche vorbei. Die Wohnungsgenossenschaft setzt auch andere Ideen um.

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© René Meinig

Von Peter Hilbert

Anita Großmann ist glücklich. Sie hat es überstanden – zumindest weitgehend. Für knapp 34 Millionen Euro baut die Sächsische Wohnungsgenossenschaft Dresden (SWGD) drei Plattenbau-Komplexe mit 506 Wohnungen aus, die sie Klotzscher Höhe nennt. Der Lindenhof ist 2014 übergeben worden. Der Sonnenhof, in den die 68-Jährige mit ihrem Mann im November 1989 in den Göhrener Weg 11 eingezogen ist, war 2015 weitgehend fertig. Jetzt werden noch die Außenanlagen gestaltet.

Die Bauleute arbeiten jetzt am Kirschhof, wo an einem Eck-Neubau Richtfest gefeiert wurde.
Die Bauleute arbeiten jetzt am Kirschhof, wo an einem Eck-Neubau Richtfest gefeiert wurde. © René Meinig

„Es war eine harte Zeit“, sagt Anita Großmann. Ihr Sonnenhof wurde mit Aufzügen, einer neuen Tiefgarage und barrierefreien Zugängen seniorengerecht ausgebaut. „Das war sehr laut und staubig.“ Deshalb hat die Familie die Chance genutzt und ist während der Innenarbeiten vier Monate lang in eine möblierte Ersatzwohnung im benachbarten Kirschhof gezogen.

Sicher habe sie zuvor große Bedenken gehabt, ob alles klappt. „Die Genossenschaft hat das aber hervorragend organisiert“, erzählt die Seniorin. So habe eine Firma ihre Möbel abgebaut, zwischengelagert und wieder aufgebaut. Auch die Bauleitung und die Handwerker hätten geholfen, auf Wunsch ein Loch in der frisch sanierten Wohnung gebohrt oder an einigen Ecken etwas Farbe aufgebracht. Vorbei sei auch die Zeit des Treppensteigens bis zu ihrer Wohnung im fünften Stock. Der neue Fahrstuhl macht’s möglich. „Jetzt ist es richtig schön hier“, sagt sie.

Interessiert beobachtet Anita Großmann derzeit die Garten- und Landschaftsbauer, die den Hof gestalten. „Dort bauen wir eine Pergola erklärt der technische SWGD-Vorstand Torsten Munk. Unter dem Säulengang werden Wege angelegt, gesäumt von Bänken, Sportanlagen und Hecken. Geplant ist auch ein Boccia-Platz. Am 17. Juni soll bei einem Mieterfest die Fertigstellung gefeiert werden.

Die Strategie ist, in den Klotzscher Höfen Wohnungen für alle Altersgruppen zu bieten, von der jungen Familie bis hin zu ergrauten Genossenschaftern. Das erklärt Munks kaufmännischer Vorstandskollege Mathias Schulze. Der Sonnenhof wurde mit seinen Aufzügen und anderen Einrichtungen besonders seniorenfreundlich gestaltet. Vor allem der Fahrstuhl-Einbau im Inneren der Häuser sei eine teure Angelegenheit. Doch nur damit konnte die komplette Barrierefreiheit erreicht werden. Eine weitere Neuerung kommt bei den Mietern auch hervorragend an – die digitalen Haustafeln, erklärt Munk.

Sie werden von der Dresdner Firma Gekartel hergestellt und haben sich schon in vielen Häusern der SWGD bewährt. Auf den Flachbildschirmen werden Mieter aktuell informiert. Das reiche vom Wetter über Veranstaltungen im Wohngebiet und Terminen der Hausreinigung bis hin zu den Ansprechpartnern. „Damit sind wir sehr zufrieden und werden diese Haustafeln auch weiter einbauen“, sagt Munk.

Zuletzt kommt nun der Kirschhof an die Reihe. Der umfasst fünf Wohnblöcke in der Selliner Straße 36–50 und dem Göhrener Weg 17–35. Dort werden alle Eingänge einen Aufzug bekommen, erklärt Munk. Allerdings werden nur zwei davon innen eingebaut, 14 jedoch außen. Mit den ersten Arbeiten wurde im November vergangenen Jahres begonnen. Für die Aufzüge sind schon Fundamente gebaut. Darüber hinaus haben die Bauleute mit dem Abbruch der alten Balkons begonnen.

Diese waren mit 1,20 Metern sehr schmal und die massiven äußeren Betonplatten schon marode. Sie mussten bereits gesichert werden. Die neuen Balkons werden zwar nicht mehr ganz so breit, mit 1,80 Metern jedoch um ein Drittel tiefer, nennt Vorstand Munk einen Vorteil. „Im Sommer sollen die neuen Balkontürme angebaut werden“, sagt er.

Zudem wird bereits ein besonderer Plan umgesetzt. Die freie Ecke am Ende zweier Wohnblöcke auf der Selliner Straße wird mit einem Neubau geschlossen, in dem sechs Vierraum-Wohnungen entstehen. Am Dienstag konnte dort Richtfest gefeiert werden. Geplant ist, dass der Kirschhof Ende dieses Jahres fertiggestellt wird. Nur die Außenanlagen müssen dann noch im nächsten Frühjahr hergerichtet werden.

Die Bewohner zahlen in den Klotzscher Höfen gestiegene Kaltmieten zwischen 6,50 und 7,50 Euro je Quadratmeter. Durch den Aufzugseinbau erhöhen sich die Betriebskosten um bis zu 50 Cent je Quadratmeter. Vorstand Schulze ist froh, wie gut die Sanierung der Klotzscher Höfe bisher über die Bühne gegangen ist. 2010 gab es die ersten Pläne, später aber auch etwas Skepsis bei den Mietern. „Wir haben alle Probleme zur Zufriedenheit lösen können“, bilanziert er. „Auch von Leuten, die anfänglich kritisch waren, haben wir viel Lob erhalten. Das ist ein gutes Gefühl.“