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Endlos Baustelle

Das Wohngebiet am Heideberg war das erste nach der Wende in Sachsen. Jetzt gibt es einen Neustart zur Hausmesse.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Brockwitz. Eines der ersten Wohngebiete in Sachsen nach der Wende soll endlich fertig werden. Es ist kaum zu glauben, aber bereits im Juni 1992 weist die Gemeinde Quersa-Brockwitz den Wohnstandort am Heideberg in Brockwitz mit dem ab da üblichen B-Plan zum Wohnstandort aus. Die Feldbesitzer hoffen auf schnelles Geld, doch der Großenhainer Bauunternehmer Ullmann lässt sie warten. Auch mit der Erschließung geht zunächst nichts los, bis ein Leipziger Immobilienhändler das Areal dem pleitegegangenen Unternehmer abkauft. Richtig erschlossen wird das Gebiet nach weiterem Wechsel aber erst 2001.

Inzwischen steht das Jahr 2004 auf dem Kalender-Deckblatt und es sind elf von 32 Häusern gebaut. Von Idylle keine Spur. Immer, wenn es Probleme gibt, ist es für die Brockwitzer Hausbesitzer schwierig, überhaupt einen Ansprechpartner zu finden. Das Unkraut schießt hoch, ein Radeburger Bauunternehmen kippt eine riesige Fuhre Betonschutt ins Wohngebiet, ein Dutzend Gullideckel ragen aus der nur geschotterten Anliegerstraße, dazu fällt öfter die Beleuchtung aus und zu allem Übel läuft bei starkem Regen vom Feld Wasser herein. Die Häuser stehen abschüssig in der Senke.

Gemeinde kümmert sich darum

Es ist die Gemeinde, die einspringt, wenn es arg wird – obwohl sie das Privatland genau genommen nichts angeht. Lampertswalde übernimmt den Winterdienst, sorgt für die Straßenbeleuchtung, und gelegentlich rückt auch der Bauhof an, um das wildwuchernde Unkraut abzumähen. Schließlich baut sie sogar eine Entwässerung und schiebt einen Erdwall zum Feld auf, und sie macht Druck, dass die Straße doch noch asphaltiert wird. Doch diese Straße endet abrupt irgendwo. Bauanfragen gibt es seit 2004 keine mehr. Nun wird das Wohngebiet in Brockwitz auf der Hausmesse an diesem Wochenende in Dresden erstmals wieder beworben. Im Gepäck von Makler Erko Seidemann aus Kalkreuth soll das Wohngebiet nach 26 Jahren endlich zu einem guten Ende gebracht werden. 50 Euro pro Quadratmeter sind aufgerufen.

Seidemann tritt im Auftrag der RGO-Firmengruppe aus Kesselsdorf auf. RGO steht schlicht für Regina-Gerhard-Ofschanka, dem Gründungsehepaar der ursprünglichen Bauland-Immobilienentwicklungs-GmbH. Gerhard Ofschanka lässt es sich nicht nehmen, gestern selbst beim Vor-Ort-Termin mit Bürgermeister Wolfgang Hoffmann dabei zu sein. Er ist zwar bereits im Oktober 2015 als ruhender Pol in die zweite Reihe gerückt und hat die Geschäftsführung an Falk Schlinz übergeben, der seit zehn Jahren im Unternehmen ist. Aber da zur RGO-Firmengruppe seit dem Jahr 2000 auch die RGO Massivhaus GmbH gehört, die die mit den Bauherren entworfenen Häuser bis zum Rohbau auch selbst hochzieht, gibt es für den Altchef noch genug zu tun. Seien es Absprachen mit Behörden und Bürgermeistern, Projektentwicklungen oder finanzielle Belange. Dem neuen Firmenchef hält er so etwas den Rücken frei. Und das will Gerhard Ofschanka auch noch eine Weile so handhaben.

Das Vorhaben in Brockwitz ist mit lediglich 18 Bauplätzen ein vergleichsweise kleines Projekt, für das ja auch schon entsprechende Genehmigungen vorliegen. Über tausend Häuser hat die RGO Massivhaus bereits gebaut. Die meisten stehen in begehrten Dresdner Randlagen wie Kesselsdorf, Omsewitz, Possendorf oder Wilsdruff. Dass die Firmengruppe auch mit einem Lampertswalder Dachdecker zusammenarbeitet, der dann wohl in seiner Heimatgemeinde bauen darf, entdeckte Ofschanka gestern gesprächsweise vor Ort.

Kein Wunder auch, dass die Ortswehr Brockwitz um Wehrleiter Lutz Schönfelder bei dem Termin gestern dabei war und sich nun freut, dass hoffentlich alles zu einem guten Ende geführt wird – so oft wie sie hier im Einsatz war.