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Endlich Simson fahren!

Kurz vor der ersten Fahrt war einem Jugendlichen das Moped gestohlen worden– kein Einzelfall in Riesa. Jetzt gab es ein Happy End.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Endlich! Marvin Poppe kann jetzt Simson fahren. Den Führerschein hat er inzwischen bestanden – und auch die „technischen Voraussetzungen“ sind wieder gegeben. Zwar ist die neue „Simme“ nicht so „geil“ wie die Erste. Aber das wird noch. Davon ist der 15-Jährige überzeugt. Stolz holt er sein Gefährt aus der heimischen Garage – im Garagenkomplex an der Segouer Straße wird das gute Stück mit Sicherheit nicht untergebracht. Aus gutem Grund.

Marvin Poppe freut sich, dass er wieder ein Moped hat.
Marvin Poppe freut sich, dass er wieder ein Moped hat. © Lutz Weidler

Das „alte neue“ Moped ist blau. Das soll allerdings nicht so bleiben. „Ich will den Tank und den Seitendeckel Armeegrün machen, aber matt. Die Schutzbleche sollen glänzend schwarz werden“, erklärt er mit leuchtenden Augen. Die Erinnerungen an seine erste Simson geraten dabei in den Hintergrund. Die war nämlich orangefarben und in einem Top-Zustand für ihr Alter – und das spielt in diesem Zusammenhang keine unwichtige Rolle. Denn damit 15-Jährige mit 60 Stundenkilometern auf den Mopeds fahren dürfen, müssen sie vor Ende Februar 1991 zugelassen worden sein – eine Sonderregelung des Einigungsvertrags. Im Westen durften Mopeds schon immer nur mit 50 Stundenkilometern unterwegs sein – wie heutzutage in der ganzen Bundesrepublik.

Marvins erste Simson war ein Geschenk des Großvaters. Ein Bekannter hatte das Zweirad loswerden wollen. Also schlug der Opa zu, um den Traum seines Enkels zu erfüllen. Vor seinem 15. Geburtstag im September mussten nur noch ein paar Teile ausgetauscht werden – fertig war die Überraschung zur Jugendweihe. Die Freude über das „neue alte“ Moped war riesig. Ebenso wie die Enttäuschung, als Marvin eines Tages im August feststellte, dass die Simson weg ist – gestohlen aus der angemieteten Garage in Weida. Die Tür stand einfach offen, als er dort nach Schulschluss mit einem Freund ankam. „Als ich gesehen habe, dass auch die Helme weg sind, war mir klar, dass die Simson gestohlen wurde.“ Nur etwa drei Wochen lang hatte das Moped dort gestanden. In dieser Zeit hatten Marvin und sein Vater es öfter zum Reinigen aus der Garage geholt. „Ich schätze, wir wurden dabei beobachtet“, erzählt Marcus Poppe.

„Nicht ganz so der Kracher“

Für die Diebe hat sich der Beutezug gelohnt. Immerhin war das Moped rund 2 000 Euro wert. Wie schon befürchtet, wurden die Täter bislang nicht gefunden. Zu allem Überfluss musste sich Marcus Poppe dann auch noch mit der Versicherung herumschlagen. Nach wiederholten Anfragen per Telefon und E-Mail kam Monate später ein Betrag auf seinem Konto an. „Über die Summe lässt sich natürlich diskutieren: 75 Prozent unserer veranschlagten Summe, abzüglich der Selbstbeteiligung. Das hätte auch gern etwas mehr sein können“, so Marvins Vater. – Parallel zu den Querelen mit der Versicherung ging die Suche nach einem neuen Moped los. Ende Oktober hatte Marvin seinen langersehnten Führerschein bestanden. „Ein bekannter Autoschrauber hatte mir eine im Kundenauftrag zu verkaufende Simson angeboten – welch ein Zufall. Die ist technisch zwar in Ordnung, aber optisch nicht ganz so der Kracher. Dem Jungfahrer ist das aber egal“, erzählt Marcus Poppe. „Hauptsache, er kann fahren! “

Während nach der Wende viele Simson-Fahrer ihre Mopeds schnell gegen Westmodelle oder gar Autos eingetauscht haben, sind Simsons heute längst wieder beliebt. Für Jugendliche wie Marvin sind sie sogar „Kult“ – und zwar nicht nur, weil sie damit schneller unterwegs sein dürfen als mit anderen Mopeds. Daher steigen die Preise für die gebrauchte Simsons wieder – was die Gefährte allerdings auch bei Kriminellen zu beliebten Objekten macht. Riesa war 2016 im Landkreis sogar Simson-Diebstahl-Hochburg. Laut Polizei wurden bis zum 30. November 2016 insgesamt 34 Simson-Mopeds gestohlen – davon 15 in Riesa. So viele wie in keiner anderen Stadt im Landkreis Meißen.