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Endlich mal was los in Sebnitz

Es ist zu ruhig in Sebnitz, bemängeln die Narren beim Faschingsumzug. Schuld sei der OB.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Wenn die Innenstadt nur immer so belebt wäre, wie am Faschingsdienstag. Leerstehende Geschäfte und zu wenig Angebote waren eins der zentralen Themen beim traditionellen Faschingsumzug des Buchbergvereins, den die Sebnitzer und ihre Gäste dicht gedrängt am Straßenrand verfolgten. Vor allem Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) machten die Narren dafür verantwortlich, er bekam in diesem Jahr ordentlich sein Fett weg. „DSDS: Die Stadt der Stille – dem OB ist es doch Rille“, stand auf einem Wagen, mit dem der Leerstand in der Sebnitzer Passage betrauert und die Ladenschließungen und Wegzüge der vergangenen Jahre aufgezählt wurden, unter anderem der Umzug des Drogeriediscounters Rossmann an den Stadtrand. „Die Geister die Ruckh rief“, war ein anderer Wagen betitelt, der von schwarzgewandeten Gruselgestalten bevölkert wurde, allesamt junge Mädchen. Ob sie noch lange bleiben? „Die Sebnitzer Jugend zieht aus, denn hier fühlen sie sich lange nicht mehr wie Zuhaus“, hieß es auf einem Schild, das ein junger Wandersmann um den Hals trug, der sein Bündel schon geschnürt hat.

Fasching in Sebnitz

Vereinschef Bernd Leuner ist persönlich mit der Sammelbüchse unterwegs.
Vereinschef Bernd Leuner ist persönlich mit der Sammelbüchse unterwegs.
Die „Trump‘l-Zwerge“, dargestellt vom Faschingsklub der Bergsteiger.
Die „Trump‘l-Zwerge“, dargestellt vom Faschingsklub der Bergsteiger.
Rossmann weg, Bäcker zu, Passage tot. Zu viele Läden stehen leer, sagen die Narren.
Rossmann weg, Bäcker zu, Passage tot. Zu viele Läden stehen leer, sagen die Narren.

Feiern sollen die Leute: „So lange es geht, bevor der Staat auch darauf Steuern erhebt“, das fordert eine als Village People kostümierte Truppe, die laut Wagenaufschrift aber „Village Pöbler“ heißen. Für den YMCA-Discosound sorgt „Plattenaufleger Maxxximal“ – nicht zu verwechseln mit einem DJ, der im vergangenen Jahr durch die lokale Presse geisterte. Richtig feiern werden die „Village Pöbler“ aber erst, wenn der OB gegangen ist, schreiben sie auf dem Heck ihres Wagens.

Die lokale Politprominenz lief auch selbst beim Umzug mit – zumindest drei Herren, die sich als „Stadt-Mike“, „Landes-Michel“ und „Bundes-Klausi“ auswiesen. Ihre Funktion? Sie waren als Schirmherren unterwegs, um die Suche nach dem nächsten Sebnitzer Blumenmädchen zu unterstützen. Das soll nämlich bald gewählt werden. Weil sie aber gehört haben, dass sich die Suche schwierig gestalte, haben sie alle Altersgruppen zusammengerufen, erklärt die ganze Truppe. Deshalb schiebt dann auch ein Blumenmädchen einen Rollator vor sich her. Alternativ könnte man ja auch einmal das Geschlecht wechseln, schlagen sie vor: „Warum nicht mal ein Blumenjunge?“

Der Vorsitzende des Faschingsvereins vom Buchberg, Bernd Leuner, war mit Zylinder und Sammelbüchse unterwegs. Motto: „Hier sammelt der Chef noch selbst.“ Zum Beispiel für den Jubiläumsumzug im kommenden Jahr. Dann feiert Sebnitz 100 Jahre Fasching.