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Endlich ins Wasser

Nach 21 Monaten Bauzeit wurde am Freitag die neue Schwimmhalle in Bühlau eröffnet. Die Idee existiert seit 23 Jahren.

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© André Wirsig

Von Lars Kühl

Schlips ab, Jackett aus und die Hemdsärmel hochgekrempelt. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) ist sichtlich froh, dass es bei diesem Termin nicht auf Etikette ankommt. Es ist aber auch warm! 30 Grad Celsius, und das mitten im Winter. In der neuen Schwimmhalle Bühlau hat das allerdings so zu sein, erzählt Badleiter Freddy Lamm. Immer drei Grad über der Wassertemperatur im 25-Meter-Becken, und die ist mit 27 Grad Celsius vorgeschrieben.

Am Freitag wurde der über 9,3 Millionen Euro teure Komplex übergeben, nach nur 21 Monaten Bauzeit. Alles im Plan, auch beim Geld, freut sich Matthias Waurick, Geschäftsführer der Bäder GmbH. Die hatte das Projekt vom Sportstättenbetrieb übernommen und umgesetzt. Es ist der erste Neubau der 2013 gegründeten Tochter der Technischen Werke.

OB Hilbert hat schon viele Objekte eröffnet. „Eine Schwimmhalle war noch nicht dabei“, sagt er. „Das macht mich stolz, denn in einer deutschen Großstadt ist so etwas selten.“ Doch in Dresden ist der Bedarf auch größer als anderswo. Zuletzt wurden hier vor rund 20 Jahren Hallen gebaut: im Georg-Arnhold- und im Nordbad sowie im Elbamare.

Weil die Stadt aber dringend weitere Kapazitäten zum Schwimmen und Baden unterm Dach benötigt, wird auch dieses Jahr kräftig investiert. Der Neubau am Freiberger Platz soll im zweiten Halbjahr fertig sein. Mit der Sanierung im Georg-Arnhold-Bad wird im April begonnen, die in der Prohliser Halle ist in Planung.

Die Bühlauer und die Menschen aus der Umgebung sind nun aber erst einmal froh, dass sie endlich eine Schwimmhalle haben. Die Idee dazu stammt bereits aus dem Jahr 1993, entwickelt vom Gemeinderat Weißig. Eigentlich sollte der Komplex viel größer sein, unter anderem waren acht 50-Meter-Bahnen geplant. Stehen sollte die Schwimmhalle im Weißiger Sportpark. Auch eine Mehrzweckhalle, in die 800 Zuschauer passen sollten, gehörte ursprünglich zum Konzept. Als sich die Ortschaft mit Schönfeld 1994 zu einer Großgemeinde zusammenschloss, wurde das Vorhaben zunächst zurückgestellt.

Bei der Eingemeindung nach Dresden fünf Jahre später war die Schwimmhalle dann Bestandteil eines Vertrages. Doch es dauerte, bis aus der Vision Wirklichkeit wurde. Auch der Standort ist nun ein anderer. Der Komplex wurde auf dem Gelände des ehemaligen Bühlauer Straßenbahnhofes an der Bautzner Landstraße gebaut.

Gisela Lutoschka freut sich am Freitag trotzdem über das Ergebnis. Als die Halle noch ein Wunsch war, übergab sie mit ihrem Mann vor rund 20 Jahren 5 000 D-Mark an den damaligen Weißiger Bürgermeister Hans-Jürgen Behr. Bedingung war, das Geld für eine Schwimmhalle zu verwenden. Denn genau die fehlte ihnen, als sie in den Dresdner Vorort gezogen waren.

Spaß-Staffel-Rennen

Nun steht der Komplex in einer abgespeckten Ausführung zwar in Bühlau, ein wichtiger Alt-Vorschlag wurde aber umgesetzt: Neben einem Saunabereich gibt es ein Therapiebecken. Das Besondere daran ist ein Hubboden. Der kann nach oben gefahren werden und ermöglicht auch gehbehinderten Besuchern das Schwimmen.

Beim zweitägigen Probebetrieb im Dezember gab es keine Probleme, am Freitag wurde das große Becken endlich dafür genutzt, wofür es vorgesehen ist: zum Schwimmen. Gert Zimmermann, der sonst im Radio meist Dynamo-Spiele kommentiert, übernahm dafür das Mikro. Eigentlich hätte er am liebsten das Rathaus gegen die Bäder GmbH zu einem Wettkampf antreten lassen, aber Hilbert und die andere geladene Polit-Prominenz winkte trotz der legeren Kleiderordnung ab. So übernahmen Dresdner Nachwuchsschwimmer und lieferten sich ein Spaß-Staffel-Rennen. Der OB ließ es sich aber nicht nehmen, einmal in der „Rotlicht-Straßenbahn“ zu sitzen. Wer dort verweilt, tut mit Tiefenwärme etwas für seinen Rücken und gegen Rheuma, erklärt Badleiter Lamm. Das Besondere dabei ist, dass er in eine Straßenbahn steigt und auf Monitoren verschiedene Strecken durch die Stadt „mitfährt“.