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Endlich in der neuen Schule

Seit Montag wird in der Comenius-Schule in Herrnhut unterrichtet. Dafür musste die Diakonie tief in die Tasche greifen.

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© Rafael Sampedro

Von Steffen Gerhardt

Herrnhut. Weiße Gänge führen in farbenfrohe Zimmer. Ob in blau, grün oder violett, dort fühlen sich die Mädchen und Jungen wohl. Das sieht man an ihren Gesichtern. Am Montag haben sie die neue Comenius-Schule (Förderschule) in Herrnhut in Beschlag genommen. Dass es sich dabei um Klassenräume handelt, daran erinnern nur die zweiteilige Wandtafel und die Schulbänke im Raum. Schulleiter Holger Böwing sagt, dass es die Kinder und Jugendlichen sehr wohnlich in ihrer neuen Schule haben. Die Klassenräume sind geteilt in einen Lern- und Ruhebereich, nebenan gibt es eine kleine Küche, wo die Kinder nicht nur ihre Mahlzeiten einnehmen, sondern diese auch selbst zubereiten können. Ergänzt werden diese Einheiten mit einem Garderobenabteil, wo Platz für Jacken und Taschen ist. Vorbei ist die Zeit, als Schuhe und Jacken auf den Fluren aufbewahrt wurden.

© Rafael Sampedro
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Dort ist jetzt Platz für Kunst und die eigene Kreativität der Schüler, um aus den weißen Wänden farbenfrohe zu machen. Stephan Wilinski als kaufmännischer Vorstand zeigt auf die in die Wände eingelassenen Schienen, an denen Bilder aufgehängt werden können. „Nageln oder dübeln ist hier überflüssig“, betont er. Nicht nur Wilinski ist glücklich darüber, jetzt in einer neuen Schule zu stehen. Denn es war ein langer Weg für die Herrnhuter Diakonie als Schulträger, um das zu erreichen. „Vor neun Jahren haben wir die erste Planung gemacht, dabei ging es zunächst nur um die Räume, die notwendig sind“, erklärt der Vorstand. Dem folgten Workshops mit den Lehrern, denn es sollte eine Schule genau für ihren Bedarf werden.

Im Jahr 2009 war alles zu Papier gebracht und als Fördermittelantrag beim Land Sachsen eingereicht. Weitere fünf Jahre sollte es dauern, bis es grünes Licht für das Vorhaben gab. Inzwischen wurde die Planung präzisiert, um sie den aktuellen Bedingungen anzupassen. Denn 2009 zählte die Comenius-Schule 75 Schüler, mit diesem Schuljahr sind es 104. Erschwerend für die Diakonie kam hinzu, dass der Fördersatz von anfangs 70 Prozent auf 45 Prozent abgerutscht war. Das heißt, tiefer in die eigene Tasche greifen und einen Kredit aufnehmen. „Bei einer Bausumme von 7,7 Millionen Euro ist es uns nicht möglich, viereinhalb Millionen Euro selbst aufzubringen“, sagt Vorstand Wilinski.

Diakon Volker Krolzik bezeichnet diese Summe als eine große Investition in die Zukunft. „Wir wollen zeigen, dass wir Hoffnung für die Region haben und hier das Potenzial dafür da ist. Denn wo werden heute noch neue Schulen gebaut?“ Dazu eine, die kein Mehrzweckbau aus Stahl, Beton und Glas ist, sondern ein Stück Herrnhuter Barock darstellt. Aus diesem Grund hatte der Denkmalschutz ein gewichtiges Wort mitzureden und machte seine Forderungen gegenüber dem Bauherren auf. So musste sich beispielsweise das Schuldach dem des nebenstehenden Zinzendorf-Hauses anpassen. Außenputz und Fenster sind nach historischem Vorbild gestaltet und auch das Schulinnere lässt den Herrnhuter Barock an vielen Stellen wieder aufleben. „Schaut man im vorbei Gehen auf das Gebäude, hat man den Eindruck, es steht schon immer so da“, betont Volker Krolzik als Theologischer Vorstand. Dazu trägt mit bei, dass das eine Schulhaus optisch aus drei Gebäuden zu bestehen scheint, die die lange Hausfront an der Zittauer Straße auflockern.

Für die Schüler und Lehrer ist es wichtig, dass zu dieser schönen Hülle auch das Innere stimmt. Und das kann Holger Böwing bestätigen. „Wir verfügen zudem über Fachräume wie für Computer, Hauswirtschaft und Kunst, die mit den Schülerräumen unter einem Dach sind.“ Denn bisher waren die Förderschüler auf mehrere Gebäude in der Stadt verteilt, unter anderem auch in der ehemaligen Grundschule der Stadt. Mit der neuen Schule, die Platz für rund die Hälfte der Schüler bietet, will sich die Diakonie zumindest von den angemieteten Häusern trennen. Einem Provisorium, dass seinen Ursprung in dem 1977 in Herrnhut gegründeten Förderzentrum hat. Knapp vier Jahrzehnte später ist daraus eine moderne und anerkannte Schule geworden. Im Beisein von Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth wird diese am Montag, 10 Uhr, offiziell eingeweiht.