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Endlich Geselle

Ausbildung im Handwerk ist sehr anspruchsvoll. Es wird Durchhaltevermögen gebraucht. Das hat nicht jeder.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Döbeln. Geschafft. Nach dreieinhalbjähriger Lehre haben Matthias Waldapfel (21) und Martin Fuchs (20) ihren Gesellenbrief der Handwerkskammer Chemnitz in der Hand. Sie sind nun Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik und gehören zum Team der Schaaf-Elektro GmbH in Döbeln.

Matthias Waldapfel und Martin Fuchs gehören zu den den insgesamt 290 Lehrlingen und Umschülern im Landkreis Mittelsachsen, die sich 2018 einer Gesellen- beziehungsweise Abschlussprüfung stellen. „107 Lehrlinge haben das im Rahmen der Winterprüfungen bereits getan, 96 davon bestanden. Die übrigen 183 können im Sommer ihre Prüfung absolviert“, sagte Robert Schimke, Abteilungsleiter Medien und Marketing der Handwerkskammer Chemnitz. Bis Ende Dezember vergangenen Jahres haben 30 Azubis im Elektroberuf im Landkreis Mittelsachsen eine Lehre begonnen.

„Im Gegensatz zum bundesweiten Durchschnitt von etwa 25 Prozent der Lehrlinge, die vorzeitige ihre Lehrverträge auflösen beziehungsweise die Ausbildung abbrechen, gibt es das in Sachsen nur wenig. In den vergangenen zwei Jahren waren es laut dem Sächsischen Handwerkstag nur 14,2 Prozent“, so Schimke. Die der Handwerkskammer Chemnitz würden sogar noch darunter liegen. „Eine vorzeitige Vertragsauflösung beziehungsweise ein Ausbildungsabbruch bedeuten nicht gleichzeitig, dass die Auszubildenden dem Handwerk verloren gehen. Häufig wechseln die Jugendlichen nur den Ausbildungsbetrieb oder den Ausbildungsberuf“, sagte Frank Wetzel, Leiter der Geschäftsstelle Dresden des Sächsischen Handwerkstages.

Friseur, Dachdecker und Gebäudereiniger seien die Ausbildungsberufe im sächsischen Handwerk, bei denen es 2017 am häufigsten zu einer vorzeitigen Vertragsauflösung kam. Relativ selten war das bei Kraftfahrzeugmechanikern, Automobilkaufmännern, sowie Anlagenmechanikern für Sanitär-Heizung- Klima der Fall. Als vorrangige Gründe für die Vertragsauflösung seien unter anderem ungenaue Vorstellungen vom Berufsbild und lange Fahrtstrecken zur Berufsschule. Das bestätigt auch die Leiterin des Berufsschulzentrums (BSZ) Döbeln-Mittweida.

Da hatten die zwei ehemaligen Auszubildenden von Schaaf-Elektro Glück. Sie konnten die Theorie am BSZ in Döbeln lernen. „Es war eine anspruchsvolle Ausbildung und nicht immer leicht“, sagte Matthias Waldapfel. Er habe immer einen handwerklichen Beruf erlernen wollen. Schreibtischarbeit sei nicht so sein Ding. Bei der Berufswahl geholfen haben dem 21-Jährigen vor allem die Praktika, die er während der Schulzeit absolvierte. Zunächst sollte es ein Beruf im Kfz-Bereich werden. „Nach dem Praktikum in einem Autohaus merkte ich, dass es nicht das ist, was ich wollte. Deshalb habe ich mich für eine Ausbildung als Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik entschieden. Die Arbeit ist extrem abwechslungsreich“, so Matthias Waldapfel. Dabei gehe es um alles, was mit Leitungen zusammenhängt, die die Energie in die Gebäude bringen.

Auch bei Martin Fuchs stand nach einem Praktikum fest, dass er Elektriker werden will. „Ich habe während der Lehre nie überlegt, diese abzubrechen oder etwas anderes zu machen. Der Beruf ist genau das, was ich wollte. Er bietet ein großes Leistungsspektrum, macht Spaß, ist enorm abwechslungsreich und ich kann auf Montage fahren“, sagte Martin Fuchs. In der Lehrzeit habe er viel dazugelernt – nicht nur berufliche Dinge, sondern auch im Team und eben unterwegs. Bis zur Gesellenprüfung stand ihnen der Lehrausbilder von Schaaf-Elektro zur Seite. Er unterstütze sie während der Ausbildung und auch bei der Vorbereitung der Prüfungen. „Wir wurden nie allein gelassen. Hatten wir Probleme oder Fragen, konnten wir uns an den Ausbilder wenden“, so Matthias Waldapfel. Torsten Hoffmann hat viele Erfahrungen in der Arbeit mit Jugendlichen. Immerhin bildet Schaaf-Elektro seit dem Bestehen 1990 jedes Jahr zwei Lehrlinge aus.

„Wir haben alle übernommen, auch in Zeiten, in denen die Arbeit knapp war. Manche von ihnen sind noch dabei. Andere haben neue Perspektiven gesucht“, sagte Geschäftsführer Torsten Schaaf. Und es besteht auch die Möglichkeit der weiteren beruflichen Entwicklung. Zwar wollen die beiden neuen Gesellen noch nicht darüber nachdenken. Sie sind erst einmal froh, dass die Lehrzeit vorbei ist.

„Wir haben von der Handwerkskammer eine Einladung für ein Seminar bekommen, bei dem es um die Meisterausbildung geht. Sie wird ja auch von der Kammer gefördert“, so Martin Fuchs. Interessieren würde ihn das schon. Doch bis zur Meisterausbildung sollten erst einmal fünf praktische Jahre absolviert werden. Deshalb will der Geselle später über diese Option nachdenken. „Die Meisterausbildung ist schon eine Ecke schärfer und anspruchsvolle als die Lehre“, so der 20-Jährige.

Jetzt sind er und Matthias Waldapfel erst einmal froh, anerkannte Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik und mit ihrem Team unterwegs zu sein. Das ist relativ jung – keiner der Kollegen ist älter als 25 Jahre. „Wir arbeiten super zusammen. Es macht richtig Spaß“, sagte Matthias Waldapfel. Es war der Wunsch der beiden neuen Gesellen, auf Montage zu fahren. „Da erleben die Jungs auch viel und lernen Deutschland ein wenig kennen. Zurzeit sind sie in einem Bundeswehrzentrum“, sagte Geschäftsführer Steffen Scheer.

Das Montageteam hat sich vor allem auf die Mess- und Steuer-und Regeltechnik spezialisiert. Die Mitarbeiter vor Ort kümmern sich unter anderem um die Industriebetriebe und die Straßenbeleuchtung. Schaaf-Elektro hat 28 Mitarbeiter.