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Endlich etwas tun

Die Untätigkeit im Heim frustriert viele Flüchtlinge. Jetzt gibt es erste Jobmöglichkeiten. Dafür gelten ähnliche Regeln wie bei einheimischen Hartz-IV-Empfängern.

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© Rafael Sampedro

Von Gabriel Wandt

Löbau. Es ist sicher nicht ihr Traumjob, aber so haben sie wenigstens etwas zu tun. Und so gehören Mohammad Hanif, Ataie Nazir Ahmad und Youssef Miari zu den ersten Flüchtlingen in der Oberlausitz, die seit ein paar Tagen einfache Arbeiten verrichten dürfen, so, wie auch Hartz-IV-Empfänger auf niedrigem Niveau immer wieder befristet beschäftigt werden können. Das Jobcenter fördert dieses Projekt. Die drei Flüchtlinge stammen aus Palästina, Pakistan und Afghanistan und wohnen in Löbau. Zwei von ihnen im Heim an der Georgewitzer Straße, einer mit seiner Familie in einer Wohnung.

Seit ein paar Tagen haben sie vormittags ein festgelegtes Programm: Montags Sprachkurs beim früheren Hochschullehrer Manfred Klatte, dienstags bis freitags geht es raus nach Löbau-Nord. In einem breiten Areal vom Gewerbegebiet West bis ins Armeeglände ist es nun ihr Auftrag, die Gehwege und Grünflächen in Ordnung zu halten. Die Männer und mit ihnen Torsten Friedel und Bernd Adam als Anleiter erledigen Dinge, die die Löbauer Stadtgärtnerei nicht leisten kann. Das ist mit der Stadt abgestimmt, vom Landkreis genehmigt und vom Arbeitslosenkreisverband Löbau-Zittau initiiert. Dessen Chef, Joachim Herrmann, arbeitet schon seit Monaten daran, Flüchtlinge sinnvoll zu beschäftigen. Zehn Asylbewerber kann er nun in seine Maßnahme holen, mit den dreien hat er in diesen Tagen begonnen. Weitere sollen bald folgen. Bislang gibt es Geld bis Ende August. Herrmanns Ziel ist aber, das Projekt zwei Jahre lang durchzuführen. Auf diese Dauer sind auch die beiden Jobs für die einheimischen Anleiter – Friedels Tätigkeit wird über den Bundesfreiwilligendienst finanziert – angelegt.

Vier Tage die Woche, fünf Stunden am Tag sind die Flüchtlinge nun im Stadtgebiet anzutreffen. Die ersten Reaktionen der Einheimischen seien positiv – und die der beteiligten Flüchtlinge auch. Die seien froh, dass sie aus dem Heim herauskommen und etwas Sinnvolles tun könnten, sagt Herrmann. Beim Pressetermin bestätigen die drei das durch freundliches Kopfnicken und kurze Ja-Antworten. Sie sind teilweise erst wenige Wochen in Löbau, teils schon ein Dreivierteljahr. Ihre Deutschkenntnisse sind dementsprechend begrenzt, aber auch das soll sich in dem Jobprojekt nun ändern. Dazu trägt der Unterricht bei, den Manfred Klatte wöchentlich gibt. Da geht es um Sprache, aber auch um Regeln und Gepflogenheiten in Deutschland, um Gesetze und Kulturunterschiede. Was sie dort lernen, können sie dann im Idealfall im Kontakt mit den Menschen auf der Straße anwenden.

Herrmann hatte zuvor versucht, Flüchtlinge für eine Tätigkeit in der Holzwerkstatt des Arbeitslosenkreisverbands zu bekommen. Solche Tätigkeiten werden anderswo in der Oberlausitz nun angeboten. In Löbau hat es zunächst nicht geklappt. Doch auch für die nun gestartete Aktion „Saubere Stadt“ ist der Verband vorbereitet. Jahrelang hat er die gleichen Arbeiten mit einheimischen Arbeitslosen erledigt, teils in Löbau, teils im Oberland. Nötige Gerätschaften, Werkzeuge und ein Transporter sind vorhanden. Er könnte bis zu 50 Leute beschäftigen, sagt Herrmann.

Die jetzt begonnene Arbeit konnte mit dem grünen Licht von Landkreis und Jobcenter sofort losgehen. Kleinere bürokratische Hindernisse müssen noch geklärt und die noch freien Stellen in der Maßnahme möglichst schnell besetzt werden. Doch ein Anfang ist gemacht.

An Asylskeptiker gerichtet sagt Herrmann, dass die Flüchtlinge hier keinem Einheimischen etwas wegnehmen. Arbeitsmöglichkeiten erhalten nur Flüchtlinge mit hoher Bleibeperspektive. Und wer hierbleiben darf, muss Arbeitsgelegenheiten, die das Jobcenter bietet, annehmen – so, wie das für hiesige Arbeitslose auch gilt. Ansonsten droht das Kürzen der Sozialleistungen. Dieses Problem sieht er bei Hanif, Ahmad und Miari nicht: Sie seien sehr motiviert und engagiert bei der Sache. Gleiches sagt Anleiter Bernd Adam: „Sie wollen etwas machen, sie wollen selbstständig arbeiten, sie geben sich Mühe.“ Und auf dieser Basis funktioniere mit Händen, Füßen, ein bisschen Englisch und ein bisschen Deutsch auch die Verständigung ganz gut. Für die ersten Tage sei er jedenfalls sehr zufrieden, so Adam. Nun sei Beständigkeit wichtig.