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Endlich auftauchen

Wasserspringen ist im TV kaum zu sehen. Bei der nächsten EM könnte sich das ändern – hofft die Dresdnerin Tina Punzel.

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© Robert Michael

Von Daniel Klein

Es könnte stressig werden, richtig stressig sogar. Bei der Europameisterschaft Anfang August in Edinburgh wartet ein Mammutprogramm auf Tina Punzel. Brett, Turm, Einzel, Synchron, Mixed, Team – die 22-Jährige aus Dresden kann alles gut und wird deshalb zur Vielstarterin.

Die Disziplinen im Wasserspringen haben in den vergangenen Jahren reichlich Nachwuchs bekommen. Längst vorbei sind die Zeiten, als ausschließlich solo vom Zehnmeter-Turm und Dreimeter-Brett gesprungen wurde. Das Einmeter-Brett kam hinzu, der Teamwettbewerb, die gleichgeschlechtlichen Synchron-Paare und schließlich die gemischten Paare, die Mixed-Disziplinen. Macht zusammen acht Entscheidungen – allein für die Frauen. Packt man dieses Programm, zu dem noch die Vorkämpfe hinzukommen, in eine siebentägige EM, dann wird es happig.

„Wenn man fit ist, geht es“, sagt Punzel, „aber es ist natürlich trotzdem ein schmaler Grat und eine ganz schöne Belastung.“ Dass sie sich zur Vielseiterin entwickelt hat, die bis aufs Turm-Einzel alles springen kann, liegt an ihren Leistungen – das ist die positive Sicht. Man könnte es aber auch kritisch sehen: In Deutschland mangelt es an Alternativen, an der Konkurrenz, am Nachwuchs – deshalb muss immer Punzel ran.

Fünf Disziplinen bei der EM seien machbar, findet sie. Sie muss also aussortieren. „Aber das ist schwierig, weil ich überall konkurrenzfähig bin“, sagt sie. Gerade erst kehrte sie von den Grand-Prix-Stationen in Peking und Fuji (Japan) zurück, eine Art Einladungs-Wettkampf für die weltbesten Springer. In der Olympiahalle von 2008 belegte sie im Einzel vom Dreimeterbrett den fünften Platz. „Das tat richtig gut, war wichtig für den Kopf und fürs Selbstvertrauen. Denn bei Weltmeisterschaften habe ich es in dieser Disziplin nie hinbekommen“, erzählt sie. Das gilt auch für Olympia, in Rio schied sie im Halbfinale aus. Bei der EM 2013 hatte sie dagegen überraschend Gold gewonnen.

Vom Dreimeter-Brett wird sie in Birmingham wohl im Einzel, Synchron wie auch im Mixed starten, vom Turm im Synchron und Mixed. Sprünge muss sie für die einzelnen Disziplinen keine neuen lernen, die sind identisch, trotzdem gibt es eine Schwierigkeit. „Ich muss mich auf den jeweiligen Partner einstellen, da entscheiden Feinheiten, ob alles parallel läuft oder nicht“, sagt sie. Und das muss trainiert werden. Drei der vier Partner kommen aus Berlin, einer aus Halle, Punzel wird in den kommenden Monaten also viel reisen.

Für die Zuschauer ist es schwierig geworden, bei der Disziplinschwemme noch den Überblick zu behalten. Die Dresdnerin hält die neuen Wettkämpfe dagegen für einen Gewinn – auch persönlich. „Das Training ist dadurch abwechslungsreicher geworden“, sagt sie. Zudem könnten Laien besser sehen, ob die beiden Springer synchron waren. Ein weiterer Vorteil: Bei den Paar-Entscheidungen sind die Starterfelder deutlich übersichtlicher, die Chancen auf Medaillen deshalb höher. In den Einzeldisziplinen streiten bei der WM schon mal 50 Athleten um den Finaleinzug, das kann dann bis zu drei Stunden dauern. „Wer schaut sich so was schon an“, fragt sie.

Im Fernsehen ist das ohnehin kaum möglich, Wasserspringen bekommt kaum Sendezeiten. Bei der EM im August könnte sich das ändern. Erstmals tragen sieben Sportarten ihre Titelkämpfe zeitgleich als European Championships aus – Leichtathletik in Berlin; Schwimmen, Radsport, Turnen, Rudern, Triathlon sowie Golf in Schottland. „Es wäre schön, wenn es wie beim Wintersport laufen würde, und man den ganzen Tag gucken kann“, hofft Punzel. Sie wäre dann im TV bei ihrem Mammutprogramm auf jeden Fall omnipräsent.