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Ende nach 40 Jahren

Bernd Fetzko macht seine Motorrad-Werkstatt dicht. Früher fuhr er selbst Rennen.

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© Mario Heinke

Von Mario Heinke

Auf dem Schreibtisch in der aufgeräumten Garage liegt ein Farbfoto. Es zeigt den ehemaligen Rennfahrer Bernd Fetzko in der für Motorradfahrer typischen Kurvenschräglage auf dem Schleizer Dreieck. „Das war 2008 bei einem Historiktreffen“, erzählt der 74-Jährige, der 1977 seine Motorradwerkstatt an der Gerhard-Hauptmann-Straße eröffnete.

Von 1968 bis 1982 fuhr der Zittauer Motorradrennen.
Von 1968 bis 1982 fuhr der Zittauer Motorradrennen. © privat

Seinen Lebensunterhalt kann er schon seit vielen Jahren nicht mehr aus den Einnahmen der Werkstatt decken. Deshalb ging der Meister bereits im Alter von 63 Jahren in Rente. Trotzdem führte er bislang die Werkstatt weiter. „Ich kann nicht nur rumsitzen“, sagt er. Bernd Fetzko fährt im hohen Alter noch regelmäßig Motorrad. Zum Monatsende will er sein Gewerbe jedoch abmelden.

„Bis heute hatte ich zwei Aufträge in diesem Jahr“, sagt er nicht ohne Verbitterung. Gern hätte er es gesehen, wenn sein Sohn, den er einst selbst ausgebildet hat und der auch im Besitz eines Meisterbriefes ist, das Unternehmen weiterführt. Daraus wird nichts, denn die Zukunftsaussichten sind trübe.

Motorradhändler und -werkstätten befinden sich seit Jahren in der Krise, darüber berichtet auch die Fachzeitschrift, die neben dem Foto auf dem Tisch liegt. Preisverfall, Herstellerfesseln, Internethandel und das nachlassende Interesse der jungen Menschen am Motorrad vermiesen Motorradhändlern das Geschäft.

Hinzu kommt, dass die Akzeptanz in der Gesellschaft gegenüber Motorradfahrern gesunken ist. Oft werden sie als Raser oder Umweltsünder dargestellt. Auch die Nachrichten über Motorrad-Gangs, wie die „Hells Angels“, oder Rockerbanden auf zwei Rädern rücken die Motorradfahrer in ein zwielichtiges Milieu.

Für Bernd Fetzko ist das Fahren mit dem Motorrad immer noch ein Sport, auch wenn er dem heutigen Rennbetrieb nichts mehr abgewinnen kann. Er fuhr von 1968 bis 1982 aktiv in der Motorradklasse bis 250 Kubikzentimeter bei den DDR-Meisterschaften mit. Auf den Rennstrecken in Schleiz, auf dem Sachsenring oder der Dresdner Autospinne ging der Zittauer ohne Werksvertrag privat mit selbst gebauten oder umgebauten Maschinen an den Start. Die ganz großen Erfolge blieben aus.

Zahlreiche gute Platzierungen waren aber Motivation genug, wieder an den Start zu gehen. Die Stürze hielten sich in Grenzen. „Ich bin immer so gefahren, dass ich heil ankomme, weil ich alle Schäden aus eigner Tasche bezahlen musste“, erzählt der ehemalige Rennfahrer. Nach der politischen Wende ging es mit dem Geschäft zunächst aufwärts. Aufbruchstimmung machte sich breit und die Nachfrage nach Motorrädern und Mopeds stieg. Die plötzlich erhältlichen Viertaktmotoren waren Neuland, aber keine große Herausforderung für den Motorsportfreund. „Ich hab die Maschinen damals untersucht und geschaut, wo ich dran drehen kann“, erinnert sich der Tüftler. Die tiefe Skepsis gegenüber den Motorrad-Herstellern legte der Rennfahrer aber auch in der Marktwirtschaft nicht ab und erzählt von eingebauten Konstruktionsmängeln, wie bei einer Suzuki, die in seiner Werkstatt steht, damit die Maschinen nicht so lange laufen und neue verkauft werden können.

Ganz anders die alte AWO aus dem Jahr 1959, die in der Ecke der Werkstatt steht. „Die bringt noch 100 Stundenkilometer“, sagt er und fügt hinzu: „Verbraucht aber nur zweieinhalb Liter!“ Normalerweise ziehen Maschinen dieser Klasse das Doppelte. Er habe alles durchgemessen, Auspuff- und Ansaugsystem überarbeitet und die technischen Veränderungen zugelassen.

„Ab 2000 ging es dann abwärts“, so Fetzko. In der kleinen Werkstatt stehen noch vier Motorräder, die der Zittauer gern noch verkaufen möchte. Darunter eine Laverda, eine 750er Yamaha und eine 400er Honda.