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Emma und Leon im Aufwind

Eine Arnsdorfer Familie hat die beliebtesten Vornamen des Jahres 2017 schon vor Jahren vergeben. Und ist glücklich.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Leon kennt keinen anderen Leon. „In meiner Schule bin ich der Einzige mit diesem Namen“, sagt der Neunjährige aus Arnsdorf. Auch sonst ist im Freundes- und Bekanntenkreis der Familie noch kein zweiter Leon in Erscheinung getreten. Allerdings könnte sich das bald ändern. Zumindest statistisch gesehen. Denn: Kein anderer Jungenname wurde im Jahr 2017 im Standesamt Görlitz häufiger als Erstname beurkundet. Insgesamt zehn Leons wurden geboren. Platz zwei geht an Emil (9). Der Vorjahressieger Ben steht mit acht Geburten nur noch auf Platz drei, gemeinsam mit Felix und dicht gefolgt von Till (7).

Auch bei den Mädchen gibt es Veränderungen. Sophie stand vier Jahre hintereinander auf dem Thron. 2017 war Sophie nur noch als Zweitname sehr beliebt, als Erstname aber steht er nicht einmal mehr unter den ersten 25. Den Spitzenplatz teilen sich stattdessen Emma und Hanna (jeweils acht Neugeborene), danach folgen Emilia und Maja (je 7) sowie Anna (6).

Kleines Kuriosum bei Familie Franke: Ihr zweites Kind heißt Emma. Somit sind die Namen beider Kinder die Spitzenreiter des Jahres 2017 in Görlitz. Mama Stefanie Franke ist darüber schon ein bisschen überrascht: „Leon war vor neun Jahren sehr selten, da hat uns jeder gefragt, wie wir darauf gekommen sind.“ Doch ein Vorbild gab es überhaupt nicht: „Ich fand den Namen einfach schön, außerdem ist er kurz und knackig.“ Und das Wichtigste: Er geht nicht zu verniedlichen. Alle sagen tatsächlich Leon. Das wäre bei Namen wie Ben oder Niklas sicher ganz anders gelaufen.

Emma ist auch kurz und knackig. Im Gegensatz zu Leon gab es für die inzwischen Dreijährige aber tatsächlich ein Vorbild. „Meine Uroma hieß Emma“, sagt Stefanie Franke. Sie selbst hat die Uroma nicht mehr kennengelernt, aber in Gesprächen habe sich früher vieles um die Frau gedreht. Sie hat in Groß Krauscha gelebt, von wo auch Stefanie Franke stammt: „Im Dorf kannte sie jeder.“ So sorgte die Namenswahl letztlich für weniger Verwunderung: „Mein Vater hat sich sehr gefreut, dass wir unsere Tochter auch Emma genannt haben“, sagt die 33-Jährige. Und noch ein Unterschied zu Leon: Emma ist nicht die Einzige. In der Kita gibt es eine weitere Emma, die zwei Monate älter ist. Im Vergleich zu früher sei das aber überhaupt noch nichts, sagt Stefanie Franke: „In meiner Klasse waren wir damals fünf Stefanies, wenn auch in verschiedenen Schreibweisen.“ Dazu kamen drei Stefans oder Stephans.

Heute sei das Spektrum ohnehin viel breiter als in den 1980er Jahren. „Andere Kinder in der Kita haben ganz urige Namen, Lieselotte zum Beispiel“, sagt die Mutter. Sie und ihr aus Kaltwasser stammender Mann Patrick finden beide Namen auch heute noch sehr schön, haben die Entscheidungen nie bereut. Und die Kinder sind auch froh, so weit sich das schon beurteilen lässt. „Ich glaube, Emma hört ihren Namen ganz gern, sie sagt ihn auch“, erzählt Stefanie Franke. Leon habe früher den Spitznamen „Hummel“ gehabt, aber den habe er längst abgelegt: „Er sagt immer, dass er der Leon ist.“ Verwechslungen mit dem Namen Leo habe es im Übrigen noch nie gegeben. Und, was den Eltern wichtig ist: Beide Kinder haben keine Zweitnamen.

Auch damit liegen sie voll im Trend. Von den 847 Kindern, die 2017 im Görlitzer Standesamt beurkundet wurden, haben 564 Kinder nur einem Vornamen erhalten, 266 dagegen zwei Vornamen und 13 sogar drei Vornamen. Bei vier Kindern ist die Zahl in der Statistik nicht erfasst, weil sie im Ausland geboren und in Deutschland nachbeurkundet wurden oder weil die Vornamen der Kinder erst nachträglich angezeigt wurden. Kuriose Namen haben es indes nicht unter die Favoriten des Jahres 2017 in Görlitz geschafft. Auffällig ist nur, dass sich besonders viele mit „A“ beginnende Vornamen in den jeweiligen Top 25 finden. Bei den Mädchen sind es Anna, Alma, Amelie und Aurelia, bei den Jungs Anton, Adrian, Alwin und Antoni.

Bei den Frankes beginnt nur der Ortsname mit A: Sie leben seit 2009 in Arnsdorf – weil sie dort die passende Wohnung gefunden haben und weil es so schön ländlich ist. „Für Leon und Emma ist es toll, sie können viel draußen sein“, sagt die Mutter.