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Elstras seltene Riesen

Auf diese vier Uralt-Gehölze haben die Naturschützer ein Auge – nicht nur zum Tag des Baumes.

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© René Plaul

Manuela Reuß

Er ist durchaus sehenswert: Der hühnenhafte Bergahorn, der bei Familie Hohlefeld in Wohla im Garten steht. Etwa 400 Jahre hat das Uralt-Gehölz auf dem Buckel. Nicht viele seiner Art stehen so lange im Saft. Den mächtigen Baumstamm können drei Leute mit ihren Armen nicht umgreifen, denn er ist fast sieben Meter dick. Darauf sitzt eine imposante, ausladende Krone. Noch ist sie kahl. Doch schon bald werden die kleinen grünen Blättchen zu Tausenden sprießen. An heißen Tagen spendet das grüne Dach dann wohltuenden Schatten. Und im Herbst sorgt es für jede Menge Arbeit. „50 Schubkarren Laub räumen wir jedes Jahr weg“, erzählt Karin Hohlefeld. Trotzdem könnte sie sich ihr Zuhause nicht ohne den Bergahorn vorstellen. Kein Wunder. Er stand schon immer an diesem Fleck. Schon als Dreikäsehoch staunte die Wohlaerin über den Baumriesen. Viele Wanderer, die an dem schmucken Grundstück Hohlefeds vorbeikommen, bewundern den stattlichen, hölzernen Veteranen. Oft werde er fotografiert. „Es waren auch schon Leute hier, die Kalender herstellen“, erzählt Karin Hohlefeld.

Der Bergahorn, der bei Familie Hohlefeld in Wohla im Garten steht hat etwa 400 Jahre auf dem Buckel.
Der Bergahorn, der bei Familie Hohlefeld in Wohla im Garten steht hat etwa 400 Jahre auf dem Buckel. © René Plaul
Die mächtige Stieleiche nahe des Ländchens Wohla hat an ihrem Standort genug Platz für ihre ausladenden Äste.
Die mächtige Stieleiche nahe des Ländchens Wohla hat an ihrem Standort genug Platz für ihre ausladenden Äste. © René Plaul
Eine Rarität unter den Elstraer Bäumen ist dieses prächtige Exemplar einer Wildbirne im Ortsteil Rauschwitz.
Eine Rarität unter den Elstraer Bäumen ist dieses prächtige Exemplar einer Wildbirne im Ortsteil Rauschwitz. © René Plaul

Zeichen der Eule am Stamm

Seit 1973 trägt der Bergahorn das Zeichen mit der Eule an seinem Stamm. Seinerzeit fasste der Rat des Kreises Kamenz den Beschluss, das Uralt-Gehölz unter Naturschutz zu stellen. Gleich vier Elstraer Baumriesen bekamen in jenem Jahr die Eule verpasst. Drei davon stehen in dem 54-Seelen-Ortsteil Wohla.

Nur ein paar Schritte vom Hohlefeldschen Ahorn entfernt – quasi vis-à-vis – findet man die berühmte Winterlinde, um die sich eine schaurige Geschichte rankt. Ihr hohler – ebenfalls über sechs Meter dicker Stamm soll 1813 während Napoleons Befreiungskriegen einem desertierten französischen Soldaten Unterschlupf geboten haben und dann zu seinem stillen Grab geworden sein. Die Legende erzählt es jedenfalls so. Noch heute sind sich die Elstraer uneins, ob die Geschichte wahr oder erfunden ist. Auf jeden Fall hat die Legende einen festen Platz in der Chronik und jeder erzählt die Geschichte gern weiter. Kein Wunder also, dass kaum ein Baum in der Nähe so berühmt ist, wie die 400 bis 500 Jahre alte Linde an der Straße, die von Prietitz nach Hennersdorf führt. Im Volksmund heißt sie seitdem „Franzosenlinde“.

Allerdings wurde der Baum-Berühmtheit vor einem reichlichen Jahr ihre Krone gekappt. „Der starke Rückschnitt des Baumes war notwendig, weil der Baum in allen Teilen weiter massiv verfault. Die Zerstörung des Holzes durch Pilze ist so vorangeschritten, dass im Stammfußbereich nur noch eine Restwandstärke von ein bis vier Zentimeter vorhanden ist“, erklärt Landratsamts-Sprecher Gernot Schweitzer. Zudem seien im Stamm Risse, die die Standsicherheit gefährden. „Um den Baum wegen seiner naturschutzrechtlichen Bedeutung trotz des Schadbildes weiter zu erhalten“, sei der Rückschnitt auf der Grundlage eines Gutachtens durchgeführt worden. „Zur Gewährleistung der Verkehrssicherung erfolgt eine vierteljährliche Kontrolle.“

Ideale Bedingungen für mächtige Stieleiche

Nur einen Katzensprung weiter steht auf einem Feld eine mächtige Stieleiche. Dort hat sie ideale Bedingungen. Denn sie hat’s gern hell, braucht viel Platz für ihre ausladenden Äste. Der knorrige Stamm des mehrere hundert Jahre alten Baumes nahe des Flächennaturschutzdenkmals Ländchen Wohla ist reichlich sieben Meter dick.

Eine Rarität unter den Bäumen in Elstra ist auch die Wildbirne im Ortsteil Rauschwitz. Birnenbäume findet man ja vielerorts. Das wilde Exemplar ist hingegen rar geworden. Die Wildbirne in Rauschwitz ist ein besonders schön gewachsener Baum, der es auf geschätzte 200 Jahre gebracht hat. Die Früchte sind essbar, aber winzig.

Linde auf dem Markt ist heilig

Elstra hat noch weitere große und wertvolle Bäume. Zum Beispiel die Linde auf dem Markt. „Die steht zwar nicht unter Naturschutz, aber die ist heilig“, erklärt Elstras Hauptamtsleiter Björn Koffinke augenzwinkernd. Schätzungsweise 600 Jahre steht der Baum schon dort. Uralt ist auch die Rehnsdorfer Linde, in deren Krone man Kaffee trinken kann. Auch die Gerichtseiche an der Pulsnitzer Straße hat schon etliche Jahre auf dem Buckel. Ziemlich betagt sind auch etliche Straßenbäume. Die bereiten dem Hauptamtsleiter allerdings einige Sorgen. „Viele zeigen in letzter Zeit vitale Schäden.“ Ein Verschnitt helfe meist nicht viel. Deshalb werden sie wohl nach und nach verschwinden. Damit die Verkehrssicherheit gewährt bleibt. „Das ist eigentlich traurig, aber anders kaum möglich.“ Für die gefällten Bäume muss die Stadt neue pflanzen. Doch an Straßen ist das schwierig. Außerhalb geschlossener Ortschaften darf ein Straßenbaum nach heutiger Gesetzeslage nur mindestens sechs Meter vom Fahrbahnrand entfernt stehen. „Da bin ich aber schon mitten auf dem Feld. Das macht kein Bauer mit.“ Möglichkeit zwei: Vor den Baum wird eine Leitplanke angebracht. Möglichkeit drei: Auf der Straße wird die Geschwindigkeit auf 70 Km/h begrenzt. „Wir haben aber nicht die Mittel, um überall teure Leitplanken zu bauen und können auch nicht alle Landstraßen auf 70 runter regulieren.“ Also werden Straßenbäume seltener werden. Deshalb hat die Stadt ein weiteres Problem: „Wir suchen händeringend nach Flächen für Ersatzpflanzungen.