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Backen mit Einkorn und Emmer

Bei Berndts liegt längst nicht mehr nur traditionelle Ware im Regal. Die Bäckerei in Elstra wagt gern Neues. Auch in den sozialen Medien.

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© Matthias Schumann

Manuela Paul

Elstra. Einkorn, Emmer und Dinkel sind in Mode gekommen. Chiasamen sowieso. Das wissen auch Ulrike und Uwe Berndt. Deshalb backen die Elstraer seit geraumer Zeit auch mit den viele Jahrtausende alten, längst vergessenen Getreidearten – dem sogenannten Ur-Getreide.

Das Urige – ihr mit Einkorn, Waldstaudenroggen und Emmer gebackenes Brot – ist bei der Kundschaft beliebt. „Das liegt nicht lange im Regal“, weiß Chefin Ulrike Berndt. Seit einiger Zeit schieben die Elstraer immer öfter neue Spezialbrote oder -brötchen in den Backofen. Vor drei Tagen gab es beispielsweise Weizenvollkornkrüstchen. Genauso wie schon Gärtnerbrötchen – eine Joghurt-Mehrkorn-Spezialität mit Karotten, Kräutern, Frühlingszwiebeln und Kartoffelflocken im Körbchen lagen. Heiß begehrt seien beispielsweise auch Semmeln mit Dinkel und Chiasamen, verrät Ulrike Berndt. Sie kann das verstehen. Die schmecken nämlich auch der Bäckersfrau besonders gut.

Seit 26 Jahren stehen Berndts für ihre Kunden in der Backstube. Die ersten sechs Jahre in Gersdorf. Seit 1996 ist der Firmensitz des Handwerksbetriebes in Elstra. Zudem unterhält die Bäckerei Filialen bei Norma und Edeka in Kamenz. Berndts betreiben zwei kleine Lebensmittelläden in Cunnersdorf und Reichenbach und schicken ihr Verkaufsauto über Land. 14 Verkäuferinnen sind dafür angestellt.

Gebacken wird jeden Tag

Der Ofen in Elstra wird eigentlich nie so richtig kalt. Der Meister und sechs Mitarbeiter backen sieben Tage die Woche. Gern würde Uwe Berndt auch noch einen Bäcker oder Konditor einstellen. Doch die Personalsuche ist schwierig. Obwohl die Chefs sogar Wohnraum bieten würden.

Wochentags ziehen die Bäcker rund 400 Misch- und 100 Spezialbrote und dazu etwa 4 000 Brötchen aus dem Ofen. Sonntags liegen fast doppelt so viele Semmeln in den Körben. Denn in Elstra gehen Brot, Brötchen, Kuchen und Co. jeden Tag über den Tresen. Vor allem die Sonntagskundschaft sei in den vergangenen Jahren immer größer geworden. „Letztens haben schon 20 Leute vorm Laden gestanden, als ich aufgeschlossen habe“, erzählt Ulrike Berndt. Sie freut sich riesig über den Zuspruch. „Da gehe mir das Herz auf.“ Dafür verzichte sie gern auf Urlaub, verrät die Chefin. Arbeit gebe es schließlich genug. Tagsüber hilft die gelernte Gärtnerin ihrem Mann in der Backstube oder steht – so wie sonntags – im Laden, abends wartet noch der Bürokram auf die Elstraerin.

Auf Facebook aktiv

Also ob das noch nicht genug wäre, hat sich die Bäckersfrau noch ein weiteres, zeitintensives Tätigkeitsfeld zugelegt. Mitte März richtete sie eine Facebook-Seite für die Bäckerei ein, die inzwischen schon rund 200 Freunde hat. Auf der postet sie regelmäßig. Zum Beispiel, welche Eissorte die Softeismaschine gerade ausspuckt. „Seit wir Eis selber machen, ist die Nachfrage rasant gestiegen.“ Vor allem im vergangenen Sommer verkauften die Elstraer jede Menge von der Leckerei.

Damals wurde mehr Becher-Eis verlangt. Denn was nicht als Waffeleis rausgeht, füllen die Mitarbeiter in kleine Becher und frieren es ein, erzählt die Geschäftsfrau. Das lasse sich natürlich besser aufheben, weiß Ulrike Berndt. „In diesem Jahr hält sich bislang frisches und eingefrorenes Eis die Waage.“ Auch neue Produkte, die Berndts im Sortiment haben, setzt die Elstraerin ins Internet. Schließlich weiß sie, dass ihre Kunden gern auch mal etwas Besonderes probieren, was es woanders nicht unbedingt gibt.

Wie der Sauerteig gemacht wird

Was allerdings noch viel mehr interessiere, seien Einblicke in den Bäckerei-Alltag, weiß die Facebookerin. Und so erfahren die Freunde im Netz beispielsweise auch, dass die Bäckerei auf regionale Zutaten setzt oder dass die Verkäuferinnen in Elstra nicht nur Backwaren über den Tresen reichen, sondern auch mal fix Rhabarber schälen und schneiden oder Eier trennen.

Auf Facebook hat Ulrike Berndt schon gezeigt, wie Eierschecke gemacht wird oder welche Arbeitsschritte nötig sind, bis ein Brot im Regal liegt. „Man muss sich halt immer etwas einfallen lassen.“ Demnächst will sie posten, wie die Elstraer ihren Sauerteig herstellen. Denn das daraus hergestellte traditionelle Mischbrot ist natürlich nach wie vor sehr beliebt. Auch wenn Einkorn, Emmer und Dinkel in Mode sind.