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Ello hat Geburtstag

Vor 60 Jahren lief das erste Auto mit dem Robur-Logo auf der Kühlerhaube in Zittau vom Band. Heute gibt es eine große Liebhaberszene.

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© Matthias Weber

Von Grit Lobstein

Eine längere Reise kann man sich mit dem betagten Robur-Bus LO 3 000 heute kaum noch vorstellen. Da sind die etwas unbequem anmutenden Sitze, das Fehlen von heutigem Komfort und an eine Klimaanlage war natürlich nicht zu denken. Dafür ist eine Fahrt mit dem Oldtimer Nostalgie pur und wird zu einem unvergesslichen Erlebnis. „Es ist einfach etwas Besonderes, damit zu fahren“, lacht Peter Hoyer.

Der LO 2500, ein Prototyp.
Der LO 2500, ein Prototyp. © Prospekt Album ChristianSuhr
Der LD 3004
Der LD 3004 © Prospekt Album ChristianSuhr

Der ehemalige Robur-Mitarbeiter kümmert sich bei der ABS Robur Zittau liebevoll um die alten Fahrzeuge. Und davon stehen einige auf dem Hof, nur einer der ersten Omnibusse vom Typ LO 2 500 ist leider nicht dabei. „Dieses Modell ist schwer zu finden“, meint Hoyer, schließlich wurde von diesem Frontlenker-Omnibus nur eine sehr kleine Stückzahl gebaut. Obwohl es der erste Prototyp war, der nach 1957 unter dem Namen „VEB Robur-Werke Lastkraftwagen und Motoren Zittau“ vom Band lief.

Schließlich war 1957 der Namenswechsel von „Phänomen“ zu „Robur“ unumgänglich. Die damals in Westdeutschland lebenden Alteigentürmer klagten gegen die Nutzung ihres früheren Markennamens „Phänomen“ durch einen inzwischen in Volkseigentum der DDR übergangenen Betrieb. Doch nicht nur das Werk bekam einen neuen Namen, auch der bis dahin gebaute Lkw „Granit“, der mit der langen Schnauze, wurde in „Garant“ umbenannt. Von diesem gingen über 50 000 Exemplare in den Varianten Pritsche, Kasten, Krankenwagen, Reisebus und Chassis für Sonderaufbauten in zahlreiche Länder der Welt. 1961 endete dessen Produktion.

Doch der neue Zittauer Laster sollte noch erfolgreicher werden. Entwicklungen dazu gab es inzwischen viele, aber Wollen und Dürfen waren zweierlei, und so rollten fortan nur die Fahrzeuge LO 2 500 und LD 2 500 vom Band. Die Bezeichnungen stehen dabei für L für Luftkühlung, O für Otto bzw. D für Diesel und 2 500 für die Nutzlast von 2,5 Tonnen. Im Volksmund hießen die Fahrzeuge bald nur noch „Ello“ oder einfach „Robur“. Dabei hatten die Ingenieure ganze Arbeit geleistet, mit der gesteigerten Leistung der Motoren auf 70 PS und dem völlig neu gestaltetem Ganzstahl-Frontlenker-Fahrerhaus, war der „Ello“ zu Serienbeginn ein top modernes Fahrzeug. Seine Variantenvielfalt erlaubte so ziemlich alle Einsatzgebiete. Als Feuerwehrauto, Pritschen-Lkw, Armeefahrzeug oder eben als unser geliebter Omnibus eroberte der „Robur“ nicht nur die Straßen der DDR. So bekam auch der einstige Omnibus-Prototyp 40 Zentimeter in der Länge hinzu und vier weitere Sitzplätze.

Entwickelt und geplant wurde hinter den Kulissen des Werks viel. Längst nicht alles wurde zum Bau zugelassen. Eine allradgetriebene Variante „Robur LO 1 800 A“ gab es allerdings. genau so wie die Weiterentwicklungen zu den Typen LO 2 501 und LO 1 801 A, die sich äußerlich am Kühlergrill von den anderen unterschieden. 1974 lief schließlich der LO 3 000 mit drei Tonnen Nutzmasse vom Band. Er war die Basis für eine Vielzahl von Sonderausführungen.

Der auch heute noch relativ oft auf den Straßen zu entdeckende LD/LO 3 000 wurde in den 1980ern immer wieder weiterentwickelt, wobei die Erhöhung der Lebensdauer der einzelnen Baugruppen im Vordergrund stand. Klar auf dem Vormarsch waren damals die dieselgetriebenen Modelle, äußerlich konnte man diese an den kleineren Rädern und der vergrößerten Spurweite erkennen. Die mit Vergasermotor ausgerüsteten LO-Varianten verloren immer mehr an Bedeutung.

Für 1990/91 war beim LD 3 003 die Umstellung des Dieselmotors auf Direkteinspritzung geplant. Die politische Wende kam dem zuvor. Noch etwa ein Jahr nach der Wiedervereinigung fertigte Robur unter der Bezeichnung LD 3 004 und LD 2 004 WD circa 350 Fahrzeuge. Dann schlossen sich die Tore der Robur-Werke.

Vom Omnibus LO 3 000 sind heute noch rund 50 Stück in Deutschland zugelassen. „Zum Glück geht von den alten Autos heute nichts mehr verloren“, meint Peter Hoyer, es gibt so viele Liebhaber dieser Fahrzeuge, dass sie auch weiterhin der Nachwelt erhalten bleiben werden.