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Elbresidenz entstaubt gefundene Kunstwerke

Beim Entrümpeln fanden die neuen Hoteleigentümer Bilder von Arthur Henne. Die gab es einst als Schnäppchen.

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© Kristin Richter

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Das war eine der ersten resoluten Ansagen der neuen Hotelchefin. „Alle in mein Büro!“, forderte Andrea Kaminski in der Elbresidenz in Bad Schandau. Gemeint waren aber nicht die Mitarbeiter. Die Hotelchefin sprach von den Kunstwerken, die auf dem Boden gefunden wurden und während der fast dreijährigen Schließzeit des Luxushotels im Haus verteilt ihr Dasein fristeten.

Gelagert waren sie wie billige Kopien. Keiner der neuen Mitarbeiter wäre auf die Idee gekommen, dass es sich um Originale von Artur Henne (1887-1963) handelt, einem Meisterschüler von Eugen Bracht. Als im Juni 2013 das Elbehochwasser die Schutzwände überwand, wurden die Bilder eilig abgehängt und hochwassersicher abgelegt. So haben die Bilder die Zeit danach offenbar unbeschadet überstanden.

Die seit diesem Jahr neue Hotelchefin der sanierten Elbresidenz wusste zwar aus ihrer früheren Beratertätigkeit in dem Fünf-Sterne-Hotel, dass auch Kunstgegenstände zum Inventar gehörten. Zuordnen konnte die Radierungen von Artur Henne aber erst eine Kunstwissenschaftlerin, die eher zufällig im Haus war, als das Hotel noch Hochwasserbaustelle war. „Wir haben alle aufgefundenen Originale gesichert und werden sie jetzt an einer exponierten Stelle präsentieren“, sagt Andrea Kaminski.

Das Leben Artur Hennes

Der Dresdner Künstler Artur Henne wurde am 13. Februar 1887 geboren. Das war sein Glück. Denn zu seinem Geburtstag 1945 weilte er in Liebstadt, wo er ein kleines Atelier gemietet hatte. In Dresden starben an diesem Tag Tausende Menschen bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg. In seinem Dresdner Domizil verlor Henne in jener Nacht einen Großteil seiner bis dahin angefertigten Werke.

Hennes Motive waren hauptsächlich Landschaften, meist aus der Region um Dresden.

In Liebstadt lebte er bis zu seinem Tod am 19. Februar 1963.

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Das ist ein Salon im Restaurantbereich im Erdgeschoss, der besonders schön ausgeleuchtet ist und viel Tageslicht über die Terrasse hereinlässt. Der Salon trägt ab sofort auch den Namen Arthur Henne.

Die Kunstwerke stammen aus dem Privatbesitz von Werner Kirschner. Der Ehrenbürger von Bad Schandau war Erbauer der Elbresidenz und erster Geschäftsführer zur Eröffnung im August 2007. Im November 2010 verabschiedete er sich 73-jährig vom Hotelgeschäft. „Ich wollte aber, dass die Kunstwerke in der Elbresidenz bleiben und einen würdigen Platz bekommen“, erzählt Kirschner heute. Deshalb habe er sie damals an die Hotel-GmbH verkauft, damit sie im Inventar verbleiben. Es wurde extra ein Gutachten angefertigt, das den Kunstwerken mehrere tausend Euro an Wert bescheinigte. Diese wollte der damalige Hotelchef Matthias Opitz aber nicht bezahlen. „Wir einigten uns schließlich auf einen eher symbolischen Betrag von 1 000 Euro“, erzählt Kirschner. Ein Schnäppchen.

Das werden aber nicht die einzigen Kunstgegenstände sein, die den Gästen des Hotels präsentiert werden. Auch das Lebenswerk des einstigen Bad Schandauer Völkerkundlers und Reiseschriftstellers soll im Hotel gewürdigt werden. Im Foyerbereich werde ein großes Porträt aufgehängt und werden originale Leihgaben gezeigt. „Dazu arbeiten wir mit dem hiesigen Museum und den Nachfahren zusammen“, sagt die Hotelchefin.