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620 Elbe-Kilometer geschwommen

Nach zwölf Tagen hat der Chemnitzer Langstreckenschwimmer Joseph Heß trotz Krankheit die Strecke von Bad Schandau bis Hamburg geschafft. Jetzt steht „nur“ eine Meerenge auf dem Programm.

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© dpa

Hamburg. Um halb eins am Dienstagmittag ist der Langstreckenschwimmer Joseph Heß an den Magellan-Terrassen in der Hamburger Hafencity aus der Elbe gestiegen. Im zerschlissenen Neoprenanzug, mit Badekappe und Schutzstöpseln in den Ohren kletterte der 30-jährige Chemnitzer aus dem Wasser - und wurde von Freunden mit einer Sektdusche empfangen.

„Sehr erschöpft und sehr müde“ sei er, sagte Heß strahlend. Zum Jubeln fehlten dem Wirtschaftsingenieur und Hobby-Sportler jedoch die Kraft in den Armen. 620 Kilometer ist er insgesamt geschwommen, nachdem er zwölf Tage zuvor bei Bad Schandau in Sachsen in die Elbe gestiegen war.

Die letzten Meter an der Elphilharmonie vorbei feuerten ihn über hundert Zuschauer noch einmal mit Klatschen an - bis ins Ziel. Neben seinem Begleiter im Kanu fuhr auch die Hamburger Wasserschutzpolizei an seiner Seite, um ihn im Hafen gegen Schiffe abzuschirmen. Mit so viel Empfangsaufgebot habe er nicht gerechnet, sagte Heß. Schon während der Strecke sei er über die große Unterstützung überrascht gewesen: „Haufenweise Leute sind Streckenabschnitte mit mir mitgeschwommen, das war enorm motivierend“, sagte er.

Doch es lief nicht alles nach Plan: Besonders machte Heß eine Magen-Darm-Grippe zu schaffen, die ihn am dritten Tag erwischte. „An dem Tag konnte ich nur 30 statt 60 Kilometer schwimmen, das war grenzwertig“, meinte Heß. Sein Vater, der ihn die gesamte Strecke im Auto begleitete, wollte ihm gar das Weiterschwimmen verbieten. „Da gab’s richtig Zoff“, sagte der 65-jährige Achim Heß.

Doch sein Sohn ließ sich nicht beirren: „Nach zwölf Stunden Schlaf bin ich am nächsten Morgen aufgestanden und habe zu meinem Team gesagt ’auf geht’s in die Elbe‘“, so der 30-Jährige. Warum er trotz Krankheit die Aktion durchgezogen habe? „Erst mal natürlich, um es mir selbst zu beweisen“, sagte Heß. Doch auch wegen seines vierköpfigen Begleitteams wollte er nicht aufgeben: „Für das Projekt haben sie zum Teil ihren Jahresurlaub genommen.“

Und was hat ihn bei Kräften gehalten? „Das darf man eigentlich keinem sagen, aber ich habe mich am Ende nur noch von Cola, Nutella und Döner ernährt“, sagte der Extremschwimmer lachend. Auch nach seiner Ankunft dachte er vor allem daran, wieder zu Kräften zu kommen. „Schnitzel essen und Astra trinken“, nannte Heß als erstes. Danach gehe es wieder zurück nach Chemnitz.

Doch zur Ruhe setzen wird sich Heß, der schon zuvor einige Langstrecken geschwommen hatte, wohl kaum: „Wenn mein Team mitmacht, will ich zum Saisonabschluss noch von Sardinien nach Korsika schwimmen“, meinte er. Doch das dürfte ein Klacks sein im Vergleich zum Elbe-Marathon: Die Meerenge zwischen den beiden Mittelmeerinseln ist „nur“ zwölf Kilometer breit. (dpa)