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Elbdörfer im Lorenzmarkt-Fieber

Schausteller und Händler gibt es auf allen Jahrmärkten. Aber in Lorenzkirch packt das halbe Dorf an, wenn es hart auf hart kommt.

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© Archiv/ Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Lorenzkirch. Frühling? Sommer? Herbst? Winter? In Lorenzkirch gibt es nur zwei Jahreszeiten, das lernt man schnell: vor dem Lorenzmarkt – und nach dem Lorenzmarkt. Bis zum Tag X, der dieses Jahr auf Freitag, den 5. August fällt, müssen die Vorgärten in Ordnung, die Fenster geputzt, die Mülltonnen weggeräumt sein. Dieses Mal kann das Dorf sogar mit einem neuen Bürgersteig aufweisen, wenn voraussichtlich einige Tausend Besucher auf die Elbwiesen strömen. Dort preisen Schausteller und Händler ihre Angebote an – während gleichzeitig zahllose Dorfbewohner dafür sorgen, dass sich der Lorenzmarkt vom Durchschnitts-Jahrmarkt deutlich abhebt.

So geht die Kaffeestube im Pfarrhaus bereits in die 20. Auflage: Um die 30 Helfer unter der Regie der Ur-Lorenzkircherin Ina Pradella schenken dort Kuchen und Kaffee aus – an historischem Ort. Soll doch Pfarrer Heinrich Sappuhn vor mehr als 300 Jahren einige Säcke grüner Kaffeebohnen aus den Türkenkriegen nach Sachsen geschafft haben. Zu einer Zeit, in der man in Mitteleuropa noch wenig mit dem seltsamen Trank anzufangen wusste. Drum nimmt Lorenzkirch bis heute für sich in Anspruch, der erste Ort Sachsens zu sein, in dem man gemeinsam Kaffee trank.

Gleich nebenan im Pfarrgarten bereitet Hannelore Wobus seit Wochen den Flohmarkt der Kirchgemeinde vor, bei dem vom selbst gehäkelten Topflappen bis zur Schlager-Schallplatte alles Mögliche im Angebot ist – und zugunsten eines guten Zwecks Abnehmer sucht. Auch in einem Dorf weiter elbaufwärts in Zschepa beschäftigt der Lorenzmarkt schon lange die Einwohner. Dort bereitet Barbara Fischer ein Treffen historischer Fahrzeuge vor. Vor allem alte Traktoren spielen am Sonnabend auf dem Markt eine wichtige Rolle. „Einige Besitzer haben sogar eine recht weite Anfahrt, wollen aber trotzdem gern jedes Jahr dabei sein.“

Freibier, Oldtimer, Blasmusik

Der Lorenzmarkt in Lorenzkirch beginnt am Freitag und dauert bis Montagabend. Der Eintritt ist frei. Hier ein Überblick über die wichtigsten Programmpunkte.

Freitag

17Uhr Eröffnung mit Festgottesdienst auf dem Autoscooter, 18Uhr Fassbieranstich mit Freibier im Festzelt durch den Bürgermeister und Eröffnung der Schaustellermeile. 21Uhr Fireworks Club Session im Festzelt, mit Deejay Alex Sky und Deejay Deqo, Cocktails und Drinks. Nach 22Uhr Höhenfeuerwerk!

Sonnabend

9Uhr Eröffnung der Händlermeile, 10Uhr Eröffnung Festzelt, 11Uhr Eröffnung Schaustellermeile, ab 12Uhr Mittagessen im Biergarten am Festzelt und Treffen alter Traktoren und Fahrzeuge auf dem Lorenzmarkt. 13-17Uhr Kaffee- und Kuchenzeit im Pfarrgarten, ab 15Uhr Blasmusik im Festzelt mit „ Die Grenzländer Blasmusikanten“, ab 18Uhr Fox-, Schlager-, 80er, ab 21Uhr Saturday-Night-Fever: Party im Festzelt mit DJ S-Bone, der Musik der 90er, 2000er und Charts spielt.

Sonntag

9Uhr Eröffnung der Händlermeile, 10Uhr Eröffnung Festzelt und Musik, 11Uhr Eröffnung Schaustellermeile, ab 12Uhr Mittagessen im Biergarten, 13-17Uhr Kaffee- und Kuchenzeit im Pfarrgarten; 14-16Uhr präsentiert die Freiwillige Feuerwehr Feuerwehrtechnik, führt das Zerschneiden von Fahrzeugwracks und die Rettung von Personen vor; für Kinder sind Mitfahrten möglich. Ab 15Uhr Blasmusik-Nachmittag im Festzelt mit den Kemmlitzer Blasmusikanten – Tschechisch-böhmische Blasmusik mit dreistimmigem Gesang.

Montag

9Uhr Eröffnung der Händlermeile, 10Uhr Eröffnung Festzelt, 11Uhr Eröffnung der Schaustellermeile mit reduzierten Preisen zum Familientag. 13-17Uhr Kaffee- und Kuchenzeit im Pfarrgarten.

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Schon das reine Anschauen der Technik begeistert so manchen. Aber zum Gesamteindruck gehört natürlich auch noch das Tuckern dazu. Das gibt es am Sonnabend zweimal reichlich: gegen 13 und gegen 16 Uhr, wenn alle Fahrzeuge zu einer Ausfahrt durchs Dorf losrollen. „Das Vorglühen beim Lanz-Bulldog ist natürlich ein ganz besonderer Höhepunkt und wird von allen bestaunt. Viele kennen das noch aus ihrer eigenen Kindheit“, sagt Barbara Fischer. Bei der vierten Auflage des Treffens gibt es eine Premiere: Zum ersten Mal sind Mitglieder des SR-2- Clubs aus Streumen dabei. Die historischen Traktoren werden also von ebenso schicken, aber deutlich kleineren DDR-Mopeds begleitet. Wer selbst einen Oldtimer in der Garage oder Scheune stehen hat, kann sein Schmuckstück auf dem Lorenzmarkt präsentieren kommen – am Sonnabend von 12 bis 16 Uhr.

Mit dem Moped kann man dann auch aus Richtung Strehla anreisen – die Personenfähre, die Freitag bis Dienstag jeweils bis nachts fährt, nimmt auch Zweiräder mit. Größere Fahrzeuge passen allerdings nicht mit drauf. Für sie werden dafür zusätzliche Parkplätze ausgeschildert – bis im Dorf am Montagabend wieder Ruhe einkehrt. Und die zweite Jahreszeit in Lorenzkirch beginnt: „nach dem Lorenzmarkt.“

Die Fähre fährt Freitag ab 6 Uhr bis nachts um 2 Uhr, Sonnabend 6-3 Uhr, Sonntag 6-24 Uhr, Montag 6-22 Uhr.