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Ekliges Örtchen

Die Toilette am Wilsdruffer Rathaus wird so oft verunreinigt und beschädigt, dass sie nun am Abend geschlossen bleibt.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Hauke Heuer

Wilsdruff. Am Montag nach dem Lichterfest war es wieder besonders schlimm: Toilettenpapier lag auf dem Boden verteilt, ein penetranter Geruch nach Urin und anderen Ausscheidungen waberte durch die Luft. Wer meist aus der Not heraus gezwungen ist, die öffentliche Toilette am Rathaus in Wilsdruff zu benutzen, braucht oft einen starken Magen und die Fähigkeit, seinen Ekel für einige Minuten auszublenden.

Nun haben die Zustände auf der Toilette dazu geführt, dass sich die Stadtverwaltung gezwungen sah, die Öffnungszeiten zu beschränken. Eine automatische Schließanlage öffnet das Klo um 8.30 Uhr und verschließt die Tür um 17 Uhr. Vorher hatte das WC von 5 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Zuletzt blieb die einzige kostenlose öffentliche Toilette der Stadt sogar für mehrere Wochen komplett geschlossen.

„Das WC wird täglich von einer Reinigungskraft gesäubert. Doch die verweigerte aufgrund der Zustände zuletzt die Arbeit. Was wir sehr gut verstehen konnten“, berichtet Bauamtsleiter André Börner. Besucher des WCs hätten ihre Exkremente immer wieder in Bereichen hinterlassen, die dafür nicht gedacht sind. Da sich die Vorfälle vor allem in den Abendstunden ereignet hätten, habe man sich für die anderen Schließzeiten entschieden.

Doch bei den Verunreinigungen blieb es nicht. Immer wieder wird auch das Inventar der Toilette mutwillig zerstört. So mussten die Spülkästen schon mehrfach repariert werden. Jüngst wurde sogar die Tür der Herrentoilette brutal eingetreten. „Der Vandalismus stellt uns vor noch größere Probleme als die Verunreinigungen“, erklärt der Leiter des Bauhofes, Olaf Böziger. So seien für die mit einer Lichtschranke betriebenen automatischen Spülungen keine Ersatzteile mehr vorhanden. Eine der Toiletten wird nun mit einer manuellen Handspülung betrieben. „Wir mussten improvisieren, sonst hätten wir das WC komplett sperren müssen“, sagt Böziger.

Wer sich trotz der Zustände genötigt sieht, das stille Örtchen am Rathaus in Anspruch zu nehmen, läuft Gefahr, nach seinem Geschäft vor einem großen Problem zu stehen. Regelmäßig werden die übergroßen Rollen Toilettenpapier entwendet – oft erst wenige Stunden, nachdem diese in die Halterungen gesetzt wurden. „Mir ist vollkommen unklar, warum jemand so etwas tut. Die Klopapierdiebe scheinen einen Spezialschlüssel zu benutzen, um die Halterungen zu öffnen. Im Anschluss laufen sie offensichtlich mit der großen Rolle unter dem Arm über den Marktplatz“, wundert sich Böziger.

Auch Wilsdruffs Bauamtsleiter kann die Situation in dem Klo am Rathaus kaum fassen: „Wir sind wirklich ratlos, wie wir dieses Problem abschließend lösen sollen. Selbst wenn wir in irgendeiner Form Gebühren verlangen, würde das wahrscheinlich wenig an den Verunreinigungen und dem regelmäßig stattfindenden Vandalismus ändern“, sagt Börner. Er fordert die Bürger auf, aufmerksam zu sein und bei Auffälligkeiten im Umfeld der Toilette die Polizei oder die Stadt zu informieren.

Eines ist sicher: Die verdreckte und kaputte Toilette ist eine Belastung für viele Bürger. „Uns haben schon viele Beschwerden erreicht. Insbesondere die Busfahrer, aber auch viele ältere Bürger sind im Zweifel auf das WC angewiesen“, berichtet Börner. Nicht zuletzt kosten die ständigen Reparaturen der Gemeinde sehr viel Geld. Wie der Bauamtsleiter mitteilt, wurden für das kommende Jahr prophylaktisch 10000 Euro in den Haushalt eingestellt, um das Klo gegebenenfalls umfassend zu sanieren und umzugestalten. Eine endgültige Entscheidung darüber, wie mit der Toilette weiter verfahren werden soll, steht aber noch aus.