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Eklat im Gemeinderat

Bürgermeister Uwe Klingor (CDU) schmeißt Hans-Joachim von Zahn aus der Sitzung. Der hatte ihn beschimpft.

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© hübschmann

Von Jürgen Müller

Käbschütztal. Die Auseinandersetzungen im Gemeinderat von Käbschütztal und insbesondere der jahrelange Zwist zwischen Bürgermeister Uwe Klingor (CDU) und dem Gemeinderat Hans-Joachim von Zahn (Bürger für Käbschütztal) hat einen neuen negativen Höhepunkt erreicht. Am vergangenen Dienstag schmiss der Bürgermeister den Gemeinderat aus der öffentlichen Sitzung. Von Zahn war Klingor zuvor angegangen. Anlass war die Wahl von neuen Verhandlungsführern für Fusionsgespräche mit Meißen und Nossen. Als solche waren vor einigen Tagen die Gemeinderäte Jens Langer (CDU) und eben von Zahn zurückgetreten. In der Sitzung betonte von Zahn, dass er auch aus dem gebildeten Arbeitskreis ausscheide, weil eine Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister nicht mehr möglich sei. Das habe er ja auch schriftlich mitgeteilt. „Offensichtlich brauchen Sie Lese-nachhilfe“, sagte von Zahn. Klingor unterstellte von Zahn, er habe zwei Briefe an die Presse lanciert. In diesen hatten die bisherigen Gesprächsführer gegenüber den Bürgermeistern von Nossen und Meißen sowie dem Gemeinderat ihren Rücktritt erklärt. Darin warfen sie dem Bürgermeister Alleingänge vor. Er führe Gespräche und Korrespondenzen in Sachen Fusion, der gebildete Arbeitskreis „Zukunft der Gemeinde“ werde nicht mal darüber informiert. Als Grund wurden „persönliche Eitelkeit“ des Bürgermeisters und „Fremdsteuerung“ genannt. Den Vorwurf, Briefe weitergegeben zu haben, ließ von Zahn nicht auf sich sitzen. „Wenn hier einer mediengeil ist, dann sind Sie es“, so der Gemeinderat zum Bürgermeister. Der schmiss ihn daraufhin raus. Von Zahn verabschiedete sich mit dem Hinweis, dass die Sitzung wiederholt werden müsse, weil er unberechtigt ausgeschlossen worden sei. Und schoss noch einige Giftpfeile hinterher. „Sie haben zwei Vorbilder: Adenauer, den sein Geschwätz von gestern nicht kümmerte, und Trump, der alternative Fakten schafft“, sagte er in Richtung Bürgermeister.

Hans-Joachim von Zahn (Bürger für Käbschütztal) trat als Gesprächsführer des Arbeitskreises „Zukunft der Gemeinde“ zurück.
Hans-Joachim von Zahn (Bürger für Käbschütztal) trat als Gesprächsführer des Arbeitskreises „Zukunft der Gemeinde“ zurück. © privat

Die anderen Gemeinderäte reagierten auf die Auseinandersetzung fassungslos und entsetzt. „Ich komme mir vor wie im Kindergarten“, sagte Harald Lau (CDU).

Die Gesprächsführer für die Fusion hatten dem Bürgermeister vorgeworfen, Vertragsentwürfe nach Meißen und Nossen geschickt zu haben, wovon der Gemeinderat nichts wusste. Meißen hat inzwischen reagiert. In dem Schreiben hat Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke erneut darauf verwiesen, dass Meißen nur an Jahna-Löthain interessiert sei. Es habe weitreichende Konsequenzen, wenn die Stadt wie gewünscht beide ehemaligen Gemeinden, also auch Planitz-Deila, übernehmen würde.