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Eishockey-Talent steht vor der größten Herausforderung

Korinna Fiedler spielt mit der deutschen U-18-Auswahl um den WM-Titel und bleibt vor dem Turnier in Russland gelassen.

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© Ronald Bonß

Von Alexander Hiller

Eigentlich ist gar nicht so viel anders. Es ist nicht einmal kalt – in Russland. Dennoch steht die junge Dresdnerin Korinna Fiedler ab Sonnabend wohl vor ihrem bisher größten sportlichen Abenteuer. Das 17-jährige Eishockey-Talent vom ESC Dresden steht im 22-köpfigen deutschen Kader für die U-18-Weltmeisterschaft im russischen Dmitrov.

„Hier ist es nicht kälter als bei uns in Deutschland – und es liegt leider kein Schnee“, vermeldet die Schülerin des Dresdner Sportgymnasiums. Für Korinna Fiedler ist es bereits die dritte WM, dennoch liegt diesmal die Messlatte besonders hoch. Als B-Weltmeister ist das weibliche Nachwuchsteam des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in die sogenannte Top Division aufgestiegen – und steht damit erstmals bei einer A-WM der absoluten Weltklasse gegenüber.

Am Sonnabend trifft Deutschland zunächst auf Gruppengegner Finnland, dann auf Tschechien (So.) und auf die Schweiz (Di.). „Das Spiel gegen Finnland wird das schwierigste, die anderen beiden Teams sind für uns schlagbar“, glaubt Korinna Fiedler. Einen Testvergleich direkt vor dem WM-Start bereits in Dmitrov gegen Gruppenkonkurrent Schweiz entschied das DEB-Team 4:1 für sich.

Topfavoriten aber sind andere. Fiedler sieht in Kanada oder den USA, die beide mit Russland und Schweden im anderen Pool spielen, die heißesten Anwärter auf WM-Gold. „Eins der Teams wird durchmarschieren“, glaubt Fiedler und verbindet das mit eigenen Erfahrungen. Vor zwei Jahren nahm die Verteidigerin aus Dresden an einem sogenannten „High-Performance-Camp“ des Weltverbandes IHF, eine Art weltweites Talente-Projekt, gemeinsam mit Talenten aus vielen anderen Nationen teil. „Die Teams wurden dann für die Spiele gegeneinander gemixt. In meinem Team stand auch eine Spielerin aus den USA, die war schlittschuhläuferisch weitaus überlegen, schneller als alle anderen und technisch besser. Sie besaß zudem einen harten Schuss und eine überragende Spielübersicht. Die sind einfach in allen Eishockey-Komponenten richtig gut, das muss man so ehrlich anerkennen“, erinnert sie sich.

In einem viertägigen Trainingslager kurz vor dem Jahreswechsel hat sich die U-18-Auswahl in Bad Tölz auf den Jahreshöhepunkt eingestimmt und eingeschworen, auch mithilfe eines Sportpsychologen. „Ich wünsche mir“, sagt Korinna Fiedler mit selbstbewusster Stimme, „dass wir mitspielen können und nicht hinten abfallen, nicht nur gegen den Abstieg spielen.“

Mit dem Abstieg hat die Teenagerin auch in ihrem Heimatverein nichts zu tun. Beim ESC Dresden spielt sie mit den Jungs der U 16 in der Schüler-Bundesliga, ihr Bruder Konrad hütet da das Tor. Durch die WM verpasst sie zwei Punktspiele ihrer Truppe, gegen Berlin und Crimmitschau. Hin- und hergerissen fühlt sich die 1,68 Meter große Athletin dennoch nicht. „Ich bin da jetzt natürlich lieber bei der WM, es ist eine riesengroße Ehre, bei einer Weltmeisterschaft sein Land zu vertreten. Das steht außer Frage. Aber ich drücke den Jungs natürlich die Daumen und werde den Liveticker verfolgen, so gut es geht.“ Klingt frech, direkt und ehrlich nach: sorry Jungs.

Genauso entspannt betrachtet Fiedler die derzeit politisch aufgeheizte Lage zwischen Deutschland und WM-Gastgeber Russland. „Wir bewegen uns ganz normal, sind für alle Eindrücke offen. Ich war jetzt mit dem Team schon dreimal in Russland, da ist alles immer völlig korrekt abgelaufen“, sagt sie und ergänzt dann lachend: „Das Einzige, was uns ein bisschen abschreckt, ist das Essen. Es gibt zwar reichlich, aber meist dasselbe. Für zwei Wochen könnte das anstrengend werden. Aber wir werden satt, kein Problem.“