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Eiserne Lady feiert 100. Geburtstag

Die „Sachsenwald“ ist einer der letzten kohlebefeuerten Schraubenschleppdampfer. Nun startet sie zu Jubiläumsfahrten.

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Von Daniel Förster

Die schmucke „Sachsenwald“ ist in die Jahre gekommen. Dennoch steht das nostalgische Schiff unter Dampf. Als einer der letzten mit Steinkohle befeuerten Schraubenschleppdampfer in Deutschland ist das 30 Meter lange Schiff wie eh und je flott auf der Elbe unterwegs. Von Freitag an feiert der Eigner, die in Pirna ansässige Personenschiffahrt Oberelbe der Familie Frenzel, das 100-jährige Bestehen des technischen Denkmals mit einem Dampferfest.

„Zum vollen Jahrhundert präsentieren wir unser Kleinod der Öffentlichkeit“, kündigt Kapitän und Reedereichef Bernd Frenzel an. Drei Tage lang macht die „Sachsenwald“, die sonst in Stadt Wehlen vor Anker liegt, in Pirna fest. „Schon allein, weil uns die Denkmalpflege der Stadt Pirna bei der doch recht aufwendigen Erhaltung unterstützt hat“, erklärt Frenzel. Bei Jubiläums-Rundfahrten unterhalten die Old Boys aus Decin an Bord die Gäste. Auch wer nicht mitfahren will, kann den urigen Pott besichtigen und bei einem Bierchen einen Blick in den Kesselraum mit der Kolbendampfmaschine, dem Herz des Schiffes, werfen, sagt Frenzel.

Die „Sachsenwald“ legt am Freitag 15 und 18 Uhr, am Sonnabend 12, 15 und 18 Uhr sowie am Sonntag 12 und 15 Uhr am Pirnaer Elbeparkplatz ab und dampft jeweils für zwei Stunden elbauf, elbab durch die Sächsische Schweiz. Die Gäste begrüßt der Kapitän höchstpersönlich an Bord – mit einem Glas Sekt. Maschinist Wolfgang Oppermann aus Neukieritzsch bei Leipzig bringt Dampf auf die Kessel, und Bernd Frenzel hat das Steuer in der Hand.

„Je nachdem, wie stark die Rundfahrten nachgefragt werden, können wir noch zusätzliche anbieten“, so Frenzel. Er hatte das Schiff 1980 vor der Schrottpresse gerettet. 1914 in Brandenburg an der Havel in der Werft der Gebrüder Wiemann gebaut, war die „Sachsenwald“ – die nach einem Waldgebiet östlich von Hamburg, in dem Otto von Bismarck begraben liegt, benannt wurde – zunächst ein Schlepper. 1972 wurde sie stillgelegt. Bevor sie Frenzel kaufte, dümpelte sie acht Jahre in Burg bei Magdeburg vor sich hin. Er holte sie nach Königstein. Dort im Hafen vergingen noch einmal zehn Jahre, bevor sich die Kolben wieder bewegten. „Mit unseren Möglichkeiten konnten wir das Schiff zunächst lediglich farblich restaurieren, an Fahrten war nicht zu denken.“ Das habe erst die Wende möglich gemacht. 1991 wurde die „Sachsenwald“ in Dresden-Laubegast technisch auf Vordermann gebracht und zu einem Fahrgastschiff. Seitdem ist sie vorwiegend für Sonder- und Charterfahren auf der Elbe unterwegs. Um ihren Tiefgang zu verringern, kam sie 2004 auf die Streckbank. Der Dampfer wurde fünf Meter verlängert und gewann dadurch etwa 45 Zentimeter, sodass er bei niedrigerem Wasserstand nicht gleich zum Halt gezwungen ist.

Vor ihrem großen Jubiläum ließ die „Sachsenwald“ im Frühjahr eine Frischekur über sich ergehen. Damit sie weiter munter auf der Elbe tuckern kann, erhielt sie in der Akener Werft eine neue Propellerdüse. Zugleich bekam sie einen neuen Rumpfanstrich. Nun ist alles picobello und der Dampfer schön geschmückt.

Fahrpreis für die zweistündigen Sonderfahrten am Freitag, Sonnabend und Sonntag: 16 Euro pro Person, 35 Euro Familien mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern (4-16 Jahre). Passagiere sollten sich vorher am besten telefonisch anmelden unter 03501 528467.