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Eisenbahner machen mehr Dampf

Nach einem zurückhaltenden Jahr plant die IG Dampflok nun wieder mehr Fahrten. Über Döbeln geht’s nur noch selten.

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© DA-Archiv

Von Heike Heisig

Nossen/Roßwein/Döbeln. Regelmäßigen Personenverkehr gibt es auf der Strecke Meißen-Döbeln seit reichlich einem Jahr nicht mehr. Das hat nicht nur für die Zugreisenden, Berufspendler zum Beispiel, Umstellungen bedeutet. Betroffen waren und sind auch die rund 30 Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) Dampflok Nossen. Sie haben die bestehenden Strukturen bis Ende 2015 genutzt, um Sonderfahrten für Eisenbahnbegeisterte jeden Alters anzubieten. Nun ist das mit dem neuen Betreiber der Strecke, der Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie GmbH (NRE), ebenso noch möglich. „Theoretisch könnten wir in alle Himmelsrichtungen wegfahren“, sagt Andreas Rost, erster Stellvertreter der IG.

Der Haken: Weil die Strecke bis Döbeln nicht ans elektronische Stellwerk angeschlossen ist, müssten die Stellwerke unterwegs besetzt werden. „Das heißt, extra für unsere Sonderfahrten müssten nach Döbeln zwei Stellwerke in Roßwein, in Richtung Meißen sogar noch mehr besetzt werden. Das kostet Geld für Personal und vor allem Zeit: eine halbe bis eine Stunde in jede Richtung“, erklärt Andreas Rost. Aus seiner Sicht sind den Kunden aber weder diese langen Wartezeiten vor den Einfahrsignalen noch Aufschläge auf den Kartenpreis zuzumuten. „Daher ist es für uns die beste Möglichkeit, wenn wir unsere Sonderfahrten über Freiberg planen“, so der Vize-Vereinschef. Über Döbeln geht es nur noch einmal 2017.

Der Verein habe im vergangenen Jahr entsprechende Erfahrungen gesammelt. „Das hat ganz gut geklappt. Deshalb bieten wir nun wieder ein paar mehr Fahrten an“, sagt Rost. Besonders gut angenommen würden für gewöhnlich die Fahrten im Advent. 2016 führte die nach Erlau, wo das Bahnhofsgebäude umgekrempelt und neu genutzt wird.

Fahrten und Veranstaltungen

Zusammen mit dem Förderverein Zellwaldbahn hat die IG Dampflok Nossen ein Jahresprogramm mit sechs Sonderfahrten zusammengestellt. Ostern geht es zum Beispiel in die Sächsische Schweiz, Weihnachten ins Erzgebirge und durch Thüringen.

Den 25. Vereinsgeburtstag feiern die Mitglieder der IG Dampflok am 13. und 14. Mai mit einem Fest in Nossen.

Zum 32. Bergstadtfest nach Freiberg verkehren am 24. und 25. Juni Züge auf der Strecke Nossen-Freiberg-Nossen als Zubringer.

Das komplette Jahresprogramm mit Hinweisen auf die Verkaufsstellen für Sonderfahrttickets gibt es im Internet unter www.BwNossen.de

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Konzentrieren wird sich das Engagement der Mitglieder, Rost zufolge überwiegend Hobbyeisenbahner, in den nächsten Wochen auf das große Eisenbahnfest. Das wird Mitte Mai auf dem Vereinsgelände, dem Bahnbetriebswerk (BW) in Nossen, gefeiert. „Dort haben wir vor 25 Jahren noch unter DR-Regie mit der Museumsarbeit angefangen und uns die Dampflok 52 8047-4 gekauft“, so der stellvertretende Vorsitzende. Inzwischen sind der Verein sowie die NRE Eigentümer sämtlicher Immobilien wie Ringlokschuppen, Sozial- und Bahnhofsgebäude sowie Anlagen an dieser Stelle. Solange die in Ordnung sind, kommt zumindest der Verein um die Runden. „Wir haben viele Unterstützer“, sagt Andreas Rost. „Anders könnten wir die Arbeit und Aufgaben nicht bewältigen.“

Auch mit einigen Mieteinnahmen kann der Verein kalkulieren. Im Lokschuppen zum Beispiel betreibt die Privatbahn Wedler Franz Logistik (WFL) ihren Wartungsstützpunkt. Von ihr wiederum mietet sich der Verein einige der Dampflokomotiven für Sonderfahrten. Selbst eine solche Lok zu betreiben und zu unterhalten, stößt an die Grenzen der IG. Schon seit Jahren sammeln die Mitglieder Spenden für die Hauptuntersuchung ihrer Dampflok. Dafür muss ein sechsstelliger Betrag eingeplant werden. „Den können wir nicht allein schultern“, gibt Rost zu. Ein wenig mulmig wird ihm auch, wenn er daran denkt, dass in absehbarer Zeit Investitionen in Gleise und Gebäude nötig sind.

Er denkt, dass demnächst konzeptionelle Arbeit ansteht, wie das Geschaffene erhalten werden kann. Am wichtigsten sei für die IG, dass NRE die Strecke Meißen-Nossen-Döbeln weiter nutzen, den Betrieb absichern kann. Denn eine Stilllegung der Strecke würde nicht nur das Aus für die Eisenbahn am früheren Knotenpunkt Nossen bedeuten, sondern wahrscheinlich auch das Ende des Vereins.