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Eisenbahn-Compagnie hinkt Plan hinterher

Auf der Strecke zwischen Ziegenhain und Starbach sollten zu Ostern Züge rollen. Doch die Gleise sind verwaist. Andere Abschnitte sind vorerst wichtiger.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen. An dem kleinen Bahnhof Nossen-Ziegenhain herrscht Tristesse. Sowohl in Richtung Starbach als auch nach Riesa erinnern höchstens die Gleise daran, dass hier bis 1995 regelmäßig Züge hielten. 2008 wurde der zum Abschnitt Nossen - Riesa gehörende Haltepunkt gänzlich stillgelegt. Morsche Baumstämme, auf die Gleise ragendes Gestrüpp und Plastikmüll bestimmen jetzt das Bild.

Seit 2014 kümmert sich die Nossen-Riesaer Eisenbahn-Companie (NRE) unter anderem um die Strecke, die sie von der Deutschen Bahn pachtet. „Aber es tut sich überhaupt nichts. Seit ich mit meiner Frau hergezogen bin, hat es viele Pläne der NRE gegeben, Voraussetzungen zumindest für Güterverkehr zu schaffen“, sagt Veith Streller, der seit 15 Jahren in einem Haus direkt am Ziegenhainer Bahnhof wohnt.

Er weiß, dass auf der Bahnstrecke zwischen Starbach und Ziegenhain längst Instandsetzungsarbeiten stattgefunden haben sollten. Schließlich beabsichtigt die NRE nach eigenen Angaben, hier Güter- und Personenverkehr zu reaktivieren. „Es gab auch schon Überlegungen auf dem Abschnitt Starbach - Lommatzsch einen Fahrraddraisinenbetrieb einzurichten“, so Streller. Der Betreiber der hiesigen Bahnhofsgaststätte hätte sich auf die Fahrten des bei Bahnfreunden beliebten Zweirades bereits durch größere Investitionen in sein Restaurant vorbereitet. „Aber wohl umsonst, hier müsste noch sehr viel getan werden, bevor auch nur irgendetwas durch Ziegenhain rollt“, sagt Streller.

Er sei auch persönlich betroffen und sieht die immer wieder verschobenen Pläne der NRE kritisch. „Wir möchten gerne unser Haus verkaufen, wollen nach Niedersachsen ausreisen“, so der selbstständige Gartentechniker.

Ingenieure anderweitig eingebunden

Für sein Mehrfamilienhaus mit einem 1 300 Quadratmeter großen Grundstück habe es auch schon mehrere Interessenten gegeben. Doch nach Berichten über die Vorhaben der NRE, wonach die Strecke Nossen - Riesa bald schon wieder befahren werden soll, hätten viele einen Rückzieher gemacht.

„Es sollte seitens der NRE endlich offen kommuniziert werden, dass hier noch lange kein Zug fahren wird. Wenn überhaupt, dann nur zeitweiser Güterverkehr“, sagt Streller. Das würde niemanden vom Kauf des Hauses abschrecken – im Gegensatz zu einer viel befahrenen Strecke im Personentransport. „Das ist aber alleine schon deshalb hinfällig, weil der Abschnitt in Richtung Riesa an mehreren Stellen nicht befahrbar ist, hier erst einmal viel Geld reingesteckt werden muss“, sagt der 47-Jährige. Dass die Eisenbahnfreunde der NRE in den letzten Monaten einiges erreicht haben, steht allerdings außer Frage. „Neben dem Abschnitt Nossen - Rhäsa konnten wir nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen auch die Strecke Rhäsa – Starbach reaktivieren. Sie wird derzeit als Anschlussbahn zum dortigen Getreidelager betrieben“, sagt NRE-Geschäftsführer Eckart Sauter. Er räumt ein, dass zwischen Ziegenhain und Nossen eigentlich schon in zwei Wochen Bahnen rollen sollten. „Aber alle Ingenieure sind derzeit komplett mit Arbeiten an der Strecke Döbeln – Meißen-Triebischtal beschäftigt“, so Sauter.

Ausflugsfahrten geplant

Die NRE hat seit Februar die Genehmigung für diesen Abschnitt bis Ende 2035 erhalten und möchte in Zusammenarbeit mit der DB Netz den Betrieb zum 16. April aufnehmen. Nichtsdestotrotz sollen noch in diesem Jahr die nötigen Arbeiten am Abschnitt Ziegenhain - Starbach geleistet werden, so Sauter. „Wir haben auch zwischen Lommatzsch und Nossen-Leuben die eisenbahnrechtliche Abnahme geschafft. Hier können wieder Züge verkehren. Das wird auch auf den noch vakanten Strecken zwischen Riesa und Nossen passieren.“ Aber die nötigen Zulassungen bekomme man eben nicht so nebenbei, darum seien Verzögerungen nicht auszuschließen.

Solange, sagt Sauter, plane die NRE Ausflugsfahrten, für die keine Betriebserlaubnis notwendig sei. „Zwischen Lommatzsch und Ziegenhain wird am Pfingstmontag ein Schienentrabi unterwegs sein“, erzählt Eckart Sauter.

Der kultige Pappflitzer auf Schienen war bereits im Herbst zwischen Lommatzsch und Nossen-Leuben gefahren. „Mit diesen Aktionen wollen wir zeigen, dass wir unsere Strecken im Blick haben. Das bleibt auch so“, sagt Sauter. Man stecke bei mehreren Nebengleisen in der Genehmigungsphase, werde danach mit der Instandsetzung beginnen. Dass sich der Verkehr – etwa in Ziegenhain – auf Gütertransort beschränken wird, sei allerdings möglich. Hausbesitzer Veith Streller könnte diese Aussage zumindest helfen, sein Grundstück womöglich doch noch zu verkaufen.