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Eis-Ina lockt zur LebensArt

Ina Kunath arbeitet seit dem Tod des Vaters im Großharthauer Café. Für Familien gibt es nun besondere Angebote. Erstmals zur Messe am Wochenende.

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© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Wenn Ina Kunath eine Eiswaffel in eine kleine Hand drückt, guckt sie auch ins dazugehörige kleine Gesicht. Und fragt, wie es so geht, in der Schule oder daheim. Ina Kunath sieht gleich, ob ein Kind fröhlich aussieht oder traurig und ob zur Kugel Eis ein liebes oder ein aufmunterndes Wort guttun würde. Bei Großen ist das nicht anders. Ina Kunath liegen die Menschen am Herzen, die bei ihr Eis kaufen. Sie setzt sich auch schon gern mal zu ihnen auf die Bank vorm Café, erzählt und hört zu. Am Wochenende wird es nicht anders sein, dann herrscht Trubel im Dorf. Dann ist die „LebensArt“ in Großharthau und das Eiscafé erstmals mit speziellen Angeboten für Kinder dabei.

Ina Kunaths Vati würde es so freuen, wenn er es sehen könnte. Er liebte den Trubel und die Feste und hatte wie seine Tochter immer ein offenes Ohr und war für einen Plausch zu haben. Andreas Kunath war der Eismann von Großharthau. Nun ist seine Ina die Eis-Ina. Alle nennen sie jetzt so, sagt sie. Sie wurde es im Laufe der vergangen beiden Jahre, als sie den plötzlichen Tod ihres Vaters verarbeitete und spürte, dass sie ohne das Eiscafé nicht leben kann. Und nicht fortgehen kann wie geplant. Als Heilpraktikerin wollte sie arbeiten, und ihre Liebe zum Yoga, zum Buddhismus und zur gesunden Ernährung irgendwie und irgendwo damit verbinden. Doch das Herz wollte es anders. „Ich gehöre hierher. Ich bin in diesem Café aufgewachsen“, sagt die 37-Jährige. Wie ihre Kollegin Stefanie Blunck ist sie bei Martin Kunath angestellt. Der Onkel übernahm das Café als Geschäftsführer nach dem Tod seines Bruders im August 2014, sanierte es teilweise und richtete es modern ein.

Weniger aufs Smartphone schauen

Ina Kunath blieb und will etwas auch von sich selbst einbringen. „Unsere Gäste mögen das Eis, wie es immer war. Doch mir war es wichtig, dem Fruchteis noch mehr reines Fruchtpüree als bisher unterzumischen. Weil es gesünder ist“, sagt Ina Kunath. Sie holte außerdem Spiele und anspruchsvolle Kinderzeitschriften ins Café. Damit sich Kinder sinnvoll beschäftigen können. Wie oft sähe sie, dass Eltern und Kinder gleichzeitig ins Smartphone gucken. Ina Kunath will Anreize schaffen, es weniger zu tun. „Es wäre doch schön, wenn wir uns noch mehr als bisher als ein Ort für Familien mit Kindern etablieren.“ So gern würde sie das Café auch im Herbst und Winter täglich öffnen. „Ich weiß natürlich, dass der Körper in dieser Zeit wenig Lust auf Eis hat“, sagt sie. Die Erfahrung aus fast 40 Jahren Eiscafé beweisen, dass der tägliche Betrieb kaum kostendeckend wäre. „Aber vielleicht haben die Großharthauer ja Wünsche und Ideen, mit denen es trotzdem klappen könnte. Ich höre sie gern“, sagt Ina Kunath. Sie macht sich viele Gedanken, wie das Café eine sichere Zukunft haben kann. Motiviert auch durch den neuen Mann an ihrer Seite, Marcus Richter, einst Gründungsmitglied des Bischofswerdaer Vereins Chamäleon KultTour. Vor knapp einem halben Jahr stand er im Eiscafé. Der Rest ist Geschichte - und ganz privat, sagen sie. Und doch wieder nicht ganz, denn gemeinsam stoßen sie hier Neues an. Am Wochenende wird es vor dem Café erstmals Mitmach-Angebote für Kinder geben, wenn im Schlosspark die Messe LebensArt „Herbstzauber“ stattfindet. An diesem Freitag 10 Uhr ist Eröffnung. Geöffnet ist täglich bis 19 Uhr, am erstmals vierten Messetag, dem Reformationstag können Besucher bis 18 Uhr durch den bunten und beleuchteten Schlosspark bummeln und nette Dinge kaufen.

Am Sonnabend und Sonntag sind Kinder jeweils ab 13 Uhr vor dem Eiscafé am Wesenitzweg willkommen. Kinder dürfen Kerzen selbst ziehen und farbig werden lassen oder aus einem Kupferrohling ganz individuelle Emailleanhänger gestalten. Aus der Leppersdorfer Bäckerei von Martin Kunath werden Pfefferkuchenherzen geliefert, Kinder dürfen sie bunt verzieren und vernaschen. Dazu gibt‘s Kinderpunsch und Kakao und ganz viel Eis. Und für die Erwachsenen Glühwein, Kuchen und den ersten Original Dresdner Christstollen, den Martin Kunath backen darf. Zwei Zelte schützen vor Regen und Kälte. „Natürlich ist das Eiscafé regulär geöffnet“, sagt Ina Kunath.

Weihnachtlich im Café

Das Paar ist gespannt, wie es läuft, weitere Aktionen sind schon geplant. Am 26. November und am 10. Dezember jeweils ab 17 Uhr lesen Kinder und Erwachsene einander weihnachtliche Geschichten vor. Dann wird’s heimelig im Café, gibt’s heiße Himbeeren und duftet das Nuss- und Zimteis nach der schönsten Zeit des Jahres. „Obwohl wir ab November nur am Wochenende öffnen, können bei uns trotzdem jederzeit Feiern und Kindergeburtstage gebucht werden“, sagt Ina Kunath. Bunt gedeckt werden die Tische dann, in deren Mitte für alle ein riesiger Teller Spaghetti-Eis mit Erdbeersauce steht.

Ina Kunath hat noch viel vor. Sie möchte ihre Gäste gern mal gesündere Eissorten mit Lavendel oder Rosmarin probieren lassen und im nächsten, spätestens übernächsten Jahr soll die alte Terrasse verschwinden. Entstehen soll ein barrierefreier Eisgarten mit kleinem Spielplatz. Und dann ist da noch dieser Plan von einem Lauf für Jedermann zum Inselfest, bei dem Andreas Kunath einst die Boots- und Radrennen mit seinem Humor kommentierte. Neben seinem Foto im Café zündet Ina Kunath jeden Tag eine Kerze an. Dann wird das Bild heller und das Lächeln des Vaters für seine Eis-Ina noch wärmer.

Das Eiscafé Kunath ist täglich 14 bis 18 Uhr offen, ab November nur an sonnigen Tagen sowie am Wochenende, Reservierungen möglich unter Telefon: 035954 53309