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Einzige empfohlene Whiskybar östlich von Dresden

Der „Filmriß“ am Zittauer Markt findet sich im neuen deutschen Whisky-Führer wieder. Wie es zu der Ehre kommt, kann der Wirt nicht sagen.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Zittau. Heiko Winkler steht im „Filmriß“ und putzt Gläser, die Specksteine des Ofens geben wohlige Wärme ab. Das Interieur der kleinen Bar am Zittauer Markt atmet Filmgeschichte. Zwischen den Fotos von Schauspielern, Filmplakaten, Filmspulen, Programmheften und Filmbüchsen hängt neuerdings eine Urkunde, auf der steht: „Diese Bar wird vom Whisky Guide Deutschland 2018 als ausgewiesene Whiskybar empfohlen.“ Heiko Winkler freut sich sehr über die Urkunde, weiß allerdings bis heute nicht, wie er zu der Ehre kommt. War ein Tester in seinem Lokal? Ist man durch einen Messebesuch oder durch einen Lieferanten auf ihn aufmerksam geworden. Er weiß es nicht. Vergeben wird die Urkunde jedenfalls von der Fachzeitschrift „Der Whisky-Botschafter“. Das Blatt erscheint in der Schweiz und ist nach eigenen Angaben das einzige deutschsprachige Fachmagazin „für eine große und stetig wachsende Zahl der Liebhaber des Whiskys. „Der Umschlag mit der Urkunde und einem Aufkleber steckte im Dezember im Briefkasten“, erzählt Heiko Winkler. Er liest das Magazin regelmäßig, hat das Magazin jedoch nicht abonniert. Der beigelegte Aufkleber ziert jetzt die Eingangstür zum „Filmriß“, das nun östlich von Dresden die einzige empfohlene Whiskybar ist. Die SZ fragte in der Schweiz nach und löst das Rätsel. „Ein Redakteur beurteilt die Bars anhand einer Datenabfrage und macht Stichproben vor Ort, so entstehen die Empfehlungen, die wir veröffentlichen“, erklärt der Marketingassistent der Fachzeitschrift „Der Whisky-Botschafter“, Matthias Dittrich.

Insidern ist die Bar „Filmriß“ schon länger als Treffpunkt der Whisky-Liebhaber bekannt. Viermal im Jahr trifft sich dort der Zittauer Whiskyclub zur Verkostung des Destillats. Die öffentlichen Whisky-Test-Abende für jedermann, die der Gastronom regelmäßig organisiert, sind schon wieder bis März ausverkauft. Die Karten für den dreieinhalbstündigen Test-Abend sind mit einem Preis von 44 Euro nicht gerade billig, werden aber gern verschenkt, erzählt der Zittauer. An solch einem Test-Abend verkosten die Teilnehmer sieben Whiskys und bewerten das Getränk nach Duft, Geschmack und Abgang. Wasser, Brot und Schokolade sorgen zwischen jedem Trunk für die Neutralisierung der Geschmacksnerven. Beim letzten Whisky-Abend am vergangenen Sonnabend verkosteten die Teilnehmer zwei schwedische und zum ersten Mal zwei taiwanesische Whiskysorten. Die liegen derzeit ganz stark im Trend. Nach der obligatorischen Raucherpause standen drei schottische Whiskys auf dem Plan, die den Abend abschlossen, verrät Heiko Winkler. „Whisky braucht Zeit, Ruhe und Verstand“, sagt der 61-Jährige. Er liest alles, was er zum Thema Whisky kriegen kann – Fachzeitschriften, Bücher und Produktinformationen der Lieferanten. „Man sollte sein Wissen nicht aus dem Internet beziehen, da steht viel Unsinn drin“, so der Experte.

Heiko Winkler ist ein Gastronom alter Schule, arbeitete in allen Bereichen, war gastronomischer Leiter im „Oybiner Hof“, lernte den Bäckerberuf und studierte Gastronomie. Vor 21 Jahren mietete Winkler das Lokal am Markt, das den älteren Zittauern noch als „Stadtkrug“ bekannt ist. Anfangs als Café konzipiert wurde aus dem Lokal der Nachfrage wegen eine Cocktailbar. Auf der Karte finden sich vier Biere vom Fass, noch mehr aus der Flasche, Weine, Longdrinks, Tee, Kaffee, Säfte, nach Filmen benannte Cocktails und Rum. 220 Sorten Spirituosen hat der Zittauer am Lager, darunter auch Exoten aus Tasmanien oder Whisky aus der Bretagne.

Whisky Guide Deutschland 2018 von Heinfried Tacke, 496 Seiten, 19,90 Euro, in Buchhandlungen, im Internet und beim Verlag www.medienbotschaft.com erhältlich.