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Einsatz zwischen Himmel und Erde

H 145 heißt der neueste Hubschrauber in der ADAC-Flotte. Seit dieser Woche startet er von Bautzen aus.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Fast unbeweglich schwebt der Hubschrauber in der Luft über dem Flugplatz Litten. Auf den Kufen steht Rettungsassistent Kaj Jende. Mit der rechten Hand hält er sich fest. Die Linke geht zur Winde. Mit ihrer Hilfe seilt er den Bergretter Axel Teich und die Ärztin Ramona Gildemeister ab. Direkt unter ihnen auf einem Wall liegt offenbar ein Schwerverletzter. Sein Bein ist geknickt. Am Kopf blutet eine Platzwunde. An diesem Nachmittag müssen die Ersthelfer ihre Handgriffe nur an einer Puppe üben. Zur Unfallstelle sind sie mit dem neuen Christoph 62 gekommen. Seit dieser Woche ist der Helikopter vom Typ H 145 auf dem Flugplatz im Einsatz.

Impressionen vom neuen Rettungshubschrauber

Letzte Handgriffe vor dem Einsatz: Bergretter Matthias Riffer und Notärztin Maike Wittrock bereiten sich auf dem Flugplatz Litten bei Bautzen auf einen Trainingsflug mit dem neuen Rettungshubschrauber Christoph 62 vor.
Letzte Handgriffe vor dem Einsatz: Bergretter Matthias Riffer und Notärztin Maike Wittrock bereiten sich auf dem Flugplatz Litten bei Bautzen auf einen Trainingsflug mit dem neuen Rettungshubschrauber Christoph 62 vor.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze  mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze  mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze  mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze  mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze  mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Piloten der ADAC Luftrettung, Notärzte und Rettungssanitäter haben sich in Bautze mit dem neuen Rettungshubschrauber vertraut gemacht.
Ärztin Ramona Gildemeister und Bergretter Axel Teich bergen einen Patienten. Im Training werden Puppen eingesetzt.
Ärztin Ramona Gildemeister und Bergretter Axel Teich bergen einen Patienten. Im Training werden Puppen eingesetzt.

Sven Mainz beobachtet die Szenerie am Boden. Der Pilot ist stellvertretender Leiter des Schulungszentrums der Luftrettung des ADAC in Bonn. Die acht Bautzener Piloten sowie die beiden Springer müssen die Übungseinheiten genauso durchlaufen wie fünf Rettungssanitäter, Bergretter und 20 Ärzte. Training mit der Rettungswinde steht auf dem Plan. „Auch das alte Modell hatte eine Winde, aber die Bedienung am neuen Hubschrauber ist anders. Vor allem aber üben wir die saubere Kommunikation“, sagt der Trainer. Der Hubschrauber dreht zur nächsten Station ab. Insgesamt sind auf dem Flugplatz drei Simulationen aufgebaut, um die Praxis zu testen.

Alle Überwachungssysteme im Blick

Ramona Gildemeister beugt sich zum Patienten. Normalerweise arbeitet die Fachärztin für Anästhesie am Klinikum Dresden-Friedrichstadt. Etwas abseits stehen Dr. Daniel Werner und Medizinpädagoge Timo Friedrich von der ADAC-Luftrettung. Sie sind für die medizinische Schulung zuständig. „Mach alles, wie du es auch im Ernstfall machen würdest“, sagt der Mediziner und notiert sich Stichworte auf dem Zettel. Die Notärztin fordert von Axel Teich Pflaster und eine Binde, um die Flexüle zu sichern. Über diesen Zugang können im Notfall Medikamente und Infusionen gegeben werden.

54 000 Einsätze

Die ADAC-Luftrettung betreibt Rettungshubschrauber-Stationen in ganz Deutschland sowie je eine Station in Österreich und den Niederlanden.

In der Regel sind die ADAC-Rettungshubschrauber von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Einsatz. Einige Stationen fliegen aber auch im 24-Stunden-Betrieb, darunter Bautzen.

Im Jahr 2016 sind die gelben Helikopter zu mehr als 54.000 Einsätzen abgehoben.

Die nächsten ADAC-Luftretter sind in der Region in Senftenberg stationiert sowie zwei weitere Hubschrauber in Leipzig.

Die Rettungsflieger der Bautzener Station fliegen seit 1. April 2012 im Auftrag des ADAC.

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Der Patient aus Plastik kann nicht selber stöhnen. Deshalb wimmert Daniel Werner: „Mir ist kalt.“ Ramona Gildemeister setzt dem Patienten eine Sauerstoffmaske auf das Gesicht. Auf dem mitgebrachten Monitor kann sie seine Körperfunktionen überwachen. Auch diese Apparatur hat sie nur wenige Minuten vorher die 35 Meter mit hinunter aus dem Helikopter zum Unfallort genommen. Insgesamt ist das Bergetau an der Rettungswinde 95 Meter lang. „Damit kommen wir bis 80 Meter herunter, auch in enge Felsspalten. Dafür muss der Hubschrauber aber ganz sicher in der Luft stehen“, sagt Sven Mainz. Windböen lassen die Bäume schaukeln.

Der H 145 dreht ab. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist der neue Christoph 62 aus den Airbus-Werken in Donauwörth leiser und leistungsstärker. Ausgestattet ist er mit den modernsten Funk- und Navigationsanlagen. Im Glas-Cockpit hat der Pilot sämtliche Überwachungssysteme im Blick. Ein Kollisionswarnsystem sorgt darüber hinaus für zusätzliche Sicherheit. Auf die Medizincrew wartet im Bauch des Helikopters eine moderne und vor allem leicht bedienbare Ausstattung. Auch mehr Platz bietet der Hubschrauber. – An der Steuerung sitzt an dieser Trainingseinheit Ulrich Grenz. Neben ihm im Cockpit sitzt ein weiterer Fluglehrer. „Man steigt nicht einfach in einen neuen Hubschrauber wie in ein neues Auto. Wir proben Situationen, die jederzeit passieren können. Je besser alle Handgriffe sitzen, umso besser sind wir für den Ernstfall vorbereitet“, erklärt Trainer Sven Mainz vom Boden aus. Oben in der Luft steht schon wieder Kaj Jende auf den Kufen des Hubschraubers. Die Notfallsanitäter sind die Koordinatoren der Rettungseinsätze. nach ihren Anweisungen positioniert sich der Pilot über der Unfallstelle. Die Kommandos heißen dann: „Vorwärts 18“ oder „Vorwärts 4“. „Das sind Relationsangaben. Bei der 18 weiß der Pilot er muss noch weiter vor, bei der 4 ist er schon quasi am Ort des Geschehens“, sagt der 51-jährige Trainer. Bautzen ist eine von 37 Stationen der ADAC-Luftrettung mit insgesamt 55 Rettungshubschraubern.

Oft im Gebirge unterwegs

Ramona Gildemeister und Bergretter Axel Teich haben ihren Patienten inzwischen für den Transport vorbereitet. „Eins, zwei, drei“, sagt die Notärztin und dirigiert mit ihrem Helfer den Schwerverletzten in den wärmenden Bergesack. Darin befindet sich eine Vakuummatratze. Mit einer Pumpe wird ihr die Luft abgesaugt, so liegt der Patient stabil. Wichtig ist das bei Wirbelsäulenverletzungen. „Wir wissen ja nicht, was passiert ist“, sagt die Anästhesistin und behält dabei den Herz-Kreislauf-Monitor im Blick. Die Situation ist typisch für den Alltag der Bautzener Luftretter. Die Sächsische Schweiz und das Zittauer Gebirge sind für sie häufige Einsatzorte. Etwa 60 mal im Jahr werden sie dorthin gerufen.

Der Hubschrauber nähert sich. Axel Teich prüft noch einmal die Halterung am Bergesack und meldet ins Cockpit, dass der Gestürzte abholbereit ist. „Unter den Verunglückten sind pro Jahr etwa 20 Kletterer. Dazu kommen Fahrradfahrer, aber auch Wanderer mit allergischen Reaktionen“, sagt der Techniker aus der Dresdner Chipfabrik Globalfoundries. Die Bergretter arbeiten ehrenamtlich. Bei Bedarf werden sie durch die Leitstelle dazu gerufen, manchmal sind sie schon vor den fliegenden Rettern am Unfallort. Die Crew ist rund um die Uhr einsatzbereit.

Dr. Daniel Werner und Timo Friedrich sind zufrieden mit ihren Schülern. „Arbeiten Sie nach Ihrem Algorithmus. Behalten Sie die Ruhe und nehmen Sie die Hilfe vom Bergretter immer an“, rät der Arzt seiner Kollegin. Dann meldet sich der Helikopter zurück. Das Bergetau fährt nach unten. Der Patient und die Retter verlassen gemeinsam den sicheren Boden. Für den Augenblick hängt ein Leben am Drahtseil.